Aufruf zu Brandstiftungen: Polizei nimmt Querdenker fest

In einer Telegram-Chatgruppe hatte der Mann öffentlich zu Straftaten aufgerufen. Kurz vor Weihnachten klingelte die Polizei an seiner Tür.
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Am 21. Dezember rückte die Polizei an und durchsuchte die Wohnung des 30-Jährigen (Symbolbild).
Am 21. Dezember rückte die Polizei an und durchsuchte die Wohnung des 30-Jährigen (Symbolbild). © Peter Kneffel/dpa

München - Die Szene aus Corona-Leugnern, Verschwörungstheoretikern und Querulanten radikalisiert sich zunehmend. In ungezählten Chats beim Messenger-Dienst Telegram lassen sie inzwischen ihren Gewaltfantasien freien Lauf. Ihre Wut richtet sich vor allem gegen Politiker und staatliche Institutionen.

In einem Telegram-Chat mit mehr als 1.000 Teilnehmern jammerte ein arbeitsloser 30-Jähriger aus München immer wieder, dass kritische Bürger nicht ernst genommen würden und niemand auf sie hören würde. Es sei Zeit, etwas dagegen zu unternehmen.

Münchner (30) ruft zu Brandanschlägen auf

Er rief in dem Chat dazu auf, Brandanschläge auf Gebäude von Landes- und Bundesbehörden zu verüben. Genaue Ziele benannte er nicht. Doch rund 200 User verfolgten mit Interesse am 14. Dezember gegen 17 Uhr seine Aufforderung, Anschläge zu verüben. "Der Mann ist klar der 'Querdenker-Szene' zuzuordnen", sagt Polizeisprecher Sven Müller.

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Ermittler des Staatsschutzes durchsuchten inzwischen mit richterlicher Genehmigung die Wohnung des Verdächtigen in Neuperlach. Die Fahnder beschlagnahmten Beweismittel, Computer, Speichermedien und Handys. Gegen den 30-Jährigen wird ermittelt wegen der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten. Er befindet sich auf freiem Fuß.

Leute sind aufgefordert, sich bei Demos mit Messern zu bewaffnen

Der Ton in den Chats wird immer aggressiver. Es fällt auf, dass sich immer mehr gewaltbereit zeigen. "In mehreren Gruppen bei Telegram werden Teilnehmer von Demos aufgefordert, Messer zu Protestveranstaltungen mitzubringen", sagt Polizeisprecher Andreas Franken. Es gehe darum, "sich gegen Polizisten zur Wehr zu setzen", heißt es in manchen Textnachrichten ganz unverblümt.

Die Aufforderungen zeigen Wirkung. Bewaffnete Demonstranten wurden bereits festgenommen. Beim "Querdenker"-Marsch am Mittwoch vergangener Woche im Uni-Viertel hatte ein Mann ein Messer eingesteckt. Als ihn Beamte an einer Absperrung nicht durchließen, zog er sein Messer und hielt es laut Polizei drohend in Richtung der Einsatzkräfte. Der Demonstrant wurde festgenommen. Gegen ihn wird ermittelt.

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Im Polizeipräsidium München zeigt man sich beunruhigt angesichts der jüngsten Entwicklung. Beamte im Einsatz würden bei Demos massiv angegangen, bedroht, beschimpft und beleidigt. Acht Beamte wurden nach Angaben des Präsidiums vergangenen Mittwoch bei Protesten verletzt.

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  • BBk am 28.12.2021 18:56 Uhr / Bewertung:

    Wie kann man diesen Rattenfängern blind nachlaufen die sich zunehmend radikalisieren und zu Gewalt und Brandanschlägen aufhetzen dazu aufrufen bei Demos Messer mitzunehmen, um sie gegen Polizisten einzusetzen sie bedroht, beschimpft und beleidigt.
    Dazu missbrauchen sie noch zynisch und feige Kinder als Schutzschilde. Das sind die Vorbilder? Das ist widerlich!
    Wer bis heute Corona leugnet besitzt offensichtlich nicht genügend Geisteskraft die Realität zu erkennen deswegen nennt man sie zu Recht Covidioten.
    Die sind nicht die „Mitte“ die stehen am Rande, am Abgrund asozial - abgestürzt.

  • Kadoffesalod am 31.12.2021 09:42 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von BBk

    Kinder als Schutzschilde zu mißbrauchen, hat sich als erfolgreich erwiesen und etabliert.

    Beispielsweise wird ein Gefechtsstand, der Standort für den Abschuss von Raketen etc. in oder bei einer Schule, einem Krankenhaus mit Kindern, einem Kinderheim o. ä. eingerichtet. Nachdem der Angriff erfolgt ist, richten sich die Verteidigungsmaßnahmen des Angegriffenen zwangsläufig gegen den Gefechtsstand, von dem die Angriffe ausgingen. Ebenso zwangsläufig erwischt es dabei die Einrichtung und oft sogar Kinder, die bewusst dort belassen wurden. Davon macht man dann Foto- und Filmaufnahmen, manipuliert diese noch damit alles noch dramatischer wirkt und präsentiert es der Weltöffentlichkeit.

    Als Mensch mit normalem Rechtsempfinden, Anstand und Moral verurteilt man solche Methoden aufs Schärfste.

    Als Mensch der gegen Coronamaßnahmen, gegen den Staat, gegen die Polizei etc. demonstriert, schaut man sich das ab und macht es nach.

  • aberdochsonicht2 am 28.12.2021 15:02 Uhr / Bewertung:

    Aufruf zu Brandstiftungen, Festnahme - gut, nur wo bleiben die Festnahmen bei den ausgeführten Brandstiftungen an Stromversorgungskabeln, Mobilfunkeinrichtungen, Privat-Pkws, BR-Sendemast in München schon vor den "Querdenkern"?

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