Aschermittwoch im Franziskaner: Das abgespeckte Fischessen
München - Ein geselliges Beisammensein in Zeiten eines Krieges - kann man das, darf man das - oder lieber nicht? Diese Frage stellte sich die Münchner Wirtefamilie Reinbold in den vergangenen Tagen immer wieder. Das Ergebnis nach langen Diskussionen und vielem Nachdenken: Ja, aber anders.
Fischessen im Franziskaner mal anders: "Kein wildes Schunkeln oder Feiern"
So findet am Aschermittwoch ab 18 Uhr zwar das legendäre Fischessen im Franziskaner statt. Jetzt das große A-B-E-R, wie Mathias Reinbold zur AZ sagt: "Wir haben tatsächlich lange überlegt und uns dafür entschieden, das Fischessen nicht abzusagen. Doch es wird keine Stimmungsmusik wie sonst geben, kein wildes Schunkeln oder Feiern. Es wird alles ganz gediegen sein, ein gemütlicher Abend, anders würde es in die jetzige Zeit auch nicht passen."
550 Gäste: Keine Absagen für Wirtefamilie Reinbold wegen Ukraine-Krieg
Was ihn und seinen Vater, Edi Reinbold (Schützenfestzelt, Löwenbräukeller), zusätzlich überzeugt hat, den Promi-Treff, der vor über 55 Jahren ins Leben gerufen wurde, stattfinden zu lassen: "Kein einziger Gast hat uns im Vorfeld wegen des Ukraine-Kriegs abgesagt oder seine Reservierung zurückgezogen. Die Menschen haben gerade jetzt ein großes Bedürfnis, sich auszutauschen."
So werden ab 18 Uhr 550 Gäste in den Franziskaner strömen (Dresscode: Tracht; Esscode: Waller), um sich auszutauschen und die Fastenzeit gebührend mit viel Fisch und Flüssigem (das Menü kostet heuer 66 Euro) einzuläuten.
Eine Einladung gilt nach wie vor als gesellschaftlicher Ritterschlag und Ego-Schmeichler, die Plätze sind fest verteilt - und unverkäuflich. Sie werden vererbt auf Lebenszeit.
Mathias Reinbold: "Das Verhalten der Menschen hat sich geändert"
In den Vor-Corona-Jahren spielten traditionell beim Fischessen immer Live-Bands und sorgten so für Tanz- und Anbandel-Stimmung unter den Gästen (Politik, Wirtschaft, Show) - das fällt heuer eben aus.
Für Wirt Mathias Reinbold kein Problem - im Gegenteil: "Erst Corona, jetzt Ukraine, das Verhalten der Menschen hat sich geändert. Es gibt ein Bedürfnis, miteinander zusammen zu sitzen und die wichtigen Dinge zu besprechen. Dazu braucht es keine laute Musik."
- Themen:
- Edi Reinbold
- Löwenbräukeller
- München