Armbrust-Prozess: "Ich habe in der Nacht vor der Tat davon geträumt"

Der Prozess um den Armbrust-Angriff vom September 2016 geht in die nächste Runde. Die Frau des Angeklagten erzählt von traumatisierenden Erlebnissen.
Bernhard Lackner |
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Victor S. beim Prozessauftakt.
anf Victor S. beim Prozessauftakt.

München - Es ist der zweite Tag im Prozess gegen Victor S. (41.). Den Mann, der im September vergangenen Jahres mit einer Armbrust auf den neuen Freund seiner Frau geschossen hatte. Aus Notwehr, wie er zum Prozessauftakt Tags zuvor noch beteuerte. Eine zweifelhafte Geschichte.

Auch an diesem zweiten Prozesstag schlüpft er in die Rolle des harten Hundes. Cool, abgeklärt, beinahe desinteressiert. Sein Blick ist fast durchgehend nach unten gerichtet, die Beine sind übereinander geschlagen.

Nicht einmal als Olga S., Noch-Ehefrau des Angeklagten, den Raum betritt, wandert sein Blick nach oben. Sie ist eine kleine, zierliche Frau. Mit leiser, zittriger Stimme beantwortet sie die Fragen des Vorsitzenden Richters.

1997 wurden sie und Victor S. ein Paar, nur ein Jahr später wurde sie schwanger. Doch das junge Glück sollte nicht lange halten: Schon während der Schwangerschaft hat der Angeklagte sie zum ersten Mal geschlagen, in den Jahren darauf erlebte sie fast täglich Gewalt. Immer wieder habe er sie verprügelt, gewürgt und sexuell missbraucht, "auch vor den Kindern“, erzählt sie. Noch immer keine Regung auf der Anklagebank.

Mehrere Morddrohungen und ein Einbruch

Wenige Monate nach der Trennung 2015 lernte sie Qais D. kennen, der Terror durch ihren Ex-Partner hatte damit jedoch kein Ende. Mehrmals drohte Victor S., beide umzubringen. Im Juni vergangenen Jahres brach er Nachts mit einer Eisenstange bewaffnet in ihre Wohnung ein. Qais D. konnte ihn gerade noch mit einer Schreckschusspistole vertreiben. Doch damit nicht genug.

"Ich habe in der Nacht vor der Tat schon davon geträumt“, erzählt Olga S. Den ganzen Tag über habe sie ein schlechtes Gefühl gehabt. In der Nacht zum 6. September 2016 telefonierte sie mit ihrem Freund, während dieser auf dem Heimweg von der Arbeit war. "Plötzlich habe ich einen Schuss gehört. Ich habe sofort die Polizei gerufen“, schildert sie. Es war der Bolzen aus der Armbrust, der gegen die Hauswand geprallt war. Als sie nach unten vor die Tür kam, sah sie Victor S. von der Polizei gefesselt auf dem Boden liegen.

Es war bis zu diesem Prozesstag ihre letzte Begegnung gewesen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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