Anti-Pegida: Diese Promis sind gegen Fremdenhass
München - Hass auf Migranten, Hetze gegen Minderheiten: Nein, danke! In diesen Tagen formiert sich Münchens größte Koalition gegen rechte Parolen – und trommelt zur Protestveranstaltung gegen den Aufmarsch des bayerischen Pegida-Ablegers „Bagida“ am Montag am Sendlinger-Tor-Platz. Dort wollen um 18.30 Uhr 300 Pegida-Anhänger demonstrieren, diesmal offiziell aufgerufen von der Aktivistin Birgit M., die zum Umfeld von Michael Stürzenberger gehört, Chef der rechtsextremen Splitterpartei „Die Freiheit“. Der hetzte schon auf einer Kundgebung der „Hooligans gegen Salafisten“, vergleicht den Koran gern mit Hitlers „Mein Kampf“, betreibt einen rassistischen und antisemitischen Blog und wird vom Verfassungsschutz beobachtet.
DER OB RUFT ZUM PROTEST
Kann München das dulden? Dass Rechtsextremisten und deren Sympathisanten erneut mitten durch das Herz von München laufen wollen? Eine unerträgliche Vorstellung für die meisten Bürger dieser Stadt. Und auch unerträglich für Münchens Oberbürgermeister (SPD). „Ich werde jedem Versuch, unsere Stadtgesellschaft zu spalten, entschieden entgegen treten“, empört sich Dieter Reiter. Er ruft seine Bürger auf, erneut aufzustehen gegen Rechts, am kommenden Montag noch einmal zur Protestkundgebung am Sendlinger-Tor-Platz zu erscheinen. „Keinen Platz“ zu lassen für Hetze, Hass und Ausgrenzung. „München ist eine bunte und tolerante Stadt und ich stehe dafür, dass das so bleibt“, erklärt der OB. „Hier leben Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe und Religion zusammen. Gerade das macht München so einzigartig. Ich bin sicher, dass auch am kommenden Montag die gesamte Münchner Stadtgesellschaft erneut ein deutliches Zeichen gegen Rassismus setzen wird.“
MÜNCHEN IST BUNT
Bereits am Mittwoch hat der Verein „München ist bunt“ für Montag, 17 Uhr, eine Gegen-Kundgebung angemeldet (sie startet eineinhalb Stunden vor dem Bagida-Aufmarsch, AZ berichtete). Vereinssprecherin Micky Wenngatz: „Wir wollen so viele Menschen wie möglich mobilisieren, um die Bagida-Demonstranten gebührend zu empfangen.“
BELLEVUE DI MONACO
Mit im Boot: Till Hofmanns Aktionsbündnis „Bellevue di Monaco“, das vor Weihnachten bereits 20 000 Menschen zu einer Kundgebung gegen Rechts an den Platz vor der Oper getrommelt hat. Die Aktivisten werben unter dem Motto: „Platz da!? München ist laut! München ist bunt!“ Hoffmanns Appell: „Bringt alles mit, was Krach macht: Instrumente, Töpfe, Hupen, einfach alles. Je lauter es wird, umso besser kann man uns hören.“
BÜNDNIS FÜR TOLERANZ
Über das OB-Büro hat sich nun auch das „Münchner Bündnis für Toleranz, Demokratie und Rechtsstaat“ formiert. Dem gehören unter anderem die großen Kirchen und Religionsgemeinschaften, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Münchner Universitäten, Schwulen- und Lesbenverbände, Wohlfahrtsverbände, die Volkshochschule und der Kreisjugendring an. Tausende Münchner finden deshalb seit gestern über ihre Facebookseiten oder per E-Mail den Aufruf vor, am Montag in Massen zur Gegen-Demo zu stoßen.
TRILLERPFEIFEN BEIM DGB
„Ab 14 Uhr können Trillerpfeifen am der Pforte des DGB-Hauses in der Schwanthalerstraße 64 abgeholt werden“, lässt beispielsweise Verdi-Chef Heinrich Birner verbreiten, der über 50 000 Verdi-Mitglieder vertritt. „Damit den ausländerfeindlichen Hetzern von Pegida, Bagida und Muegida auch lautstark signalisiert werden kann, dass sie unerwünscht sind!“ „Wir werden laut gegen Intoleranz und Ausgrenzung!“, verschickt der Kreisjugendring (200 000 Mitglieder) per Rundmail. Diverse Wohlfahrtsverbände wie der Paritätische Wohlfahrtsverband teilen den Demo-Aufruf des Vereins für Sozialarbeit, in dem Vorstand Johannes Seiser zur Protestkundgebung ruft – und versenden ihn weiter an ihre Mitglieder.
DER PROTEST DER KIRCHEN
Auch die katholische und evangelische Kirche trommeln zum Protest gegen Rechts. „Wir setzen uns für Religionsfreiheit ein und distanzieren uns vehement von Pegida“, sagt Stadtdekanin Barbara Kittelberger. „An vielen evangelischen und katholischen Kirchen hängt seit zwei Jahren das Schild: ‘Die Welt ist bunt, gottseidank, Rechtsextremismus zerstört’ – das ist jetzt aktueller denn je.“
„Die Vielfalt ist ein Markenzeichen der Stadt München“, sagt Felix Leibrock vom Evangelischen Bildungswerk, „wir haben als Familie an Weihnachten auch dieses Jahr Muslime als Gast gehabt. Wir haben zusammen gefeiert. Gerade in diesen Zeiten müssen wir das Gemeinsame fördern.“
PARTEIEN UND ALT-OBs
Alt-OB Christian Ude (SPD), der am Montag wegen eines Termins in Bremen nicht in München sein kann, hofft – wie seine Vorgänger Schorsch Kronawitter und Hans-Jochen Vogel – dass die Gegendemo „erneut deutlich größer ist als die von Pegida, Muegida oder Bagida“: „Es ist leider möglich, dass Pegida durch die Ereignisse in Paris Auftrieb bekommt“, so Ude. „Umso mehr muss man deutlich machen, dass die Anführer von Pegida Rechtsextreme sind. Das Volk darf sich nicht von so einer kleinen Gruppierung missbrauchen lassen. Wer denen folgt, hat nichts kapiert.“ Grünen-Fraktionschefin Gülseren Demirel zeigt sich ähnlich besorgt: „Wir müssen aufpassen, dass jetzt nicht Stimmung gegen die in Deutschland lebenden Muslime gemacht wird. Mit Angst haben Rechtsradikale immer schon die besten Geschäfte gemacht. Ich stamme selbst aus einem muslimischen Land und lebe schon lange in München – wir gehören hierher. Deshalb sollte sich jeder Mensch gegen Pegida engagieren.“
CSU GEGEN PEGIDA
Neben der Münchner SPD, Grünen, Rosa Liste, FPD, Linken, Piraten und dem Ausländerbeirat ruft nun auch die Münchner CSU zur Teilnahme an der Protestkundgebung auf. „Ich lehne Pegida entschieden ab“, sagt Bürgermeister Josef Schmid (CSU). „Deutschland droht keine Islamisierung des Abendlands. Hier werden von zweifelhaften Personen ausländerfeindliche Ressentiments geschürt.“ Parteichef und Kultusminister Ludwig Spaenle erklärt: „Die CSU München distanziert sich in aller Deutlichkeit von den politischen Hintermännern der Pegida-Bewegung und ihren Parolen“. „Im Hinblick auf den abscheulichen Terrorakt in Paris gilt es umso mehr muslimische Mitbürger nicht unter einen Generalverdacht zu stellen“, sagt CSU-Stadtrat Marian Offman. „Der Feind der Demokratie sind Radikale jeder Couleur und nicht unbescholtene muslimische Mitbürger.“