Angeklagter Islamist koopert mit Terror-Fahndern

In München steht das Ex-Mitglied einer syrischen Terrorgruppe selbst vor Gericht, gleichzeitig sagte er in einem Düsseldorfer Prozess stundelang als Zeuge aus. Dafür gab's Lob vom Richter!
dpa/az |
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Der Angeklagte Harun P. vor Gericht in München: Neben seiner eigenen Verhandlung zeigte er sich in einem Düsseldorfer Prozess durchaus kooperativ, in Form von längeren Zeugenaussagen. (Archivbild)
dpa Der Angeklagte Harun P. vor Gericht in München: Neben seiner eigenen Verhandlung zeigte er sich in einem Düsseldorfer Prozess durchaus kooperativ, in Form von längeren Zeugenaussagen. (Archivbild)

München - Der Angeklagte arbeitet intensiv mit Terror-Fahndern und Gerichten zusammen. Der Münchner afghanischer Herkunft hat in einem Düsseldorfer Terrorprozess dem Gericht als Zeuge stundenlang Rede und Antwort gestanden, lobte am Donnerstag der Vorsitzende eines Staatsschutzsenats am Oberlandesgericht München. Während seine eigene Verhandlung lief, hat der 27-Jährige bei zwei mehrstündigen Vernehmungen dem Bundeskriminalamt Auskunft über andere deutschsprachige Terroristen gegeben.

Der junge Mann ist wegen Mitgliedschaft bei der terroristischen Vereinigung Junud al-Sham und gemeinschaftlichen Mordes angeklagt. Er hat sich der syrischen Terrororganisation im Oktober 2013 angeschlossen, nachdem er vorher schon auffällig war, wie eine Psychologin des Berufsförderungszentrums schilderte. Der Angeklagte litt unter psychisch bedingten starken Kopfschmerzen und war ein so genannter Ritzer, verletzte sich also selbst. Sie habe ihm eine psychotherapeutische Behandlung empfohlen, sagte die Sachverständige.

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Der Angeklagte hat den Ermittlungen zufolge in Syrien im Februar 2014 an einem Sturm auf das Zentralgefängnis von Aleppo teilgenommen, bei dem neben 22 Angreifern zwei Soldaten der Regierungstruppen und fünf Häftlinge umkamen. Im April 2014 trennte sich der Angeklagte von Junud al-Sham, er wurde auf dem Rückflug in Prag festgenommen und nach München ausgliefert.

Seither hat sich der 27-Jährige nach seinen Angaben vom Ziel der Vereinigung - Errichtung eines Gottesstaates unter Geltung der Scharia - gelöst. Im Untersuchungsgefängnis hat er sich nach Angaben von Anwalt Adam Ahmed auf eigene Initiative einer evangelischen Gesprächsrunde angeschlossen. Einer Zeugenaussage der Leiterin misst die Bundesanwaltschaft "keinerlei Beweiswert" bei. Der Senat will die Zeugin trotzdem hören.

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Einen größeren Beweiswert hat aber für den Vorsitzenden Richter Manfred Dauster der Zeugenauftritt des 27-Jährigen in dem Terrorprozess am Rhein. Er habe sich in Düsseldorf über mehrere Stunden mit der Verteidigung "beharkt" und möglicherweise zur Verurteilung der Angeklagten beigetragen: "Da hat er die Hosen runter gelassen." - Der Münchner Prozess dauert weiter an.

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