Am 20. Todestag am Grab von Rudolph Moshammer: "Weiße Blumen mochte er am liebsten"
München - Es ist eiskalt am Dienstag auf dem Ostfriedhof. Doch das hält viele Münchner nicht davon ab, zu dem imposanten Mausoleum gleich hinter der Aussegnungshalle zu kommen. Hier ist die letzte Ruhestätte von Rudolph Moshammer und seiner Mutter Else. Es ist Mosis 20. Todestag.
Frische Blumen und Kränze liegen da, Grablichter brennen. Auch Moshammers (vorletzter) Chauffeur Thomas Hilbert (58) hat sich auf den Weg zu dem Mausoleum gemacht. Er ist mit dem Zug aus Altötting gekommen. "Ich komme jedes Jahr am Todestag", sagt er. Und dann sprudeln die Erinnerungen nur so aus ihm heraus.

Eineinhalb Jahre war er im Hause Moshammer beschäftigt: vom 1. Juli 1992 bis zum 2. Februar 1994. Eine Weihnachtskarte von Moshammer, Zeitungsartikel und auch das Arbeitszeugnis von damals hat er aufgehoben. "An die Arbeit bin ich damals durch eine Stellenanzeige in der AZ gekommen", erzählt der 58-Jährige. Sein Lohn damals: 2300 Mark. Er sei auch Butler gewesen und um die Mutter habe er sich gekümmert.

Und natürlich um die Luxus-Schlitten: "Herr Moshammer hatte zwei Rolls-Royce, einen weißen Geschäftswagen und einen blauen zum Einkaufen. Ich habe sie jeden Tag mit Hand gewaschen und poliert", erzählt Hilbert.
Mutter und Sohn seien immer früh aufgestanden. "Wenn ich morgens nach Grünwald in die Villa kam, fragte mich Herr Moshammer immer: ,Können Sie mir die Knöpfe am Hemd zumachen?' Er hatte lange Fingernägel, damit ging das schlecht."
Den Kaffee vom Dallmayr zahlte der Chauffeur stets mit einem 1000-Mark-Schein
Um 9 Uhr chauffierte Thomas Hilbert Else Moshammer und ihren Rudi immer in die Boutique Carnaval de Venise in der Maximilianstraße 14, natürlich mit dem weißen Rolls-Royce. Danach wurde der Chauffeur erst mal zum Dallmayr geschickt. "Ich habe jeden Tag ein Pfund Kaffee gekauft. Mama Else hat mir dafür immer einen 1000-Mark-Schein mitgegeben. Dabei hat der Kaffee nur so 14 Mark gekostet."

Und sämtliche Klatschzeitungen musste der Chauffeur kaufen. "Das war immer ein ganzer Stapel", erinnert sich Hilbert und zeigt mit den Händen, wie hoch der Zeitungsstapel war. "Herr Moshammer wollte immer wissen, ob er drinsteht."

Wollte Mama Else zum Friseur, um sich die Haare wieder blau-lila färben zu lassen, brachte Hilbert sie mit dem Wagen hin. "Obwohl das nur ein paar Meter waren. Das war in einer Seitenstraße von der Maximilianstraße", erinnert er sich. "Der Friseur kam immer raus und hat ihr die Tür geöffnet." Um 18 Uhr wurde das Ladengeschäft geschlossen. Dann ging es oft zum Essen – zum Beispiel in den Bayerischen Hof – oder zu Events. "Sie sind viel ausgegangen. Für Mama Else habe ich aber auch zu Hause gekocht. Sie hat gern Miracoli gegessen und einen Rotwein getrunken."
Ein Rolls-Royce war zu klein für all die Koffer – also fuhren sie mit zwei
Wenn Mosi dann nach Hause kam, habe er seine Kleidung gewechselt. "Er hat eine Jeans und eine schwarze Lederjacke angezogen." Dann sei Moshammer noch mal alleine – ohne Chauffeur – losgezogen. Manchmal habe er seinen Chauffeur auf dem Weg noch zur U-Bahnhaltestelle gebracht.
Die schönsten Erinnerungen hat Thomas Hilbert an die Festspiele 1992 in Salzburg. Moshammer hatte sich kurz zuvor einen neuen Rolls-Royce gekauft, der etwas kleiner war als der vorherige, erzählt der damalige Chauffeur. "Die Koffer gingen nicht alle rein in den neuen Rolls-Royce. Da hat er zu mir gesagt: ,Herr Hilbert, Sie fahren mit dem blauen Rolls-Royce hinterher.'" Drei Wochen hätten sie zu dritt im Schloss Fuschl residiert. "Er hat alles für mich gezahlt." Der Aufenthalt in dem Luxushotel habe insgesamt 27.000 Mark gekostet.

Doch im Folgejahr endete der Aufenthalt zu dritt in Salzburg und Umgebung dramatisch. Am 10. August 1993 habe Else Moshammer gegen 14 Uhr zu ihrem Sohn gesagt: "Du Rudi, mir geht's ganz, ganz schlecht, wir müssen jetzt fahren!" Der damalige Chauffeur: "Als wir zurück waren in Grünwald, hat sie sich aufs Sofa gelegt, noch drei Schnaufer getan und war tot. Herr Moshammer hat geweint wie noch nie."

Kurze Zeit später wurde Else Moshammer in dem Mausoleum auf dem Ostfriedhof beigesetzt. Thomas Hilbert kannte die Grabstätte zu diesem Zeitpunkt schon. Er erzählt, dass er dabei gewesen war, als Mutter und Sohn sie ausgesucht hatten. Moshammer habe damals in der Gruft zu ihm gesagt: "Da liegt mal die Mama. Und da liege ich."
Thomas Hilbert legt am Dienstag weiße Rosen und Lilien am Mausoleum nieder. "Weiße Blumen", sagt er, "mochte Herr Moshammer am liebsten."
- Themen:
- München