Als das Tantris noch Nizzasalat servierte: Wie dort jetzt aus alten Menüs Kunst wird

Die Künstlerin Annette Sandner hat gemeinsam mit den Köchen des Schwabinger Luxusrestaurants auf 70er Jahre Speisekarten kulinarische Kunstwerke geschaffen. Sie heißen Culinary Timepieces und sind in limitierter Auflage erhältlich
Ruth Frömmer
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
1  Kommentar
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
So hat Benjamin Chmura den Nizzasalat interpretiert. Auf dieser Speisekarte stehen auch Hummercocktail und "Heringsfilet bonne femme".
Annette Sandner 5 So hat Benjamin Chmura den Nizzasalat interpretiert. Auf dieser Speisekarte stehen auch Hummercocktail und "Heringsfilet bonne femme".
So dekorativ werden nicht alle Cocktails verschüttet. Der Old Fashioned macht sich jedoch bestens auf dem Tantris-Rot.
Annette Sandner 5 So dekorativ werden nicht alle Cocktails verschüttet. Der Old Fashioned macht sich jedoch bestens auf dem Tantris-Rot.
Die Ente mit grünem Pfeffer war Teil des Silvestermenüs des Jahres 1972 im Tantris. Zur Vorspeise gab's damals Kaviar, Fasanenkraftbrühe, Trüffel mit Gänseleber, Seezunge - und dazu natürlich jede Menge Weinempfehlungen.
Annette Sandner 5 Die Ente mit grünem Pfeffer war Teil des Silvestermenüs des Jahres 1972 im Tantris. Zur Vorspeise gab's damals Kaviar, Fasanenkraftbrühe, Trüffel mit Gänseleber, Seezunge - und dazu natürlich jede Menge Weinempfehlungen.
Diese Birnen-Tulpe stand als "Tulipe de poire" im Jahr 1978 auf der Speisekarte. Eine deutsche Übersetzung war damals nicht in Mode.
Annette Sandner 5 Diese Birnen-Tulpe stand als "Tulipe de poire" im Jahr 1978 auf der Speisekarte. Eine deutsche Übersetzung war damals nicht in Mode.
Annette Sandner ist in einem Gastronomie-Betrieb aufgewachsen. Heute ist sie als Fotografin spezialisiert auf kulinarische Themen.
Annette Sandner 5 Annette Sandner ist in einem Gastronomie-Betrieb aufgewachsen. Heute ist sie als Fotografin spezialisiert auf kulinarische Themen.

München – Das Tantris ist der Geburtsort des deutschen Küchenwunders", sagt Annette Sandner. Eckart Witzigmann hat hier Meilensteine in Sachen Kochkunst gesetzt, Heinz Winkler stand am Herd und Hans Haas. Nun führt Benjamin Chmura das Traditionshaus ins neue Zeitalter - ohne die alten Meister aus dem Blick zu verlieren.

Im Tantris-Archiv sind noch alle Speisekarten seit den Anfängen verwahrt. Ein Blick darauf gleicht einem Ausflug in die Geschichte der deutschen Sterneküche. Wer würde heute darauf kommen, dass in den frühen Siebziger Jahren tatsächlich ein Nizzasalat auf der Karte stand – natürlich als "Salade niçoise".

So dekorativ werden nicht alle Cocktails verschüttet. Der Old Fashioned macht sich jedoch bestens auf dem Tantris-Rot.
So dekorativ werden nicht alle Cocktails verschüttet. Der Old Fashioned macht sich jedoch bestens auf dem Tantris-Rot. © Annette Sandner

Einige Gerichte stehen wieder auf der Speisekarte

Der jetzige Küchenchef Benjamin Chmura hat die alten Tantris-Gerichte zusammen mit seinem Chef Pâtissier Maxime Rebmann und Bar Chef Jörg Krause noch einmal zubereitet, angerichtet und in die Jetzt-Zeit übersetzt: den erwähnten Nizzasalat zum Beispiel oder den Cocktail Old Fashioned. "Caneton au poivre vert", eine Ente mit grünem Pfeffer oder "Saumon en Croûte", ein Lachs im Blätterteigmantel, stehen aktuell sogar auf der Tantris-Speisekarte.

Die Ente mit grünem Pfeffer war Teil des Silvestermenüs des Jahres 1972 im Tantris. Zur Vorspeise gab's damals Kaviar, Fasanenkraftbrühe, Trüffel mit Gänseleber, Seezunge - und dazu natürlich jede Menge Weinempfehlungen.
Die Ente mit grünem Pfeffer war Teil des Silvestermenüs des Jahres 1972 im Tantris. Zur Vorspeise gab's damals Kaviar, Fasanenkraftbrühe, Trüffel mit Gänseleber, Seezunge - und dazu natürlich jede Menge Weinempfehlungen. © Annette Sandner

Annette Sandner ist in einem Gastronomiebetrieb aufgewachsen und hat sich als Fotografin auf kulinarische Themen spezialisiert. Schon vor ein paar Jahren hat sie begonnen, sich durch historische Speisekarten bis ins 19. Jahrhundert zurück zu stöbern und gemeinsam mit den Köchen Franz-Josef Unterlechner und Sascha Kemmerer Kunstwerke geschaffen, die die alten Blätter mit echten Gerichten in Szene setzen.

Annette Sandner ist in einem Gastronomie-Betrieb aufgewachsen. Heute ist sie als Fotografin spezialisiert auf kulinarische Themen.
Annette Sandner ist in einem Gastronomie-Betrieb aufgewachsen. Heute ist sie als Fotografin spezialisiert auf kulinarische Themen. © Annette Sandner

Die historischen Menüs dienen als Teller

"Culinary Timepieces" nennt Sandner ihre Werke, die man sich in Küche oder Esszimmer hängen kann. Die Auszüge aus den Speisekarten bilden den Untergrund, auf dem die Gerichte mal penibel genau, mal etwas dynamischer angerichtet werden. Nun ist die Tantris-Edition dazugekommen und Sandner schöpft aus einem Fundus von über 50 Jahren Sterneküchen-Geschichte. Insgesamt sieben unterschiedliche Motive sind entstanden. Alle mit Tantris-Speisekarten aus den Siebziger Jahren.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Die Werke sind als limitierte Drucke auf Hahnemühle Photo Rag Papier, holzgerahmt mit Passepartout erhältlich. Sie kosten - je nach Größe - zwischen 590 und 2500 Euro.


Alle Motive und Informationen: www.culinarytimepieces.de

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
1 Kommentar
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Bluto am 20.10.2024 12:10 Uhr / Bewertung:

    Das faszinierendsten an alten Speisekarten sind oft die Preise:
    1974 kostete im Tantris offenbar ein La Tâche 1966 160 DM, das Doppelte von einem Moët &Chandon zu 80 DM.
    Eine kurze Internet-Recherche zeigt für den Moët heute einen Einkaufspreis von ca. 45€ und für den La Tâche 2016 zw. 6.000€ und 8.000€
    Ein schönes Beispiel dafür, dass ab einer gewissen Qualitätsstufe der Preis von Wein weniger die höhere Qualität als die Knappheit des Produkts in Relation zur Nachfrage abbildet.
    Eine Beruhigung für alle Weinliebhaber, deren Bankkonto nicht 7-stellig ist!

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.