"Aiwanger hat nur Gegenspieler": So geht's dieses Jahr auf dem Nockherberg in München zu
Au - "Wäre Christian Lindner letztes Jahr mal zum Nockherberg gekommen", sagt der Schauspieler Christian Pfeil, "vielleicht hätte seine Partei bei den Landtagswahlen dann doch noch die Fünf-Prozent-Hürde geknackt." 2023 schlüpfte Pfeil zum ersten Mal in die Rolle des FDP-Politikers, und er ist heute noch überwältigt von der hohen Aufmerksamkeit der Veranstaltung.
Umso mehr freut er sich, dass er Christian Lindner noch einmal spielen darf. "Lindner hat sich nicht verändert. Er ist nur ein bisschen verzweifelter geworden", sagt Pfeil und lacht. Eine zentrale Rolle kann der Unter-Fünf-Prozent-Politiker aber nicht einnehmen, oder? "In der Eigenwahrnehmung der Figur spielt Christian Lindner selbstverständlich eine zentrale Rolle", antwortet Pfeil.
Singspiel auf dem Nockherberg in München: "Lustig wird's auf jeden Fall"
Worum es in Singspiel geht, darf er nicht verraten. Buch und Regie kommen wieder von Stefan Betz und Richard Oehmann. Im letzten Jahr landeten die Politiker nach einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel. "Was ihnen in diesem Jahr passiert, möchte man ihnen auch nicht wünschen", so der vage Hinweis Pfeils. Aber er verspricht: "Lustig wird's auf jeden Fall!" Er merke schon bei den Proben, dass regelmäßig ein Kollege am Rand sitze und sich schlapp lache. Gespielt werden unter anderem die Politiker Olaf Scholz, Robert Habeck, Katharina Schulze und Friedrich Merz.

Natalie Hünig erzählt ebenfalls nichts Konkretes über das Singspiel. Die Schauspielerin des Augsburger Staatstheaters spielt in diesem Jahr zum ersten Mal auf dem Nockherberg mit. Geprobt hat sie aber schon einmal. Vor vier Jahren sollte sie die SPD-Politikerin Saskia Esken spielen. Dann kam Corona und das Singspiel fiel ins Wasser. Umso mehr hat sie sich über die Anfrage in diesem Jahr gefreut. Ihre Rolle soll aber noch ein Geheimnis bleiben. Sie schlüpfe in eine Figur, die sie selbst nicht so gut kennt, erzählt sie der AZ. "Ich bin ein Faktotum, darf in verschiedenen Zungen sprechen, bin keine Politikerin und halte den Laden zusammen", gibt sich Hünig rätselhaft.
Judith Toth wird beim Nockherberg-Singspiel Michaela Kaniber verkörpern
Ebenfalls neu auf dem Nockherberg ist die Schauspielerin Judith Toth. Sie darf sogar über ihre Figur und deren Nockherberg-Premiere sprechen: Es ist die Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). "Ihren leicht angebaierten Dialekt beherrsche ich ganz gut", sagt Toth. Kaniber kommt aus Bad Reichenhall, sie selbst aus Traunstein. Den Rest der Figur habe sie sich durch genaues Beobachten erarbeitet. "Kaniber hat ein paar kleine Feinheiten, subtile Eigenheiten", weiß Toth, "und sie ist eine selbstsichere Person, die sich bodenständig präsentiert."

Man könnte Kaniber als Gegenspielerin von Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sehen, der sich als Sprachrohr der Bauern inszeniert. Er wird in diesem Jahr zum zweiten Mal von Stefan Murr gespielt.
Aber der findet: "Hubert Aiwanger hat doch eigentlich nur Gegenspieler in der Politik." Kommen auch die ganz schmutzigen Themen ins Singspiel, wie etwa Aiwangers Flugblatt-Affäre? "Im Idealfall wird alles thematisiert, was die Politiker im vergangenen Jahr verbrochen haben", sagt Murr. Ein Aspekt wird auch sein, wie Aiwanger sich seinem Chef und Koalitionspartner Markus Söder (CSU) gegenüber verhält.
Den wiederum verkörpert Thomas Unger. "Ich bin gerade schon im Franken-Modus", erzählt der, "aber wenn das Singspiel vorbei ist, dann schalte ich den sofort wieder aus." Die Nervosität bei ihm und seinen Kollegen steige langsam. Es sei schon etwas Besonderes, wenn die Protagonisten in echt im Publikum sitzen, finden die Schauspieler. "Am besten nicht hinschauen", da sind sich alle einig.