ADFC warnt: So gefährlich leben Münchens Radler

Der ADFC will das Radfahren in der Stadt München sicherer machen – auch für den Stadtrat ist die Sicherheit für Radler ein Thema.
von  Annika Schall
Wer in München Fahrrad fährt, lebt mitunter gefährlich.
Wer in München Fahrrad fährt, lebt mitunter gefährlich. © dpa

München - Loreeley war auf dem Weg zu Schule, als sie an der Kreuzung Moosacher Straße Ecke Schleißheimer Straße mit dem Rad über die Ampel wollte. Die Schülerin hatte Grün, doch der Fahrer eines Lkw übersah das 9-jährige Mädchen beim Abbiegen und erfasste es. Loreeley starb wenige Tage später im Krankenhaus (AZ berichtete).

Fälle wie dieser aus dem vergangenen Mai passieren immer noch viel zu häufig. Deutschlandweit steigt nach Angaben des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) die Zahl, der durch abbiegende LKW getöteten Radfahrenden seit einigen Jahren stetig.

Und auch sonst leben Radler gefährlich: Vier Tote und 247 Schwerverletzte, das ist die Bilanz aus dem vergangenen Radljahr allein in München. Zu viele, findet ADFC-Kreisvorstand Martin Glas: "Wir sind leider weit entfernt von der ‚Vision Zero’, also dem Ziel ‚Null Verkehrstote’. Wir fordern daher, die gefährlichsten Einmündungen und Kreuzungen umgehend zu entschärfen."

ADFC macht Vorschläge für sichereres Radfahren in München

Wie das genau aussehen könnte, dazu liefert der ADFC eine Reihe von Vorschlägen. So will der Fahrrad-Club an Hauptverkehrsachsen Radspuren mit physischen Barrieren vom Autoverkehr abtrennen. Zudem müssten an gefährlichen Kreuzungen Radwege mit Signalfarbe markiert und so geführt werden, dass die Radler im Sichtfeld des Autoverkehrs sind.

Auch getrennte Ampelphasen für Abbieger und Geradeausfahrer können laut ADFC sinnvoll sein. Um tragische Fälle wie den von Loreeley zu verhindern, fordert der Club zudem eine flächendeckende Ausstattung von Lkw mit Abbiegeassistenzsystemen.

Auch der Stadtrat steht hinter der "Vision Zero". Ende April hat er dazu ein neues Verkehrssicherheitskonzept verabschiedet. Wie das Radeln in München sicherer werden soll, stand zwar noch nicht darin, aber die Verwaltung soll dafür innerhalb eines Jahres geeignete Maßnahmen ausarbeiten.

Kreuzungen müssen sicherer werden, sagen Grüne

Die Vorschläge des ADFC könnten da gute Anregungen geben, da ist man sich fraktionsübergreifend einig. "Besonders unsere Kreuzungen müssen sicherer werden", findet etwa Paul Bickelbacher von den Grünen. "Gerade bei Bordsteinradwegen treffen Rad- und Autofahrer hier unvermittelt aufeinander. Wir brauchen bessere Markierungen."

Bettina Messinger von der SPD sieht neben den vom ADFC genannten Problemen noch ein weiteres: "Radspuren werden oft zugeparkt. Wenn Radfahrer ausweichen, kommt es zu gefährlichen Situationen mit Fußgängern und Autofahrern." Schon in der Vergangenheit hatte die SPD deshalb Schwerpunktaktionen der Verkehrsüberwachung beantragt.

Sabine Bär von der CSU sieht auch die Planung der Radwege als wichtigen Ansatzpunkt: "Um Radwege wirklich sicher zu machen, muss man sie so bauen, dass es zu wenig Konflikten mit Autofahrern kommt. Rad- und Autostrecken müssen nicht immer nebeneinanderliegen". Ein Gedanke, der sich auch in den geplanten Radlautobahnen spiegelt.

Abgetrennte Fahrspuren für Radler? Unrealistisch

Wenig Zustimmung finden allerdings die physischen Barrieren. In den USA sind durch Poller geschützte Spuren schon zu finden, ob sich das allerdings auch in München umsetzen lässt, bezweifeln die Parteien. "Diese Fahrbahnen brauchen viel Platz. Damit haben wir in München ohnehin schon Probleme", so Bickelbacher. Einzelne Teststrecken könnten sich aber alle vorstellen.

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