"Absolut unvorstellbar!": Wo während der Sanierung des Olympiastadions definitiv keine München-Konzerte stattfinden werden

München - Die halbe Musikwelt rätselt, ob AC/DC noch einmal auf Welttournee gehen. Und einer, der schon etwas mehr weiß als die anderen, ist der Münchner Oberbürgermeister. Die australischen Hardrocker würden im Juni 2024 im Olympiastadion auftreten, sagte Dieter Reiter (SPD) laut der "Süddeutschen Zeitung" am Dienstag im Rathaus. Dort befasste sich der Stadtrat eigentlich mit Plänen, zum Start der Fußball-EM im kommenden Jahr den britischen Popsänger Ed Sheeran auf die Theresienwiese zu holen.
München-OB Reiter: Hat er aus Versehen heimliche AC/DC-Welttournee verraten?
Sheeran hatte schon mehrfach das Olympiastadion ausverkauft – warum sollte er nun also auf das Wiesn-Gelände ausweichen? Reiter kannte die Antwort und plauderte lapidar aus, was eigentlich noch geheim ist und weltweit Gerüchte über eine Welttournee von AC/DC befeuert. Und die Münchnerinnen und Münchner kommen im Juni 2024 in den Genuss von zwei Riesenkonzerten an einem Tag. Oder müssen sie aushalten, je nach Musikgeschmack.
So waren die musikalischen Mega-Events in München wieder einmal das Thema des Tages. Wie so oft – egal ob Bruce Springsteen, Helene Fischer oder Depeche Mode: Wenn die berühmtesten Bands und Künstler kommen, kriegt das jeder mit, selbst wer nicht zum Konzert geht. So laut wummern die PA-Anlagen durch die Stadt und so hell strahlen die Scheinwerfer oder Feuerkanonen.
Wochen vorher und nachher sind die Events Thema in den Kaffeeküchen, Bürofluren und Zeitungen der Stadt: Hast du gesehen, wie Pink an Bungeeseilen vom Zeltdach gesprungen ist? Warst du dabei, als 130.000 Menschen bei Helene Fischer fast vom Regen weggespült wurden? Und hat eigentlich irgendwer Karten für Taylor Swift bekommen?
Olympiastadion in München wird zwei Jahre lang renoviert: Konzerte in der Allianz Arena
Doch in den kommenden Jahren könnte München etwas vom Reiz dieser Riesenspektakel einbüßen. Dann nämlich, wenn mit dem Olympiastadion eine der größten Spielstätten der Stadt saniert wird und vorerst schließen muss. 2025 und 2026 soll das passieren. Als Ausweichmöglichkeit wurde kürzlich die Allianz Arena vorgestellt.
Allerdings: Gut ein Dutzend Konzerte finden pro Jahr im Olympiastadion statt – in der Arena können es nur drei, allenfalls vier sein. Fußball und FC Bayern werden hier immer Vorrang haben. Was passiert mit dem Rest? Können sie auf andere Stätten ausweichen oder machen die Superstars dann einen Bogen um München?
Tobias Kohler von der städtischen Olympiapark GmbH, der das Stadion gehört, weist darauf hin, dass man nicht von pauschal einem Dutzend Riesenkonzerten im Stadion pro Jahr ausgehen kann. "Es gibt keine feste Anzahl", sagt er. Zwar seien es 2022 mehr als zehn gewesen, aber die letzten Jahre seien im Vergleich auch "sehr gute gewesen", sagt er der AZ. "Mal sehen, wie viele Termine in dem möglichen Zeitfenster unterkommen." Andere mögliche Standorte als die Allianz Arena habe man nicht im Blick.
"Auswirkungen von Konzerten lassen sich ganz deutlich an Zahlen ablesen"
Selbst wenn drei Konzerte in Fröttmaning stattfinden können – kann das klappen? Ist die Allianz Arena überhaupt für Musik geeignet? "Im Olympiastadion ist natürlich mehr Platz, aber die Open-Air-Konzerte finden ja in anderen Städten auch in reinen Fußballstadien statt", sagt Kohler. Und bei kniffligen Fragen der Beschallung würden die Technik-Teams "im Dreiklang aus Olympiapark, Allianz Arena und Veranstalter" sicher eine Lösung finden.
Ohnehin rücken Konzertveranstalter immer mit Dutzenden Lkw-Ladungen an Ausrüstung an, erklären Branchenkenner, egal um welches Stadion es geht. Die Anforderungen der verschiedenen Künstler und Bands sind so unterschiedlich und teils so extravagant – Stichwort Pyrotechnik – sodass Sportarenen dafür nicht eigens ausgestattet sind.
Für den städtischen Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner (CSU) sind die Riesenevents weniger Spektakel als vielmehr günstige Standortfaktoren für die einheimischen Hotels und Restaurants. "Die Auswirkungen der Konzerte, Messen, Festivals oder Fußballspiele lassen sich immer ganz deutlich an den Zahlen ablesen", erklärt er. Ein Beispiel: Ein Hotelier habe ihm berichtet, dass sich für den Zeitraum der Konzerte von Taylor Swift im Juli 2024 im Olympiastadion die Buchungen verachtfacht haben.

Theresienwiese oder Messegelände: Veranstalter können ausweichen
Baumgärtner glaubt nicht, dass die Hotellerie einen Dämpfer bekommen wird, wenn das Olympiastadion also Konzert-Fläche ausfällt. Schließlich gebe es mit der Theresienwiese und dem Messegelände noch weitere Spielstätten, auf die Veranstalter ausweichen könnten. Gerade die Messe wird aber als Veranstaltungsort kritisch gesehen, seit im August 2022 ein Konzert von Helene Fischer vor 130.000 Zuschauern spektakulär ins Wasser fiel. Am Veranstalter gab es scharfe Kritik wegen des Umgangs mit dem schwierigen Wetter.
Für Baumgärtner kein Ausschlussgrund. Für das Wetter sei kein Veranstalter verantwortlich zu machen. "Und bei all dem Motzen war mein Eindruck, dass es eher um das Bashing eines Konzertveranstalters ging, der nicht aus München kam", sagt er. "Allen Veranstaltern, die meinen, das Konzert war Mist, sage ich: Ja, dann macht es halt selber besser."
Taylor Swift im Grünwalder Stadion? "Absolut unvorstellbar"
Die Orte sind also da, findet Baumgärtner, darum hält er auch einen harten Kampf der Veranstalter um die knappen Slots in der Allianz Arena für unwahrscheinlich. "Die müssen solche Riesensachen eh immer lange im Voraus planen, ich glaube, dass die sich schon zurechtfinden werden."
Zumindest bis 2027, dann soll das Olympiastadion wieder geöffnet werden. Und falls die Sanierung doch länger dauert? Kein Problem, erklärt Tobias Kohler von der Olympiapark GmbH. "Für das Jahr 2027 ist vorgesorgt", sagt er. Auch dann könne man, sofern nötig, die Allianz Arena noch als Ausweichquartier nutzen. "Dann haben wir ein Jahr Puffer, das sollte reichen."
Apropos Stadien als Ausweichquartiere – da gibt's doch noch eines in München. Ein sehr populäres, mythenumranktes gar: das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße, wo die Münchner Löwen spielen. Das sei allerdings nur für den Fußball gedacht, erklärt Wirtschaftsreferent Baumgärtner, nicht für Riesenevents, und dabei werde es bleiben. Taylor Swift im Grünwalder Stadion? "Absolut unvorstellbar."