Abercrombie and Fitch: Aufstand gegen Duft
Zitrone und Moschus: Die US-Marke Abercrombie & Fitch in der Sendlinger Straße versprüht in ihrem Laden einen intensiven Duft. Das nervt Anwohner.
Altstadt - Die Modekette Abercrombie & Fitch hat ein eigenwilliges Geschäftskonzept. Nicht nur, dass Mitarbeiter Waschbrettbauch und Modelmaße haben sollen, die US-Marke appelliert klar an die Sinne ihrer Kunden. In den Läden ist es dunkel, die Musik dröhnend laut und – es riecht intensiv nach Parfüm.
So auch im frisch eröffneten Laden in der Sendlinger Straße. Wer hier eingekauft, nimmt nicht nur neue Klamotten mit nach Hause, sondern auch, mehr oder weniger freiwillig, den Duft.
Irre: Abercrombie lockt immer noch die Massen
Der hauseigene Herren-Duft „Fierce“ wird über die Lüftungsanlage im Laden verteilt. Nach Zitrone und Moschus soll er riechen. Der Hackenviertel-Anwohnerin Monika Oberndorfer stinkt das gewaltig. Der Duft-Einsatz im Laden ist so intensiv, dass der Geruch nach draußen dringt. „Je nach Witterung steht der Geruch regelrecht in der Sendlinger Straße.“
Die 37-Jährige wohnt direkt ums Eck und muss oft an dem Geschäft vorbei. „Am Anfang fand man es noch angenehm“, sagt sie. „Aber auf die Dauer hat man das Parfüm einfach über. Eine totale Reizüberflutung.“
Monika Oberndorfer stellte bei der Bürgerversammlung des Stadtbezirks Altstadt-Lehel einen Antrag: Die Stadt möge etwas gegen die Geruchsbelästigung durch Abercrombie & Fitch unternehmen.
Die Zustimmung gibt ihr Recht: Der Antrag wurde mit großer Mehrheit beschlossen. Die 37-Jährige betont, es gehe ihr nicht um ein grundsätzliches Verbot des Parfüm-Einsatzes. „Man könnte sich ja auf Samstagen oder Sonderaktionen beschränken.“
Der Antrag aus der Bürgerversammlung geht nun an die zuständige Stelle der Stadtverwaltung. Welche das ist, weiß man bei der Stadt nicht auf Anhieb. Das Kreisverwaltungsreferat verweist auf AZ-Anfrage an das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU). Dort ist man überfragt: „So ein Problem hatte ich noch nie“, sagt RGU-Sprecherin Karin Zettler. Jetzt wird sie sich damit beschäftigen müssen.
Wie die Verwaltung in anderen Städten. Denn der Ärger um Duftwolken rund um Abercrombie-Filialen ist nicht neu: In Hamburg beschwerten sich Anwohner und Gewerbetreibende. Dort prüfen die Behörden nun die Emissionswerte.
„Der Einsatz von Düften ist im Einzelhandel seit vielen Jahren üblich“, sagt Einzelhandelverbands-Sprecher Bernd Ohlmann. „Das ist Teil des Marketings wie Musik oder Licht. Es geht um den Wiedererkennungswert.“ Fühlen Kunden sich gestört, hätte das den gegenteiligen Effekt. „Ein klassisches Eigentor.“
Diesen Effekt hat Ohlmann vor kurzem selbst erlebt: „In Hamburg riecht man den Abercrombie-Shop schon zwei Straßen entfernt.“