74 Stunden pro Jahr im Stau

Der Navi-Anbieter TomTom hat die Fahrten seiner Kunden analysiert. Dabei kam München auf den vierten Platz der deutschen Stau-Hitparade. Alarmierend: Die Verzögerungen nehmen zu.
von  Rudolf Huber
Alltag in München: Stau auf dem Mittleren Ring.
Alltag in München: Stau auf dem Mittleren Ring. © dpa

München - Montagvormittag ist ganz schlecht. Donnerstagnachmittag auch: Da herrscht Stau-Alarm auf Münchens Straßen, und zwar richtig. Zum Wochenstart und kurz vor dem Wochenende klemmt es auf allen Routen am ärgsten. Das ergab die Auswertung von knapp sechseinhalb Millionen Kilometern, die Münchner Autofahrer von April bis Juni dieses Jahres real zurückgelegt haben. Unerfreulich: Die „Stau-Quote” ist gegenüber dem letzten Jahr deutlich gestiegen.

Lesen Sie hier: Ist das Münchens verstopfteste Straße?

Die jetzt veröffentlichten Daten stammen vom Navi-Hersteller TomTom, dessen Zentralrechner Echtzeit-GPS-Daten der Kunden (mit deren Einverständnis) sammelt und auswertet: Wer fährt wann, wo und wie lange?

Die Ergebnisse sind beeindruckend. So steht ein Münchner, der täglich zwei Mal eine 30-Minuten-Tour zur und von der Arbeit absolviert, pro Jahr 74 Stunden im Stau – also mehr als drei volle Tage. 2012 waren es „nur” 71 Stunden Verzögerung. Damit rutschte München im bundesdeutschen Vergleich vom fünften auf den vierten Platz vor.

Die Stau-Spitzenreiter: Stuttgart, Hamburg und Berlin.

Der Navi- und Software-Spezialist rechnet die verkehrsbedingten Behinderungen in einen „Stau-Level” um: Er liegt für ganz München bei 24 Prozent. Das bedeutet: Wer morgens und abends im Berufsverkehr unterwegs sein muss, braucht dazu knapp ein Viertel länger als in staufreien Zeiten.

Dabei spielt es eine entscheidende Rolle, welche Straßen genutzt werden: Auf den 1344 Kilometern Staats-, Bundes- und Bezirksstraßen liegt die Verzögerung bei bei 34 Prozent, die Fahrt dauert mehr als ein Drittel länger. Auf den 530 Kilometern Autobahnen in und um München sind es 17 Prozent Fahrzeit zusätzlich. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine leichte Verbesserung für die Fernstraßen und eine Verschlechterung für den Rest.

Abgesehen von großen Einzelmaßnahmen wie dem Bau des Ringtunnel West, der für reichlich Stau sorgt, ist die angespannte Verkehrssituation in München ein Zeichen für eine grundsätzliche Überlastung des Straßennetzes. TomTom-Chef Harold Goddijn sieht das Zahlenwerk denn auch als Basis für die Politik in Stadt, Land und Bund: Es könne dabei helfen „Verkehrsprobleme effizient zu managen”.

In der Liste der ganz schlimmen Münchner Staufallen gibt es zwei Kategorieen: Die Dauerbrenner – und die Kurzzeit-Nerver.

In die erste Abteilung gehören natürlich die Großbaustelle für den Süd-West-Ringtunnel rund um den Luise-Kiesselbachplatz: Dafür gibt es schon fast eine Stau-Garantie. Ebenfalls weit vorne: der Isarring. Dort klemmt es trotz der Fahrbahnteiler und der unterschiedlichen Ampelschaltung für linke und rechte Spur.

Ebenfalls ein Dauer-Problem – bis Mitte Dezember: die Folgen der Umbauarbeiten im Zentrum Pasings. Auch die Blockabfertigung am Allacher Tunnel ist ein Langzeit-Thema.

Aber auch akute Staufallen gibt es derzeit reichlich in der ganzen Stadt: etwa an der Ecke Elisen-/Sophienstraße, in der Albert-Roßhaupter-Straße oder der Tierparkstraße. 

 

Rudolf Huber

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