529 Tonnen rollen im Schneckentempo durch München

München - Ein gut 90 Meter langer Konvoi aus Polizei-, Hilfsfahrzeugen und zwei riesigen Tiefladern steht still in der Schwanthalerstraße. Ein seltsames Bild an diesem Sonntagnachmittag. Menschen in Warnwesten lehnen an den Fahrzeugen, rauchen eine Zigarette und warten.
Im Schneckentempo durch München: Turbine wiegt 210 Tonnen
"Gerade ist Pause", sagt Björn Schlesinger von der Verkehrspolizei. Er überwacht den Schwertransport der Gasturbine, die an diesem Wochenende in das Heizkraftwerk Süd in Sendling geliefert wird. Auf insgesamt 42 Achsen werden die 210 Tonnen schwere Turbine und der dazugehörige Generator transportiert. Die Fahrt durch die Münchner Innenstadt ist die letzte Etappe der Reise, die die Maschine zunächst per Schiff vom französischen Ort Belfort aus über Rhein, Main und Donau bis nach Kehlheim angetreten hat.
Von dort geht es auf dem Landweg weiter. Die letzten 20 Kilometer bis Sendling werden im Schritttempo zurückgelegt. Was sonst eine gute Stunde Fahrt mit dem Auto dauert, streckt sich hier über ein ganzes Wochenende und bedeutet Millimeterarbeit, wenn die fünf Meter hohe Turbine unter einer Ampel durchmanövriert werden muss.
Wenige Schaulustige auf den Straßen
Wegen der Ausgangsbeschränkungen sind nur wenige Schaulustige auf den Straßen und das passt Schlesinger gut, denn dass ihm bei diesem ohnehin schon komplizierten Transport noch "der ein oder andere Münchner unter den Laster kraxelt", kann er nicht gebrauchen. Der neue "Gasturbosatz" ist die erste von zwei Turbinen, die im Heizkraftwerk zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt werden. Sie sind energieeffizienter als ihre Vorgänger und werden in der Übergangsphase genutzt, "bis wir die Energie für München komplett CO2-neutral erzeugen können", wie Helge-Uve Braun, der Technische Geschäftsführer der Stadtwerke, sagt.
Bis der Transport gegen vier Uhr nachmittags das Heizkraftwerk erreicht, läuft alles wie geplant – nur an der Wiesn steht auf einmal ein Auto im Weg und der Fahrer brüllt aus dem Fenster. Er hat einen Termin zum Corona-Test auf der Theresienwiese und kommt nicht auf das Gelände. Doch bis die Polizei eine Umleitung gefunden hat, muss er nur kurz warten.
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