30-Jähriger rast im Drogenwahn durch die Stadt

München - Es ist ein dramatischer Moment im Gerichtssaal: Jonas S. (30, Name geändert) wendet sich direkt an den jungen Polizisten (25) im Zeugenstand und entschuldigt sich. Dazu hat er allen Grund. Am 11. Februar 2016 gegen 23:15 Uhr hatte der Unternehmensberater an der Landsberger Straße mit seinem weißen 1er-BMW auf den jungen Beamten zugehalten, als dieser ihn anhalten wollte. Der Polizist konnte sich nur mit einem Sprung retten. "Ich habe die Stoßstange gespürt", erinnert er sich.
Im Heckenstallertunnel rammt der Raser einen Mazda – und flieht
Jonas B. war nicht zu stoppen. Unter dem Einfluss von Drogen raste er weiter. Im Heckenstallertunnel erwischte es einen 45-jährigen Österreicher, der mit seinem Mazda auf der linken Spur fuhr. Er habe noch gesehen, wie ein Auto sich schnell näherte und wohl versuchte, ihn zu überholen, sagt der Zeuge aus. Doch da war nicht genug Platz. Der Mazda wurde regelrecht abgeschossen.
Der Mazda-Fahrer war gezwungen, eine Haltebucht anzusteuern. Andere Autofahrer stoppten und halfen ihm. Jonas S. war nicht darunter. Er raste weiter Richtung Heimat. Warum eigentlich? "Ich hatte das Gefühl, so schnell wie möglich nach Hause zu müssen." Beim psychiatrischen Gutachter Matthias Hollweg hat er noch von "Stimmen" berichtet, die ihm Befehle gaben, vor Gericht spricht er nur noch von "Tönen".
Die Folge: ein Schaden von 4.500 Euro am Heck des Mazda. Schlimmer noch: Der Fahrer erlitt ein Schleudertrauma. "Ich war zehn Tage krank geschrieben." Zuhause in Thalkirchen angekommen, rammte der 30-Jährige schließlich auch noch das Garagentor. Weiterer Schaden: 3.000 Euro.
Ein Vorwurf vor Gericht: Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr
Jonas S. wird ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, versuchte gefährliche Körperverletzung sowie gefährliche Körperverletzung, Sachbeschädigung und Unfallflucht vorgeworfen. Der Raser leidet oder litt unter einer schizomanischen Störung. Der Konsum von Cannabis soll laut Antragsschrift der Staatsanwaltschaft eine Psychose bei ihm ausgelöst haben. Sie beantragt, ihn in der Psychiatrie unterzubringen.
Nach seiner Unfallflucht tauchte er erst einmal bei seiner Freundin unter. Die Polizei fand ihn erst zwei Monate später. Er kam in U-Haft, dann für zwei Monate in die Psychiatrie, wurde im November 2016 wieder entlassen. Tatsächlich macht er am ersten Prozesstag einen äußerst überlegten, einsichtigen Eindruck. Cannabis konsumiere er nicht mehr.
Dem jungen Polizisten verspricht er, dass so etwas nie wieder vorkommen werde. Der zögert ein wenig und antwortet dann in sehr nachdenklichem Ton: "Es hätte auch jemand sterben können."
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