25 Hinweise aus ganz Deutschland: Wie viele Menschen hat Grzegorz W. auf dem Gewissen?

München - Wie viele alte und pflegebedürftige Menschen sind Opfer des unter Mordverdachts stehenden Pflegehelfers Grzegorz W. geworden? Einen Tag nach Bekanntwerden seines Falles gingen beim Polizeipräsidium München bis Mittwochabend 26 neue Hinweise ein. In acht weiteren Orten soll er Patienten versorgt haben. Die Senioren stammen aus den Landkreisen Kitzingen, Forchheim, Fürstenfeldbruck und Traunstein sowie aus dem Märkischen Kreis, dem Raum Tuttlingen, Berlin und Hannover.
W. hat die hochbetagten Patienten für zwei oder drei Tage Zuhause versorgt. Oft wurde ihm gekündigt, weil er zu wenig Engagement zeigte, oder sich gegenüber den Patienten aggressiv verhielt. Die Münchner Mordkommission prüft, ob auch einige dieser Patienten Insulin-Injektionen verabreicht bekamen oder deren Wertsachen verschwunden sind. Bisher gehen die Ermittler davon aus, dass W. fünf Patienten Insulin gespritzt hat. Vier überlebten. Franz W. (87) aus Ottobrunn starb am Rosenmontag. Rechtsmediziner stellten Einstiche an dem Toten fest und einen zu niedrigen Blutzuckerwert. Geld und EC-Karten des Opfers wurden bei dem Pfleger gefunden. Als Motiv vermuten Ermittler Habgier.
"Nirgendwo ist es so einfach zu morden, wie in der Pflege"
W. könnte auch für den Tod eines Patienten aus Mülheim an der Ruhr verantwortlich sein. Der Rentner kam im Mai 2017 mit niedrigem Blutzucker ins Krankenhaus. Zwei Monate später starb er. Nachdem die Tochter erklärt hatte, ihr Vater sei nie zuckerkrank gewesen, nahm die Polizei Ermittlungen gegen den Pflegehelfer wegen Mordes auf. Haftbefehl gegen W. wurde nie beantragt.
"Ob diese Verfahrensweise sachgerecht war, bedarf einer näheren Prüfung", erklärte am Mittwoch eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Duisburg. Der Patient sei dement gewesen. Man habe nicht ausschließen können, dass er sich selbst Insulin gespritzt habe. Das Medikament habe offen in der Wohnung gelegen. Mehrere Personen hätten zu ihr Zutritt gehabt.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert unterdessen eine amtsärztliche Leichenschau für alle verstorbenen Pflegebedürftigen. "Nirgendwo ist es so einfach zu morden, wie in der Pflege", sagt Vorstand Eugen Brysch. Denn Sterben komme bei Pflegebedürftigen nicht unerwartet. Das gelte in Pflegeheimen, aber auch in Krankenhäusern.
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