Koch von zwei 16-Jährigen totgeschlagen: War es Mord?

Wegen des jugendlichen Alters der Angeklagten ist die Öffentlichkeit von der Verhandlung ausgeschlossen.
John Schneider |
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An der Bushaltestelle im Einsteinring ist Julian M. (r.) von den beiden Schülern Ivo D. (links oben) und Mirko K. (links unten) zusammengeschlagen worden.
Petra Schramek, ho An der Bushaltestelle im Einsteinring ist Julian M. (r.) von den beiden Schülern Ivo D. (links oben) und Mirko K. (links unten) zusammengeschlagen worden.

München - Das Licht im Infokasten vor dem Gerichtssaal B 177 flackert stark, aber die Botschaft ist unmissverständlich: "Nicht öffentlich". Die Prozessbeteiligten bleiben unter sich. Hinter verschlossenen Türen wird seit Dienstag versucht, die Umstände des gewaltsamen Todes von Julian M. (25, alle Namen geändert) zu klären. Hinter verschlossenen Türen, weil auf der Anklagebank zwei Jugendliche sitzen, die zum Zeitpunkt der Tat beide erst 16 Jahre alt waren.

Ivo D. und Mirko K. sollen den Jungkoch Julian M. ausgeraubt und mit einem einzigen Faustschlag getötet haben. Die Staatsanwaltschaft spricht von Raub mit Todesfolge, aber auch von versuchtem Mord durch Unterlassen. Beide hätten wissen können, dass ihr Opfer verstirbt, holten aber keine Hilfe - um ihre Straftat zu verdecken. Ein Mordmerkmal.

Der Koch war ein Zufallsopfer - sie wollten ihn "abzocken"

So soll es sich abgespielt haben: Der junge Spanier kommt von der Arbeit als angehender Koch in einem Hotel in der Nähe des Tatorts am Einsteinring in Dornach (Kreis München). In dem Gewerbegebiet treiben sich am 31. März 2017 auch die beiden 16-Jährigen rum. Als sie Julian M. sehen, kommen sie auf die Idee ihr Zufallsopfer "abzuzocken".

Sie sprechen Julian M. an. Dann schlägt einer der beiden unvermittelt mit der Faust zu. "Es war ein einziger, sehr wuchtiger Schlag", berichtete Staatsanwalt Laurent Lafleur damals von den Ermittlungsergebnissen. Der Kopf des Opfers wird so stark herumgerissen, dass Blutgefäße reißen und er an einer Hirnblutung verstirbt. Das macht aus dem Mord einen versuchten Mord, so die Argumentation der Staatsanwaltschaft. Denn selbst wenn die Täter Hilfe geholt hätten, wäre diese zu spät gekommen, um den Tod zu verhindern. Dass sie weggelaufen sind, statt zu helfen, fällt deshalb juristisch nicht mehr so ins Gewicht.

Die 16-Jährigen stehlen das Handy und den Geldbeutel ihres Opfers. Aus dem Geldbeutel nehmen sie etwa 50 Euro, dann versenkten sie diesen in einem Teich. Ein Taxifahrer findet Julian M. drei Stunden später. Doch alle Rettungsversuche kommen zu spät.

Die Täter werden nur drei Tage nach der Tat geschnappt. In ihren Vernehmungen geben sie die Tat zu, zeigen sich aber beide überrascht, dass ihr Opfer tot ist.

Der Prozess wird fortgesetzt. Ein Urteil soll laut bisheriger Planung am 26. März gefällt werden.

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