Aufstieg auf den Drachenberg über Luzern

Luzern - „Dieses System ist einmalig hier am Pilatus, gibt es nirgendwo auf der Welt“ erklärt Christian Banzer von den Pilatus-Bahnen. „Es war eine sehr aufwändige Installation, aber eine sehr gute. 95 Prozent des Trassenmaterials: Zahnstangen und Schienen stammt von 1889.“ „Das ist auch der guten Schmierung zu verdanken“ ergänzt während der Fahrt der Triebwagenführer. Die Technik war damals bahnbrechend, die Zahnräder greifen horizontal von links und rechts in die Zahnstange. Früher, unter Dampf, brauchte man noch anderthalb Stunden für die Strecke. Heute braucht die elektrifizierte Pilatusbahn rund eine Halbestunde für die 4,6 Kilometer lange Strecke mit einem Höhenunterschied von 1635 Metern. Sie ist die steilste Zahnradbahn der Welt. Drei Passagen mit einer 48-prozentiger Steigung werden bewältigt. Bergauf schneller als den Berg runter, weil bergab der Druck durch Gewicht berücksichtigt werden muss.
Imposante Erscheinung
Markant und spektakulär gibt sich der 2132 Meter hohe Pilatus. Mit seinem Erscheinungsbild als freistehender und höchster Berg ringsum, bietet er eine grandiose Aussicht mit atemberaubendem Gipfelpanorama. Eigentlich sind es gleich drei Gipfeln, und jeder wartet mit einer faszinierenden aber doch anderen Sicht ins Land und Umgebung. Der eine heißt Esel. Zahlreiche gesicherte Stein- und Felsstufen führen steil hoch zur zerklüfteten Felskuppe mit herrlicher Rundsicht. Eine Bergatmosphäre mit Ausblick auf dutzende Schweizer Alpengipfel und mit einem besonderen Blickfang auf die Buchten des Vierwaldstättersees. Der zweite Gipfel, direkt gegenüber auf der anderen Seite des Sattels, ist der Oberhaupt mit Gipfelkreuz und Livecam-Kamera. Über die Balustrade des kleinen Gipfelplateaus hinweg schaut man tief hinunter auf die weiße neugotische Klimsenkapelle, die sich prächtig macht im Grün der Bergmatten eines kleineren Ausläufers.
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Von Pontius zu Pilatus
Auch unterhalb des Gipfels herrscht reges Treiben. Ein Rundgang führt kurzweilig durch eine Felsengalerie. Hier wird’s märchenhaft spannend, Mythen und Legenden ranken sich schon seit jeher um den Berg. Pilatus – der Drachenberg. Infotafeln auf dem Drachenweg erzählen, dass ein Drache in den Felsklüften gehaust haben soll. Und dass die Seele des römischen Präfekten in Jerusalem Pontius Pilatus die letzte Ruhe im ehemaligen, inzwischen verlandeten Pilatussee gefunden haben soll. Heute gibt es weder den See, noch den Feldherrn, dafür aber sehr viele Touristen aus aller Herren Länder, nicht wenige aus dem amerikanischen und asiatischen Raum. Pilatus ist ein bekanntes Reiseziel!
Steinböcke unterwegs
Zum Tomlishorn, dem dritten und höchsten der drei Gipfeln, führt sogar ein Info-Blumenpfad. Schön angelegt entlang einer senkrecht abfallenden Felswand und gesichert zu den Abgründen hin, ist es eine sehr lohnende Sache. Auch in aller Herrgottsfrüh, wenn Tiere auf den Grashängen beim Äsen sind. Eine Kolonie von etwa 120 Steinböcken ist in der steinigen Wildnis auf dem Pilatus beheimatet. An gewissen Tagen findet eine von erfahrenen Alt-Wildhütern geführte Steinbock-Safari statt.
Bergerlebnis mit Genuss
Den Pilatus kann man zu Fuß über mehrere Wanderwege besteigen. Oder als bequemes Hilfsmittel die Technik nutzen. Und hier eignet sich besonders die „Goldene Rundfahrt“, eine Kombination, die es in sich hat. Schiff, Zahnradbahn und Seil- und Gondelbahn sind jeweils für sich schon Highlights. Über den Viewaldstättersee bis Alpnachstad geht es geruhig mit dem Schiff. Dort am Fuße des Pilatus wartet schon die Zahnradbahn. Die steilste der Welt, mit fast einem ganzen Höhenmeter pro zwei Meter Strecke erklimmt sie den über 2100 Meter hohen Sattel mit den beiden Hotels Pilatus-Kulm und Bellevue. Eine Einkehr in Restaurant oder Biergarten zum Erfrischen und Aussicht zu genießen ist schon Pflicht, eine Übernachtung mit Sonnenaufgang dafür die Kür. Am Abend den letzten Sonnenstrahlen beim Untergang beiwohnen, wenn sie die Felsen der Gipfel rötlich erleuchten lassen. Und in der Früh das aufgehende Morgenrot erleben, anfangs oft erst ein diffuses Nebel-Licht-Naturerlebnis direkt über dem Vierwaldstättersee – ein wahres Bergerlebnis.
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Hoch und steil
Ein halbes Dutzend Aufstiegswege tragen dazu bei, dass der Pilatus als einer der beliebtesten Schweizer Berge dasteht. Es empfiehlt sich gegen die Richtung der „Goldenen Fahrt“ hoch zu wandern. Von der Krienser Talstation geht es über Bergwiesen und durch Wald nach Fräkmüntegg, wo andere von der Panorama-Gondelbahn in die Luftseilbahn umsteigen. Und wo Abenteuerliche auch ihr Können, Gewandtheit und Abenteuerlust recht luftig im Hochseilpark und Rodelbahn testen oder beweisen. Nicht ganz so luftig, aber anspruchsvoll in alpinem Gelände geht es weiter. Ein Felsensteig zieht sich steil an einem Bach entlang und an Felsklippen leicht ausgesetzt über Treppenstufen und einen Grashang zum Sattel mit der Klimsenkapelle empor. Danach ein letzter schweißtreibender Abschnitt zu den viel besuchten Pilatushöhen. Der Abstieg verläuft auf der anderen Seite über unzählige Serpentinen ebenfalls steil und vor faszinierender Bergkulisse. Erst imponiert die tolle Aussicht auf das Matthorn, ein etwas niedrigerer Berg des Pilatusmassivs. Ab der Mattalp bis Ämsigenalp geht’s meist entlang der Schmalspurgleisen und man wird von den roten Bahnen abgelenkt. Danach verschwinden diese im Tunnel und der Pfad führt durch schattigen Wald nach Alpnachstad, wo entweder per Schiff oder S-Bahn zurück nach Luzern die Rundtour beendet wird.
Unser aller Berg
Für die Luzerner ist der Pilatus ihr Hausberg. Aber zugleich verläuft direkt über den Gipfel auch die Kantonsgrenze zwischen den Halbkantonen Ob- und Nidwalden. Christian kennt es: „Jeder sagt ‚mein Pilatus’, er ist sehr persönlich.“ Alle möchten halt ein Stück haben vom magischen und sagenumwobenen Bergmassiv.
Auskunft
Allgemeine Infos zu Luzern und Pilatus erteilt Schweiz Tourismus www.myswitzerland.com und Pilatus-Bahnen www.pilatus.ch.