Rekord-Bahnstreik trifft Pendler und Autofahrer

Verspätungen, Zugausfälle, überfüllte Wagen, genervte Pendler - zum sechsten Mal in drei Monaten haben die Lokführer am Morgen die Arbeit niedergelegt. Der Streik auf der Schiene könnte am Ende sogar die Autofahrer treffen.
dpa/az |
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Berlin - Der längste Lokführerstreik in der Geschichte der Deutschen Bahn ist seit Donnerstagmorgen in vollem Gang. Nach dem Güterverkehr bleiben seit 2.00 Uhr auch im Fern- und Regionalverkehr und zum Teil bei der S-Bahn die Züge stehen. Die Bahn sprach am Morgen von massiven Beeinträchtigungen im Personenverkehr. Mit Ersatzfahrplänen will das Unternehmen bis zum Streikende am Montagmorgen einen Teil der Züge verlässlich auf der Strecke halten. Sie warnte Reisende und Pendler aber vor Ausfällen und längeren Reisezeiten.

Auto- und Lkw-Fahrer müssen sich wegen der Ausfälle im Güterverkehr spätestens am Wochenende darauf einstellen, dass das Benzin an einigen Tankstellen knapp werden könnte - zumindest nach Einschätzung der Logistikbranche. Bei der Kraftstoffversorgung "wird es aus meiner Sicht auf jeden Fall Engpässe geben, zumal ja auch das Aufkommen im Individualverkehr erhöht sein wird", sagte Gunnar Gburek vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik dem Sender MDR Info. Raffinerien hätten Probleme, die Tankstellen zu beliefern.

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Gburek rechnet "spätestens Sonntag oder Montag" mit Problemen. In einigen Wirtschaftsbranchen werde es "auf jeden Fall Produktionsausfälle" geben.

Die Bahn setzt beim Streik auf Ersatzmaßnahmen: Der Betrieb laufe "ausgedünnt, aber weitgehend stabil", teilte der Staatskonzern mit, der sich auf beamtete Lokführer stützt, die nicht streiken dürfen. Für Donnerstag und Freitag sind die Ersatzfahrpläne bereits öffentlich. Der Plan für Samstag soll am heutigen Donnerstag um 12.00 Uhr folgen, der für Sonntag am Freitagmittag.

Je nach Region trifft der Streik die Kunden im Regionalverkehr unterschiedlich stark. In West- und Norddeutschland fahre noch etwa jeder dritte Zug, in Süddeutschland sogar 40 Prozent, im Osten dagegen nur 15 bis 30 Prozent des üblichen Angebots. Dort ist die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) am besten organisiert.

Sie will mit dem Streik im Tarifkonflikt mit der Bahn den Druck erhöhen. Die GDL fordert für die Beschäftigten mehr Geld, eine kürzere Arbeitszeit und will neben den Lokführern auch das übrige Zugpersonal in Verhandlungen vertreten, für das bislang aber die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft verhandelt. Die Bahn will konkurrierende Tarifverträge für einzelne Berufsgruppen verhindern.

Die S-Bahnen in München, Nürnberg, Stuttgart und Rhein-Main bieten nach Bahn-Angaben während des Streiks noch einen Stundentakt. In Berlin und Hamburg fahren einige Linien auch alle 20 Minuten. Der Streik im Güterverkehr hatte am Mittwochnachmittag (15.00 Uhr) begonnen. Wirtschaftsverbände hatte vor Schäden für die Unternehmen gewarnt, weil Lieferketten unterbrochen würden.

Die Metallarbeitgeber in Niedersachsen brachten als Reaktion auf den Streik ein einmaliges Aussetzen des Sonntagsfahrverbots für Lastwagen ins Spiel. "Wenn man hier schnell zu einer bundesweiten Lösung käme, könnte die Gefahr von Produktionsausfällen zumindest teilweise abgeschwächt werden", sagte NiedersachsenMetall-Chef Volker Schmidt der Nachrichtenagentur dpa in Hannover.

Der frühere GDL-Vorsitzende Manfred Schell kritisierte unterdessen abermals den Kurs seines Nachfolgers Claus Weselsky. "Fast 100 Stunden zu streiken ist eine neue Dimension. Und ich glaube nicht einmal, dass die Aktion etwas bringt", sagte Schell "Focus Online". "Es muss ein Kompromiss gefunden werden." Schell sagte: "Weselsky stellt seinen Egoismus über alles andere."

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