Lokführer-Streik: "Wird Wirtschaft schwer treffen"

Es ist bereits der achte Lokführer-Streik in wenigen Monaten - und mit knapp einer Woche der bisher längste. Für seinen harten Kurs gegen die Deutsche Bahn erntet GDL-Chef Claus Weselsky jetzt Kritik aus der Politik.
von  dpa/az
GDL-Chef Claus Weselsky erntet derzeit für seinen Kurs gegenüber der Deutschen Bahn Kritik.
GDL-Chef Claus Weselsky erntet derzeit für seinen Kurs gegenüber der Deutschen Bahn Kritik. © dpa

Berlin/Frankfurt - Obwohl es bereits der achte GDL-Streik binnen kürzester Zeit ist, hat er dieses mal etwas Neues: Noch nie haben die Lokführer im laufenden Tarifkonflikt so lange gestreikt – nämlich knapp eine Woche. Der Tarifkonflikt zwischen der Lokführergewerkschaft und der Deutschen Bahn eskaliert. Schon ab Montagnachmittag um 15 Uhr sollen keine Güterzüge mehr rollen.

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Der Personenverkehr soll ab Dienstagnacht um 2 Uhr bis Sonntagmorgen deutschlandweit bestreikt werden. Auch wenn die Bahn an einem Notfallfahrplan arbeitet, müssen sich Reisende auf sechs Tage voller Zugausfälle und ungewisser Verbindungen einstellen.

Es wäre bereits der achte Streik in der seit Monaten laufenden Auseinandersetzung - und der bisher längste. Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky und sein Stellvertreter Norbert Quitter wollen sich am Montagvormittag in Berlin dazu äußern. "Erneut zwingt die Deutsche Bahn die eigenen Lokomotivführer, Lokrangierführer und Zugbegleiter zum Arbeitskampf", erklärte die GDL am Sonntagabend.

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GDL lehnte Angebot der Bahn ab

 

Sie hatte am vergangenen Donnerstag das neue Tarifangebot der Bahn zurückgewiesen und einen weiteren, langen Arbeitskampf angekündigt. Die Bahn hatte angeboten, die Löhne sollten vom 1. Juli an in zwei Stufen um insgesamt 4,7 Prozent steigen. Dazu komme eine Einmalzahlung von insgesamt 1000 Euro bis zum 30. Juni.

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Die GDL fordert für die Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche. Ein Knackpunkt für die GDL ist die Einstufung der Rangierlokführer im Tarifgefüge der Bahn.

Der Konflikt ist auch deshalb so schwierig, weil die GDL mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) um Einfluss im Konzern ringt. Zudem will die GDL einen Erfolg erzielen, bevor das kommende Tarifeinheitsgesetz der schwarz-roten Bundesregierung die Macht kleiner Gewerkschaften beschränkt.

 

"Tarifstreit ist kaum noch nachzuvollziehen"

 

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) kritisierte den Streik. "Ich habe Verständnis dafür, dass viele Bürger über das Ausmaß des Streiks verärgert sind", sagte Dobrindt der "Bild"-Zeitung. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel erklärte in dem Blatt: "Der Tarifstreit bei der Bahn ist für Außenstehende kaum noch nachzuvollziehen". Er betonte: "Alle Beteiligten müssen sich fragen, ob der Schaden, den dieser Ausstand anrichten könnte, noch in einem vernünftigen Verhältnis zur eigentlichen Auseinandersetzung steht. Statt Deutschland lahmzulegen, brauchen wir ernsthafte Verhandlungen." Gabriel sagte gegenüber spon.de: "Der Streik wird die gesamte deutsche Wirtschaft schwer treffen".

Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber brachte am Sonntag erneut eine Schlichtung ins Spiel. Auch der Vorsitzende des Dachverbands dbb-Beamtenbundes, dem die GDL angehört, macht sich dafür stark. "Wenn dieser Streik nicht zu einem Verhandlungsergebnis führt, wird es sinnvoll sein, auf einen unabhängigen Dritten zurückzugreifen", sagte ddb-Chef Klaus Dauderstädt der "Süddeutschen Zeitung". Dies lehnt die Gewerkschaft ab.

 

Privatkrieg von GDL-Chef Weselsky

 

Der Vorsitzende der Jungen Union, Paul Ziemiak, sieht die Notwendigkeit, das Tarifeinheitsgesetz schnell zu beschließen. "GDL-Chef Claus Weselsky führt scheinbar einen Privatkrieg gegen den Vorstand der Bahn - und das auf dem Rücken der gesamten Bevölkerung. Damit muss jetzt Schluss sein", sagte Ziemiak. Am Montag gibt es im Bundestag eine Anhörung zu dem Gesetz.

Zuletzt hatten die Lokführer von 21. bis 23. April gestreikt.

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