Lohnen sich Fußballaktien?

22 europäische Clubs sind an der Börse notiert. Die Entscheidung für ein Papier treffen einige Anleger mit dem Bauch. Doch der Faktor Unsicherheit ist groß.
von  Thomas Eßer
Lohnen sich Anleihen als Fußball-Clubs?
Lohnen sich Anleihen als Fußball-Clubs? © dpa

München - Einsam zieht der FC Bayern seine Kreise an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga. Kann eigentlich irgendein Klub den Rekordmeister auf dem Weg zum nächsten Titel noch stoppen? Wahrscheinlich höchstens Borussia Dortmund.

Der Ruhrpott-Verein hat sich von seinem Zwischentief der vergangenen Spielzeit erholt und spielt diese Saison munteren und erfolgreichen Offensivfußball. Auch im DFB-Pokal und in der Europa League ist der BVB noch vertreten.

Das freut nicht nur die Fans, sondern auch Anleger an der Börse. Dortmund hat als einziger Bundesligist Aktien ausgegeben. Fußballaktien – das sind Wertpapiere ganz besonderer Art. Ihre Besitzer entscheiden oft mit Herzblut und nicht zwingend rational. „Ich habe die Aktien in dem vollen Bewusstsein gekauft, dass ich damit Verluste machen würde“, sagt etwa der Dortmund-Fan Martin Potisek, seit vielen Jahren Schlachtenbummler und Aktionär des BVB. „Es gab so eine Schmuckaktie zum An-die-Wand-Hängen und die wollte ich unbedingt haben.“

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Zu Beginn seiner Zeit an der Börse habe der Verein bewusst Dortmund-Anhänger als Aktionäre gewinnen wollen, erklärt Robin Steden, der beim BVB den Bereich Investor Relations betreut. „Mittlerweile ist es aber nicht mehr so, dass hauptsächlich Fans das Papier halten, sondern ganz überwiegend Großaktionäre und institutionelle Anleger.“ Insgesamt sind in Europa und der Türkei 22 Clubs auf dem Parkett.
 

„Ein bisschen wie Sportwetten“, sagt ein Anlage-Experte

 

Bei Fußballaktien spiele der Zufall eine größere Rolle als bei Papieren anderer Unternehmen, sagt Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Da kann es schon einmal sein, dass ein entscheidendes Spiel vergeigt wird, der Verein dadurch die Qualifikation zur Champions League verpasst und der Club dann Mindereinnahmen hat.“
Es sei ein bisschen wie bei Sportwetten, meint Hechtfischer. „Auch hier habe ich einen Unsicherheitsfaktor.“

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Der sportliche Misserfolg des vergangenen Jahres spiegelt sich aktuell auch im Börsenkurs der BVB-Aktie wider: Derzeit steht das Papier bei etwas unter vier Euro. Der Ausgabepreis beim Börsengang 2000 betrug noch elf Euro.

Gute Resultate auf dem Platz schlagen sich oft in Form von Prämien und Fernsehgeldern auf dem Konto der Vereine nieder. Neben den Fan-Aktionären gebe es auch Anleger, für die die Einnahmen und damit eine mögliche Dividendenzahlung das Entscheidende sind, sagt Schlienkamp.

Geld verdienen könnten Vereine aber nicht nur durch sportliche Erfolge. „Es kann auch eine strategische Ausrichtung sein, den Jugendkader zu fördern und die Spieler für viel Geld zu transferieren.“

 

FC Porto: Einst starkes Papier, jetzt fast auf Ramschniveau

In Europa gilt etwa der FC Porto als Verein, der junge Spieler ausbildet und sie gewinnbringend weiterverkauft. Anfang des Jahrtausends hatten die Portugiesen mit dieser Strategie an der Börse Erfolg und steigerten ihren Aktienkurs von 2,34 Euro auf zwischenzeitlich 4,39 Euro. Mittlerweile ist das Wertpapier des Vereins jedoch stark gefallen, liegt sogar unter einem Euro.

Der FC Porto ist nicht der einzige Verein, dessen Aktienkurs über einen längeren Zeitraum betrachtet stark gesunken ist. Dies lässt sich unter anderem an der Entwicklung des Stoxx Europe Football Index ablesen. Dort sind alle börsennotierten europäischen und türkischen Fußballclubs zusammengefasst. Notierte der Index im Januar 1997 noch bei über 500 Punkten, dümpelt er seit einiger Zeit unter der Hundertermarke herum.

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Überzeugte Fans kann so etwas nicht erschüttern: Als Thomas Hechtfischer von der DSW einst eine Aktionärsversammlung von Borussia Dortmund besuchte, hatte er zumindest den Eindruck, „dass der Anteil der Fans höher ist, als der Anteil derjenigen, die die Aktien aus normalen Anlagegesichtspunkten halten.“   

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