Immer weniger Geld - fallen Sie nicht ins Rentenloch!
München - Die Zahlen sind alarmierend: Laut Bundesarbeitsministerium droht jedem dritten Arbeitnehmer eine Rente, die noch unterhalb des Grundsicherungsbedarfs von derzeit 688 Euro im Monat liegt. Schuld daran sind – neben Arbeitsmarktproblemen – die Rentenreformen in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Sie werden dazu führen, dass das Rentenniveau bis 2030 auf 43 Prozent des Nettolohns sinkt. Wer keine private Vorsorge betreibt, muss selbst als Normalverdiener fürchten, ins Renten-Loch zu fallen und im Alter zum Sozialfall zu werden. Denn bei einem Einkommen von weniger als 2500 Euro brutto im Monat ist künftig selbst nach 35 Jahren Vollzeitarbeit kaum mehr als eine Rente in Höhe der Grundsicherung drin.
Rentenkürzungen und Nullrunden treffen vor allem Frauen, die nach Jahren der Kindererziehung, Teilzeitarbeit und Hausfrauentätigkeit meist keine lückenlose Erwerbsbiografie haben. Außerdem haben sie oft schlechter bezahlte Jobs als Männer und stehen häufig am Lebensabend ohne ausreichende finanzielle Ressourcen da.
Hinzu kommt: Nach wie vor werden viele ehemals gut bezahlte, sozialversicherungspflichtige Tätigkeiten in Leiharbeitnehmerjobs mit niedrigem Lohnniveau umgewandelt. 4,2 Millionen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind mittlerweile Geringverdiener, die mit weniger als 1500 Euro im Monat auskommen müssen. Entsprechend mager fällt später die staatliche Rente dann aus.
Jeder vierte Bundesbürger kann seinen Beruf zudem aus gesundheitlichen Gründen nicht bis zum Rentenalter ausüben, was signifikante Auswirkungen auf die Höhe der Altersrente hat. Denn die durchschnittliche staatliche Erwerbsminderungsrente liegt mit 596 Euro im Monat so niedrig, dass schon heute zehn Prozent der Erwerbsgeminderten weitere Unterstützung brauchen.
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Ohne zusätzliche Vorsorge laufen immer mehr Menschen Gefahr, von Altersarmut bedroht zu werden. Gleichzeitig sind immer weniger Menschen in der Lage, ausreichende Rücklagen zu bilden. Denn allein um die Kürzungen bei der gesetzlichen Rente auszugleichen, müsste ein Normalverdiener mit Vollzeitjob nicht nur durchgängig vier Prozent von seinem Bruttoeinkommen auf die hohe Kante legen. Vielmehr müsste er auch die Steuerersparnis, die er erzielt, weil die Beiträge zur gesetzlichen Rente seit 2005 Jahr für Jahr ein Stück mehr steuerfrei gestellt werden, ausschließlich in seine zusätzliche Altersvorsorge investieren.
Das rechnet jedenfalls die Bundesregierung ihren Bürgern im Alterssicherungsbericht 2012 vor. Obendrein räumt sie offen ein, dass selbst dieser hohe Sparbetrag nur dann ausreicht, die Lücken zu schließen, wenn der Durchschnittsverdiener zugleich einen Vorsorgevertrag findet, der mindestens vier Prozent Zinsen abwirft und bei dem nicht mehr als zehn Prozent für Vertragskosten draufgehen. Angesichts der Niedrigzinsphase wird aber schon die Suche nach sicheren Produkten mit ausreichender Verzinsung zum Problem. Hinzu kommt, dass sich die staatlichen Kalkulationsvorgaben auch infolge der hohen Kostenbelastung vieler Produkte kaum realisieren lassen.
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Selbst der Sozialbeirat der Bundesregierung kritisierte die Modellrechnungen, weil „entweder die Kosten höher liegen oder die Verzinsung von vier Prozent unterschritten wird“. Arbeitnehmern und Vorsorgesparern läuft die Zeit davon. Denn die Kürzungen bei der gesetzlichen Rente wirken bereits. Wer seinen Lebensstandard im Alter nicht drastisch einschränken will, benötigt zwingend eine Zusatzvorsorge, und die muss bei knappen Mitteln und mageren Zinsen so effizient wie möglich und vor allem kostengünstig sein. Sonst wird es nichts mit dem Schutz vor Altersarmut.
Das gilt erst recht für jene 29 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen 25 und 65, die nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung Bund weder über eine Riester-Rente noch über eine betriebliche Vorsorge verfügen, weil sie zum Beispiel Angst vor Fehlentscheidungen haben oder im Glauben leben, die Ebbe in der Haushaltskasse lasse keine Vorsorge mehr zu. Doch was viele nicht wissen: Auch bei knappem Budget lassen sich oft noch versteckte Reserven mobilisieren oder Fördermittel locker machen, die zwar nicht primär zur Altersvorsorge gedacht sind, sich dafür aber bestens einsetzen lassen. Und je früher Vorsorgesparer mit dem Aufbau der Altersvorsorge beginnen, desto geringer ist der finanzielle Aufwand, der zum Schließen der Versorgungslücken notwendig ist. Denn auch bei vergleichsweise niedrigen Zinsen lässt sich der Zinseszinseffekt zugunsten der Vorsorge nutzen. Deshalb lohnt es sich auch für Geringverdiener nicht, auf längst überfällige Reformen des Gesetzgebers zu warten – besser ist es, jetzt zu handeln. Die AZ und die Verbraucherzentrale NRW sagen Ihnen wie – in der Serie „Altersvorsorge mit wenig Geld“.
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