Griechenland: Großbritannien wappnet sich für "Grexit"

Der Athener Regierung läuft die Zeit davon. Neues Geld muss her. Eurogruppen-Chef Dijsselbloem sieht dem Finanzministertreffen am Donnerstag pessimistisch entgegen. Großbritannien bereitet offenbar den "Grexit" vor.
Den Haag - Die Finanzschlinge zieht sich immer weiter zu. Offenbar rechnen mittlerweile mehrere EU-Länder mit einem tatsächlichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Großbritannien habe die Vorbereitungen für einen möglichen Grexit "gesteigert", sagte eine Sprecherin von Premier David Cameron am Mittwoch. Trotz des Treffens der EU-Finanzminister am Donnerstag ist es um die Aussicht auf eine baldige Einigung zwischen Griechenland und seinen Geldgebern schlecht bestellt.
Der Chef der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem, ist pessimistisch hinsichtlich einer schnellen Einigung über die Schuldenkrise. "Die Chance, dass wir uns mit Griechenland am Donnerstag einigen, ist sehr klein", sagte der niederländische Finanzminister am Mittwoch im Parlament in Den Haag. Die 19 Ressortchefs der Eurogruppe wollen am Donnerstag über das weitere Vorgehen beraten.
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Der Knackpunkt liege nicht bei der Schuldenlast des südeuropäischen Euro-Landes, sagte Dijsselbloem. "Es geht um die Bereitschaft, schwierige Maßnahmen zu ergreifen." Dazu gehöre die Reform des griechischen Rentensystems.
Die Verhandlungen sind laut Dijsselbloem in den letzten Wochen "ziemlich entgleist". Aussagen der griechischen Regierung, dass die Geldgeber das Land erniedrigen wollten, nannte er "grob und falsch".
Ein Übereinkommen sei noch immer möglich, betonte der Eurogruppen-Chef, Zugeständnisse werde es aber nicht geben. "Wenn wir ein Abkommen schließen, das die Glaubwürdigkeit der Eurozone untergräbt, dann wird das vor unseren Augen zerplatzen."
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Mit seiner Meinung bezüglich des Finanzminister-Treffens ist Dijsselbloem in prominenter Gesellschaft. Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble rechnet nicht mit konkreten Beschlüssen am Donnerstag. Schäuble habe deutlich gemacht, "dass keine Vorbereitungen bestehen, um zu einer Beschlussfassung zu kommen", sagte Hans Michelbach von der CSU. Würden die Verhandlungen über die Auszahlung der ausstehenden Milliardensummen aus dem zweiten Hilfspaket über den Juni hinaus andauern, dann müsste sich die Bundesregierung vom Bundestag sogar ein neues Verhandlungsmandat holen, so Schäuble.
Für die Regierung um Premierminister Alexis Tsipras und Finanzminister Gianis Varoufakis schließt sich das Zeitfenster also. Ein Deal mit den Gläubigern muss her oder Griechenland droht eine düstere Zukunft. Nach Einschätzung des griechischen Notenbank-Chefs Ioannis Stournaras braucht das Land dringend eine Einigung mit den Gläubigern. Andernfalls könnten die Griechen "Schlimmes" erleben. In seinem am Mittwoch vorgelegten Bericht zur Lage der griechischen Wirtschaft warnt der Notenbankchef: "Ein Fehlschlag der Verhandlungen wird der Anfang eines schmerzhaften Kurses sein."