Die Bahn baut um: Das sind die Änderungen

Am falschen Gleis, verspätet, verkehrt herum – Zugankünfte halten für Reisende und Pendler Überraschungen bereit. Das soll sich jetzt ändern.
von  Burkhard Fraune
Die Deutsche Bahn verspricht jetzt deutlich mehr Pünktlichkeit.
Die Deutsche Bahn verspricht jetzt deutlich mehr Pünktlichkeit. © dpa

München - Pünktlicher, komfortabler, erfolgreicher: Unter dem Druck roter Zahlen tritt die Deutsche Bahn die Flucht nach vorn an.

20 Milliarden Euro will Konzernchef Rüdiger Grube die nächsten fünf Jahre investieren, jeden vierten Euro davon in den Fernverkehr. Ein Bahnsprecher kündigt an, dass der Vorstand dem Aufsichtsrat in zwei Wochen ein „mehrjähriges Programm für mehr Qualität, mehr Kunden und mehr Erfolg“ vorlege. Details nannte er nicht. In Kreisen des Aufsichtsrats wurden die Ziele aber bestätigt. Ein Überblick:

 

Pünktlichkeit

 

Jeder vierte Fernzug fährt heute mindestens sechs Minuten zu spät in den Bahnhof und ist damit nach Konzerndefinition verspätet. 2016 soll die Quote der pünktlichen Züge von 74 auf 80 Prozent steigen, langfristig auf 85 Prozent. 30 000 von 70 000 Weichen sollen deshalb Sensoren erhalten, die vor Störungen warnen – denn diese sind oft für Verspätungen verantwortlich. Störungen sind häufig die Ursache, wenn Züge in umgekehrter Wagenreihung ankommen – wenn sie umgeleitet werden und aus anderer Richtung in die Bahnhöfe kommen.

 

Verschwindende Züge

 

Jeder Kunde kennt das: Kommt sein Zug zu spät und ein anderer fährt vorher auf dem Gleis ein, verschwindet der eigene Zug von der Anzeigetafel. Gibt es dann einen Gleiswechsel und Bremslärm übertönt die Durchsage, wartet man vielleicht sogar vergeblich. Lösung: Die Tafeln sollen die nächsten drei Züge anzeigen. 10 000 Anzeigen sollen dafür im nächsten Jahr umprogrammiert werden. Grube: „Die größten Ärgernisse über falsche und verspätete Informationen werden 2016 abgestellt.“

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Gesperrte Toiletten

 

Auch das gibt es immer wieder: Das Wasser geht aus, Bordtoiletten müssen gesperrt werden. Hier soll die Instandhaltung besser werden. Noch geht morgens jeder zweite Fernzug mit einem Mangel ins Netz, die Toiletten sind nur ein Beispiel. Ein mobiler Service soll dafür sorgen, dass die Zugflotte immer zu 100 Prozent intakt ist.

 

Service um Zug

 

Die Zugbegleiter sollen sich wieder mehr um die Kunden kümmern. Zusatzaufgaben, wie Fahrgäste zu zählen, fallen weg. Dafür gibt es Überlegungen für eine Art Am-Platz-Service in der zweiten Klasse, wie die „FAZ“ berichtet. So etwas gibt es bisher nur in der ersten, wo Speisen und Getränke gebracht werden. Der harte Fernverkehrswettbewerb mit Billigfliegern und Fernbussen hat die Bahn gelehrt, dass sie an der Qualität arbeiten muss. Grube hofft auf „Leistung, die begeistert“.

 

W-LAN

 

Seit einem Jahr ist der drahtlose Internetzugang in der ersten Klasse des ICE inklusive, die zweite Klasse soll möglichst noch nächstes Jahr folgen. Bis zum Sommer dauert es aber mindestens noch, bis die Technik in den Zügen ist. Zudem soll es WLAN im ganzen Zug nur geben, wenn es für alle Passagiere in guter Qualität verfügbar ist.

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Preissystem

 

Viele Kunden halten es für schwer zu durchschauen, gar willkürlich, wie jetzt eine Umfrage ergab. Nur noch jeder zehnte Reisende zahlt nach Bahnangaben den Normalpreis ohne Rabatt. Der neue Personenverkehrschef Berthold Huber geht verstärkt mit 19-Euro-Tickets ins Rennen gegen die Konkurrenz auf der Straße und in der Luft, macht die Bahn damit billiger. Eine „Riesen-Preisreform“ hat Huber jedoch ausgeschlossen. In der Konzernzentrale erinnert man sich noch gut an das Jahr 2002, als man ein neues Preissystem bereits nach einem halben Jahr zurücknehmen musste.

 

Bilanz

 

Sie ist eine der größten Baustellen. In diesem Jahr wird es wohl erstmals nach über einem Jahrzehnt tiefrote Zahlen geben. Mehr Qualität soll mehr Kunden und dann auch wieder mehr Erfolg bringen, so der Dreiklang für Grubes Umbaupläne. Bis dahin kostet der Umbau erstmal Geld, 700 Millionen Euro in diesem Jahr. Zudem werden 1,3 Milliarden Euro bei der Gütersparte abgeschrieben, was zusammen mit einer Dividenden-Zahlung an den Bund das Ergebnis um mehr als eine Milliarde Euro ins Minus drückt – trotz eines Rekordumsatzes von gut 40 Milliarden Euro und eines Gewinns (Ebit) von voraussichtlich 1,75 Milliarden Euro im laufenden Geschäft.

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