Der Umbau bei EADS geht weiter
Die Jobstreichungen bis 2016 sind womöglich noch nicht zu Ende: Beim Rüstungs- und Raumfahrtkonzern EADS sind weitere Stellen in Gefahr. Die Reaktionen.
München - Seit Wochen gibt es Spekulationen, seit Montag ist sind die Zahlen amtlich: Europas größtes Luft- und Raumfahrtunternehmen EADS wird bis Ende 2016 in ganz Europa 5800 Stellen streichen. Allein in Deutschland werden es 2600 Jobs sein, die wegfallen – vor allem in Bayern.
Die bisherige Zentrale der Verteidigungssparte Cassidian mit 1400 Mitarbeitern wird geschlossen. Der Standort soll von Unterschleißheim nach Ottobrunn ausgelagert werden, wo die neue Sparte Airbus Space & Defence ihre Zentrale haben soll. An den bisher fünf bayerischen EADS-Standorten Ottobrunn, Unterschleißheim, Augsburg, Manching und Donauwörth arbeiten knapp 15000 Mitarbeiter. Noch ist aber nicht genau bekannt, wo wie viele Stellen abgebaut werden.
Bis Februar soll es weitere Informationen geben. „Wir gehen davon aus, dass die Verhandlungen Monate dauern werden“, sagt EADS-Betriebsratschef Rüdiger Lütjen. Betriebsrat und IG Metall wollen vor allem betriebsbedingte Kündigungen verhindern, die Konzernchef Tom Enders aber nicht ausschließt.
Bayerns IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler ist empört: Es „steigert nicht die Wettbewerbsfähigkeit, wenn man hochqualifizierte und motivierte Mitarbeiter rausschmeißt“. Bei den Beschäftigten des Konzerns steigt der Zorn, erst Ende November hatten sie europaweit gegen einen geplanten Stellenabbau demonstriert. Wolfgang Kiefer-Heydenreich, Betriebsratschef in Unterschleißheim, will nicht aufgeben: „Wir werden darum kämpfen, dass wir alle Arbeitsplätze hier erhalten, auch den Standort erhalten. Wir werden versuchen, Verbündete zu finden.“
Der Ruf von Seiten der Arbeitnehmer nach politischer Einmischung wird immer lauter. Während die Bundesregierung gestern deutlich machte, dass sie sich aus dem Stellenabbau und anderen EADS-Plänen lieber raushalten will, äußerte sich Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU): „Mir ist wichtig, dass möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben. Gerne bin ich bereit, für die bayerischen Standorte eine Moderatorenrolle zu übernehmen.“ Aigner arbeitete selbst vor ihrer politischen Karriere als Elektrotechnikerin bei der EADS-Tochter Eurocopter Group.
Von politischen Statements unbeeindruckt zeigen sich aber die Konzern-Verantwortlichen. „Ich bin sehr entspannt, was die Reaktionen aus der Politik angeht“, sagte Enders. Denn Kürzungen sind seit langem geplant. Und gerade für den Standort Manching könnte ein weiterer Stellenabbau ab 2018 drohen. Hier wird der Eurofighter hergestellt. Doch die Aufträge reichen nur bis 2017. Sollte es keine weiteren Bestellungen geben, seien weitere Jobkürzungen wahrscheinlich, bestätigte Bernhard Gerwert, Chef von Airbus Space & Defence.
Das Unternehmen ist vollkommen im Umbau. Im nächsten Zug verschwindet der Name, dann heißt der Konzern nur Airbus – nach der Tochter, die am bekanntesten ist und am meisten einbringt. Sorgenkind von EADS ist vor allem die Rüstungssparte, darunter eben auch Cassidian in Unterschleißheim, wo zum Beispiel Drohnen mitentwickelt werden.
Die politische Nachfrage nach Rüstungsprodukten flacht immer weiter ab. Nicht nur deshalb macht Enders auch Berlin für die derzeitige Lage verantwortlich. 2012 scheiterte die Fusion zwischen EADS und der britischen BAE Systems zum weltweit größten Rüstungs- und Luftfahrtkonzern. Enders gibt auch der Bundesregierung eine Mitschuld. Eine Zusammenarbeit mit den Briten hätte seiner Ansicht nach positive Auswirkungen auf Arbeitsplätze gehabt.
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