Bahnstreik: Jetzt droht das Chaos-Wochenende

Die Bahn spricht von Amoklauf, die Gewerkschaft nennt es Erzwingungsstreik. Am Samstag und Sonntag wollen die Lokführer die Arbeit niederlegen. Diesmal trifft es mehr Reisende als an anderen Wochenenden.
von  dpa
Reisende auf der Suche nach Streikinformationen - Berliner Hauptbahnhof.
Reisende auf der Suche nach Streikinformationen - Berliner Hauptbahnhof. © dpa

Berlin. München - Hiobsbotschaft für Millionen Wochenendpendler und Ferienreisende: Mit einem zweitägigen Streik wollen die Lokführer an diesem Wochenende den Bahnverkehr in ganz Deutschland lahmlegen. In sieben Bundesländern beginnen die Herbstferien, in zwei anderen gehen sie zu Ende, darunter Nordrhein-Westfalen.

Im Güterverkehr traten die Lokführer bereits am Freitagnachmittag in den Streik. Ihre Kollegen vom Personenverkehr wollten am Samstag um 2.00 Uhr folgen. Die Deutsche Bahn reagiert erneut mit einem Ersatzfahrplan. So soll zumindest ein Teil der Züge eingesetzt werden.

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Wenige Stunden vor Streikbeginn versuchte der Konzern, die GDL mit einem neuen Tarifangebot zur Absage des Streiks zu bewegen. Die Lokführergewerkschaft nahm zunächst keine Stellung dazu. Das Angebot enthält für die Lokführer eine dreistufige Einkommenserhöhung um insgesamt 5 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von 30 Monaten. Die Bahn bekräftigte, auch über andere Berufsgruppen mit der GDL sprechen zu wollen. 

Das Angebot erfüllt aber nicht die Kernforderung der GDL, Tarifverträge für das gesamte Zugpersonal abschließen zu können. Die Lokführer sollen 2,1 Prozent mehr Geld ab 1. Dezember 2014, dann 1,5 Prozent im Juli 2015 und 1,4 Prozent im Juli 2016 bekommen, wie die Bahn mitteilte. Außerdem soll es für die fünf Monate nach Auslaufen des bisherigen Tarifvertrags im Juni 2014 einen Einmalbetrag von 325 Euro geben. Die GDL hatte 5 Prozent Erhöhung für 12 Monate gefordert.

Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sagte in Dresden: "Das Bahn-Management hat einen einzigen Punkt zu entscheiden: Tarifpluralität oder Tarifeinheit. Alles andere ist Schauspiel." Die Bahn warf Weselsky vor, jedes Maß verloren zu haben. "Die GDL läuft Amok", hieß es in einer Erklärung. Ohne Not würden Millionen von Menschen die Ferien verdorben. Es werde immer deutlicher, dass es nicht um die Interessen der Lokomotivführer gehe, "sondern um Allmachtsfantasien eines Funktionärs".

Die fünfte Streikaktion

Die angekündigte fünfte Streikaktion ist die bisher längste in dieser Tarifrunde. Nach dem Güterverkehr sollten am Samstag gleich zu Betriebsbeginn Personenzüge einschließlich der S-Bahnen stillstehen. Der Streik soll bis Montag um 4.00 Uhr dauern. Er dürfte damit auch noch Auswirkungen auf den Berufsverkehr am Montagmorgen haben.

Fahrgastverband: "Eine Zumutung"

Die Bahn sprach von einem Amoklauf der GDL, der Fahrgastverband Pro Bahn von einer Zumutung. Die Wirtschaft warnte vor hohen Schäden. Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik zeigte sich besorgt: "Das ist eine Katastrophe", sagte Logistikexperte Gunnar Gburek. "Selbst wenn es nicht zu Produktionsausfällen kommt, werden die Unternehmen einen finanziellen Schaden haben." Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte eine schnelle Rückkehr an den Verhandlungstisch. "Die Tarifparteien sollten zügig wieder Gespräche aufnehmen, denn Lösungen gibt es nur am Verhandlungstisch", sagte Dobrindt der "Passauer Neuen Presse" (Samstag). Er mahnte, Folgen für Dritte sollten gering gehalten werden.

Vom Streik betroffen sind nach Angaben der Deutschen Bahn auch alle Sonderzüge zu den Fußballspielen am Wochenende. Die An- und Abreise der Fans zu den Stadien könne nicht sichergestellt werden. Die Bahn bat ihre Fahrgäste, sich auf ihrer Internetseite über den aktuellen Stand und die Ersatzfahrpläne zu informieren. Vom Streik betroffene Kunden könnten ihre Fahrkarte und Reservierung in den DB-Reisezentren kostenlos erstatten lassen. Reisende mit Zugbindung könnten auch andere Züge benutzen. Das gelte auch für Sparpreistickets

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