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Nach Rauswurf von Fritz Egner: Aus für das nächste BR-Markenzeichen

Das BR Fernsehen verabschiedet sich an Weihnachten von der beliebten Reihe "Gernstls Reisen" – einem Markenzeichen des Senders.
Robert Braunmüller
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Franz-Xaver Gernstl.
Franz-Xaver Gernstl. © picture alliance/dpa

Anfang Dezember setzte der Bayerische Rundfunk nach 45 Jahren den seinen alten Funk- und Soul-Recken Fritz Egner (75) vor die Tür. Nun trennt sich der Sender von einem weiteren Markenzeichen: An Weihnachten sind die beiden letzten Folgen von "Gernstls Reisen" zu sehen.

Im Laufe der vier Jahrzehnte haben Franz Xaver Gernstl, sein Kameramann Hans Peter Fischer und dem Toningenieur Stefan Ravasz allerlei schräge Typen kennengelernt: mutige Frauen, Alltagsphilosophen und Schwerenöter aller Art. Sie haben sich von ihnen erzählen lassen, was sie glücklich macht. Diese Reisereportagen werden weit über Bayern Grenzen hinaus wegen ihrer Eigenwilligkeit und der im Fernsehen nicht selbstverständlichen Fähigkeit zum stillen Zuhören hochgeschätzt.

"Das ist auch ok", sagt Gernstl

Damit ist jetzt Schluss: "An Weihnachten laufen tatsächlich die letzten beiden Folgen, die wir für dieses Jahr gedreht haben", teilt Gernstl mit. "Für 2025 hat der BR keine weitere Bestellung mehr aufgegeben." Wirklich sauer auf den Sender wirkt der 73-Jährige nicht. "Aber ist ja auch ok, waren immerhin 42 Jahre, die die Liaison gehalten hat", so der Dokumentarfilmer zur AZ.

Franz X. Gernstl besucht Manfred Ritter (rechts) in seinem Barockgarten.
Franz X. Gernstl besucht Manfred Ritter (rechts) in seinem Barockgarten. © BR

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Gernstl ist Mitinhaber der in Unterföhring ansässigen Produktionsfirma Megaherz Film und Fernsehen, die zahlreiche Sendungen für den BR produziert. Ihre Spezialität sind Kinderwissenssendungen wie "Willi wills wissen", "Checker Can", "Checker Tobi" und "Checker Julian".

Eine Chance für neue Programmideen

Der BR bestätigte gegenüber der AZ das Ende der Reihe. "In diesen vier Jahrzehnten ist ein beachtlicher Programmschatz entstanden, aus dem der BR weiter schöpfen kann", so eine Sprecherin. "Die Zuschauer werden die vielen Gernstl-Filme auch weiterhin sehen können." Der Sender wolle aber in Zukunft vermehrt auch neuen Formatideen und Programmmachern eine Chance geben.

Franz Xaver Gernstl beim Aufstieg auf den 1567 Meter hohen Jochberg.
Franz Xaver Gernstl beim Aufstieg auf den 1567 Meter hohen Jochberg. © BR

Darüberhinaus setzt das BR Fernsehen auch weiterhin auf Formate, die von unterwegs Geschichten aus Bayern über Menschen in Bayern erzählen. Der Sender nennt in diesem Zusammenhang etwa "Der Schmidt Max auf der Suche" oder "Bezzel & Schwarz – Die Grenzgänger". Im Vorfeld der Bundestagswahl werde es zudem ein ganz neues Reportage-Format im BR Fernsehen und bei BR24 digital mit dem BR-Reporter Julian von Löwis geben, in dem dieser alle Regionen Bayerns bereist, mit Menschen spricht, ihren Alltag und ihre Sorgen abbildet und der Frage nachgeht, was Bayern zusammenhält, so der Sender weiter.

Besuch im Amberger Luftmuseum

In der vorletzten Folge am Ersten Weihnachtsfeiertag trifft Gernstl zwischen 18.45 und 19.30 Uhr einen Pyrotechniker im Pfaffenwinkel, einen im Zugabteil lebenden Programmierer, einen Tätowierer aus Bad Hindelang und in der Rosenheimer Gegend außerdem eine Gruppe Weltenbummler.
Lernen, wie man trotz Widrigkeiten zufrieden lebt

Am Zweiten Weihnachtsfeiertag besucht der 1951 in Jenbach bei Bad Feilnbach geborene Dokumentarfilmer das Luftmuseum in Amberg, den Erfinder des Vogelhorns, eine Filzkünstlerin und einen leider geschlossenen Fischsemmelverkauf in Dießen.

Am 30. Dezember zeigt das BR Fernsehen den vor zwei Jahren entstandenen Kinofilm "Gernstls Reisen – Auf der Suche nach irgendwas". Der Streifen ist eine wunderbare Reise in die Vergangenheit, ein Wiedersehen mit Menschen, die der Zuschauer teilweise schon aus dem 2006 entstandenen Kinofilm "Gernstls Reisen" kennt.

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"Fast immer sind es Menschen, die es nicht leicht hatten im Leben – und die trotzdem weitermachen: Lebenskünstler, Eigenbrötler, Außenseiter, Stehaufmenschen", schrieb unser Rezensent Philipp Seidel über den Film und fragte sich nach dem Kinobesuch, "ob man selbst nicht weniger klagen und öfter mal einfach zufrieden sein sollte."

Egner und Gernstl sind beide nicht mehr die Jüngsten. Aber sie gehören zu den nicht gerade vielen originellen Figuren des BR, die das Stammpublikum kennt. Und da wundert es einen schon, wieso der Sender sie so leichtsinnig opfert, um jugendlicher zu wirken. Was ohnehin ein schwieriges Projekt zu sein scheint. 

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  • Da Ding am 22.12.2024 17:33 Uhr / Bewertung:

    Ein 75 und ein 73 Jähriger werden von einem öffentlich-rechtlichen Sender nicht weiter beauftragt. Soweit so nachvollziehbar.
    Ausgerechnet diejenigen die sowieso nichts vom ÖRR halten, da Systemmedien und wegen Rundfunkgebühren jammern, beschweren sich darüber.
    Verstehe, wer will.

  • AufmerksamerBürger am 21.12.2024 21:46 Uhr / Bewertung:

    Der BR hat richtig gehandelt, es ist Zeit dass junge Zuwanderer das oftmals schwerfällige und national deutschlastige Programm auffrischen, um weiterhin attraktiv zu sein.

  • 60er-Helli am 21.12.2024 16:49 Uhr / Bewertung:

    Naja, dann Werd des Bayerische Fernsehen und Diverses Sendungen im Radio a boid weg sei wenma de Gallionsfiguren rausschmeist..der Seher und Hörer lässt sich das nicht lange gefallen.. hoffentlich

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