Valery Gergiev auf Putins Beutewaffenschau
Am Dienstag wurde bekannt, dass der Stadtrat am 21. Februar über die Verlängerung des Vertrags von Valery Gergiev als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker entscheiden wird. Die Zustimmung galt gestern als ebenso sicher wie die Annahme des Vertragsangebots durch den Dirigenten.
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Und was machte Gergiev am Dienstag? Er besuchte in Moskau eine Waffenausstellung im Oberkommando der russischen Streitkräfte. Dort tagt eine Konferenz, die sich mit waffentechnischen Aspekten des Eingreifens der russischen Armee in Syrien beschäftigt.
Eröffnet wurde sie vom russischen Präsidenten Putin, der bei dieser Gelegenheit eine Ausstellung dort eingesetzter Waffen sowie von Beutestücken wie Dschihad-Mobiles, Sprengkörper und „Drohnen bewaffneter Banden“ besichtigte. Bei dieser Ausstellung zeigt das von Putin unterstützte Assad-Regime auch „Exponate von großem historischen und kulturellen Wert“. Sie wurden durch „gemeinsame Aktionen des russischen Militärs und der syrischen Armee, zum Beispiel während der Befreiung von Palmyra“ gerettet.
Immer wieder Störgeräusche
„In diesem Teil der Ausstellung wurde der Präsident von Valery Gergiev empfangen, der nach der Befreiung ein Konzert in Palmyra dirigierte“, heißt es in der Mitteilung des Kreml weiter. „Der Präsident und der Maestro hatten eine kurze Unterhaltung und hörten dann einen Teil des Preobraschensker Regimentsmarschs, der von Musikern des Mariinsky-Theaters gespielt wurde.“
Die militärische Unterstützung des Assad-Regimes durch Russland ist hierzulande umstritten – um es vorsichtig auszudrücken. Gergiev hat in der Vergangenheit schwulenfeindliche Gesetze in Russland ebenso verteidigt wie die Annexion der Krim, was zu Demonstationen vor dem Gasteig führte.
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Natürlich haben auch Dirigenten Meinungsfreiheit. Aber Gergiev ist nicht als städtischer Russland-Experte engagiert, sondern als Chefdirigent. Und da ist fraglich, ob solche periodisch auftretenden Nebengeräusche wirklich hilfreich sind. Denn das Kerngeschäft wird in den kommenden Jahren im Ausweichquartier an der Brudermühlbrücke schwierig genug. Das Kulturreferat wollte zu der Angelegenheit keine Stellung nehmen.