"The Harmony Game": Simon & Garfunkel neu vertont
München - Riesenseufzer im Saal, wenn Katharina Müller-Elmau die ersten Takte von "Sound Of Silence" zupft. Das war der erste Nummer-eins-Hit des Folk-Rock-Duos Simon & Garfunkel.
Später erzählen Müller-Elmau und Vanessa Eckart, wie eines Abends im Herbst des Jahres 1964 Paul Simon und Art Garfunkel von ihrem bisherigen Misserfolg ernüchtert im Auto saßen, das Radio einschalteten und ihr Lied als der aktuelle Spitzentitel der Charts angekündigt wurde. Sie staunten außerdem nicht schlecht, als sie feststellten, dass das Werk ohne ihr Wissen im Studio der Columbia Records gründlich nachbearbeitet worden war und der Klang der Stille mächtiger war als je.
Keine Imitation, sondern Interpretation einer neuen Generation
Müller-Elmau & Eckart spielen in der wunderbaren Reihe "Eine Verbeugung vor…" des Metropoltheaters ihr Programm "The Harmony Game". Harmonischer als der zweistimmige Gesang der beiden heute 80-jährigen New Yorker geht es nicht, ohne belanglos zu werden. Die Münchner Schauspielerinnen versuchen gar nicht erst, ihre Vorbilder zu imitieren, sondern schöpfen aus ihrem eigenen Zustand als weibliche Fans der folgenden Generation.
Katharina Müller-Elmau erinnert sich an ihre Kindheit, als sie bei einer benachbarten Hippie-WG Simon & Garfunkel hörte und von nun an sicher war, dass es das Märchenland voller singender Elfen gibt. In angemessen hippiesk knöchellangen Kleidern mit floralen Mustern und barfuß treten die zwei an, um auch allen anderen zu beweisen, dass es einen Elfengesang gibt und wie er sich anhört. Schon die Eröffnungsnummer "Mrs. Robinson" überwältigt das Publikum so heftig, dass die Sängerinnen am Premierenabend von ihrer Wirkung selbst verblüfft waren.
"The Harmony Game": Mal rockig, mal zart
Manchmal rockt Müller-Elmau an einer ihrer beiden Gitarren ein wenig ironisch, was das so leicht schwebende Material an Krachertem hergibt, wie etwa in "Cecilia".
Aber oft entlocken sie den Songs noch weitere Räume zarter Entrücktheit. So findet das triumphal symphonische Finale von "Bridge Over Troubled Water" nicht statt, sondern das Stück bleibt ein ferner, ruhiger Fluss aus tief empfundenen, sich anschmiegsam umschlingenden Stimmen.
Würde nicht zwischendurch von den ganz und gar nicht harmonischen Beziehungen der amerikanischen Pop-Barden außerhalb der Studios und Bühnen berichtet werden und hätten sie in ihrem überirdischen Sound nicht ganz Irdisches vertont, könnte man der Illusion erliegen, in einer perfekten Welt zu leben. Dass das dann doch nicht so ist, macht diese kleine Show zu einem großen Abend.
Metropoltheater, Floriansmühlstraße 5, am 30. April, 27., 31. Mai, jeweils 19.30 Uhr, Tel. 089 / 32 19 55 33
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