Rapper Eko Fresh über die "verlorene Generation"

Rapper und Schauspieler Eko Fresh ist in Köln geboren, sein Großvater kam als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland. Was der Künstler über die "Dritte Generation" und deren Vorgänger denkt, erklärt er im Interview.
von  (ili/spot)

Köln - Die "Dritte Generation", Integration, Flüchtlinge und die Übergriffe in Köln - alles brisante Themen, über die sich beeindruckend mit dem Künstler Eko Fresh (32, "Bars über Nacht") sprechen lässt. Anfang des Jahres hatte er als Reaktion auf die Silvesternacht in Köln den Rap "Domplatten Massaker" veröffentlicht. Derzeit ist der Kölner Rapper in der sechsteiligen Sitcom "Blockbustaz" (dienstags, 22:30 Uhr, ZDFneo) zu sehen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt Eko Fresh unter anderem, warum diese Serie nicht nur lustig ist, sondern eine echte gesellschaftliche Relevanz hat.

Das neue Album von Eko Fresh, "Freezy", können Sie hier vorbestellen

"Blockbustaz": Star-Gast in Teil 3 "Versicherung" ist Schauspieler Moritz Bleibtreu (l.) Foto:ZDF/Efe Cetinoezman

 

 

Können Sie mit dem Begriff "Dritte Generation" etwas anfangen? Ist der für Sie positiv oder negativ besetzt?

 

Eko Fresh: Ja, damit kann ich was anfangen. Ich bin die "Dritte Generation". Mein Opa war die erste Generation der Gastarbeiter. Er konnte so gut wie gar kein Deutsch, hat auch nie Deutsch gesprochen und war einfach Fabrikarbeiter. In seiner Freizeit war er auch nur mit anderen Fabrikarbeitern zusammen, die ebenfalls aus der Türkei stammten. Er wollte es so. Viele andere auch, bis auf ein paar Einzelhändler, die sich selbstständig gemacht haben. Die hatten dann schon mit Deutschen zu tun. Auf diese Weise war aber eine ganze Generation für die Integration verloren.

 

Wie ging es mit der nächsten Generation weiter?

 

Eko Fresh: Eine Generation danach, meine Mutter und mein Vater, die konnten auf jeden Fall schon Deutsch. Und in meiner Generation gibt es sogar Leute, die mit der Sprache ihr Geld verdienen oder studiert haben. Mir kommt es ein bisschen so vor, als hätte sich eine Generation aufopfern müssen, damit die nachfolgenden in der Gesellschaft und im Standing innerhalb der Gesellschaft weiterkommen.

"Blockbustaz": Sol (Eko Fresh) im Bad mit seiner Freundin Jessica (Joyce Ilg) Foto:ZDF/Efe Cetinoezman

 

 

Was denken Sie über die aktuelle Flüchtlingsthematik?

 

Eko Fresh: Im Viertel kommt es nicht darauf an, woher du kommst. In der Serie ist meine Freundin auch eine Deutsche. Deren Vater ist um einiges asozialer als so mancher andere in "Blockbustaz". Vielleicht wird das in eine nächste Staffel eingebaut.

"Blockbustaz": Hardy (Sascha Reimann, l.) und Sol (Eko Fresh) mit ihren Cannabis-Pflanzen auf einer Dachterrasse Foto:ZDF/Efe Cetinoezman

 

 

Gibt es eine zweite Staffel?

 

Eko Fresh: Das weiß ich nicht. Da heißt es abwarten. Das macht mich verrückt.

 

Anfang des Jahres gab es große Probleme in Köln. Da haben Sie sich sofort mit dem Song "Domplatten Massaker" zu Wort gemeldet. Warum?

 

Eko Fresh: Mir war einfach wichtig, dass auch mal von einem "Ausländer" ein Statement dazu kommt. Stellvertretend für alle, die ich kenne. In meinem Freundeskreis gibt es sowas gar nicht. Ich kenne so viele Türken, die Kölsch sprechen und Kölner Urgesteine sind. Ich wollte den Leuten zeigen, dass es uns genauso getroffen hat. Dass ich da genau der Richtige war, ist mir erst später aufgefallen. Ich komme nicht nur aus Köln, sondern sogar genau aus der Straße, in der gerade total viele unter Generalverdacht stehen.

 

Das fiel mit der Arbeit an Ihrem neuen Album zusammen oder?

 

Eko Fresh: Als ich mit meinem neuen Album anfangen wollte, ist mir aufgefallen, dass es total irrelevant ist, wenn ich mich nicht vorher dazu äußere. Deswegen habe ich den Song gemacht. Der ist auch nicht auf dem Album drauf, der soll einfach für sich stehen. Ich wollte ein Statement setzten, um dann die Ruhe im Kopf zu haben und mit meiner Arbeit fortfahren zu können.

 

Welche Message ist Ihnen dabei besonders wichtig gewesen?

 

Eko Fresh: Man sollte die Täter verurteilen und nicht die Nationalität der Täter. Die Nordafrikaner tun mir einfach leid, weil sie jetzt unter Generalverdacht stehen. Egal, wie lange sie schon hier sind und was sie machen, sie werden erstmal komisch beäugt. Das tut mir deshalb so extrem leid, weil ich auch so viele kenne. Mein Produzent ist Marokkaner, einer meiner Künstler ist Tunesier. Das sind zwar harte Jungs, die haben ein dickes Fell, aber was ist mit ihren Familien? Die müssen teilweise krass darunter leiden.

 

Hat sich die Stimmung wieder etwas entspannt?

 

Eko Fresh: Ich glaube ja. Als ich den Song im Januar gemacht habe, stand das Thema absolut im Mittelpunkt. Deshalb konnte ich es auch nicht ignorieren.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.