Kritik

Münchner Philharmoniker: Flatus aus dem Fagott

Die Philharmoniker mit Strawinsky, Beethoven, Olga Neuwirth und einem Nach(t)klang in der Isarphilharmonie.
Robert Braunmüller
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Die Philharmoniker und ihr Publikum beim Nach(t)klang mit bairischer Volksmusik in der Halle E, dem Foyer der Isarphilharmonie.
Die Philharmoniker und ihr Publikum beim Nach(t)klang mit bairischer Volksmusik in der Halle E, dem Foyer der Isarphilharmonie. © Tobias Hase

München - Wurde im Gasteig bei Strawinsky jemals gelacht? Wohl kaum. In der Isarphilharmonie bricht nach dem - Verzeihung! - Furz des Kontrafagotts in "Petruschka" Heiterkeit aus. Und die ist beim Auftritt des Scharlatans in dieser grotesken Ballettmusik auch angebracht.

Sind die Kontrabässe zu nah am Publikum?

Was im Gasteig oft weit entfernt war und deshalb eher beiläufig wirkte, ist in der Interimsphilharmonie direkt da. Die Reihe 12 entspricht vielleicht der Reihe 6 in anderen Sälen. Im Klavierkonzert Nr. 3 beherrschen die recht nahen Kontrabässe den Klang. Wäre es nicht besser, sie wie beim Gewandhausorchester in einer Reihe hinter dem übrigen Orchester aufzustellen?

Beeindruckendes Klavier-Solo

Das probieren die Münchner Philharmoniker hoffentlich alles noch aus. Wie schon in der Eröffnung beeindruckte der sehr differenzierte, klare Klang des Solo-Klaviers, obwohl Daniil Trifonov und Valery Gergiev Beethovens Konzert in c-moll eher als Symphonie mit obligatem Klavier begriffen, das vom Orchester mit einem sehr traditionellen, dunklen Mischklang gehüllt wurde.

Großauftritt der Bläser-Solisten

Der fächerte sich dann in Strawinskys Ballettmusik wie ein Pfauenschwanz auf. In der neuen Klarheit trat sogar das sonst oft recht beiläufige kleine Klaviersolo hervor. Die Bläser-Solisten, allen voran der Solo-Trompeter Guido Segers, hatten ihren Großauftritt.

Wenn das volle Orchester auftrumpft, fehlt es ein wenig an Durchhörbarkeit: Da ist das Ganze vorerst mehr die Summe aller Teile. Ob das aber am Saal, dem noch nicht völlig auf die neuen Verhältnisse eingespielten Orchester oder am Dirigenten liegt, wird man erst in ein paar Wochen wissen.

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Das erste Werk einer Komponistin ist mittlerweile auch erklungen: "Masaot/Clocks without Hands" von Olga Neuwirth. Das kurze Stück stimmt mit gegeneinander verschobenen Rhythmen und einer stilistischen Vielfalt zwischen Klangflächenmusik, Balkan und tickenden Metronomen perfekt auf Strawinskys "Petruschka" ein.

Die Philharmoniker tauschten Abendgarderobe gegen Tracht

Kurz vor halb elf war der Abend noch nicht zu Ende: In der Halle E folgte noch ein "Nach(t)klang", für den die Philharmoniker vom Frack und Abendkleid auf Dirndl und Tracht wechselten. Es gab bairische Volksmusik und zum Abschluss den Walzer Nr. 2 von Dmitri Schostakowitsch, wozu einige sehr mutig Paare sogar tanzen. Die nun komplett eingerichtete Bar blieb geöffnet. Auch der Chefdirigent schaute kurz vorbei.

Schöner kann man einen Konzertabend eigentlich kaum ausklingen lassen. Und wenn jetzt noch die MVG den Expressbus X30 auch noch spätabends fahren lassen würde, wäre die Freude in Sendling fast nicht mehr auszuhalten.

Am Donnerstag und Freitag dirigiert Kent Nagano die Turangalîla-Symphonie von Olivier Messiaen.

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