Kari Ikonens "Impressions, Improvisations and Compositions": Musik ist immer eine kurze Flucht

Der finnische Jazz-Pianist Kari Ikonen über sein Konzert in der Unterfahrt.
Ssirus W. Pakzad |
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Der Jazzpianist Kari Ikonen.
Der Jazzpianist Kari Ikonen. © SWP

Er liebt die Musik des Nahen und Mittleren Ostens. Das Problem: Auf einem handelsüblichen Klavier lassen sich die typischen Intervalle dieser Region nicht spielen. Die Lösung: Der Jazz-Pianist Kari Ikonen entwickelte eine Apparatur, mit der er sich nun mühelos zwischen den Halbtönen des Flügels bewegen kann. "Maqiano" taufte der 49-jährige Finne sein unscheinbares Kästchen, das mittlerweile in Serie produziert wird. Der Name seiner patentierten Erfindung setzt sich zusammen aus "Maqams" - das sind die Skalen der arabischen Klangwelt - und "Piano".

"Ich finde Mikro-Intervalle äußerst interessant, und sie helfen mir meine melodische Palette zu erweitern", erzählt Kari Ikonen nach einem Konzert des mondsüchtigen "Orchestra Nazionale Della Luna", in dem er neben Klavier auch Moog-Synthesizer spielt. "Manchmal können solche kleinen Tonschritte unangenehm klingen, aber so, wie sie in der arabischen, der türkischen, der persischen Musik eingesetzt werden, tönen sie nach purer Schönheit. Ich werde durch die Intervalle gezwungen anders zu spielen, zu denken, zu improvisieren, mich nicht zu sicher zu fühlen und mich nicht dauernd zu wiederholen."

Finnische Folklore für Kari Ikonen nicht sonderlich interessant

Ausgesprochen wendig, tänzelnd und sehr plausibel vermittelt Kari Ikonen in seinem Spiel zwischen "Maqams", Einflüssen von Volksmusiken aus aller Welt, Jazz-Harmonik und klassischen Referenzen. Nur das typisch Nordische, das Heimische will sich in seinen Improvisationen und Kompositionen oft nicht ausmachen lassen.

"Für mich ist etwa die finnische Folklore ganz generell gesprochen nicht sonderlich interessant. Rhythmisch ist sie meist sehr schlicht, und für mich ist Rhythmik nun mal wahnsinnig wichtig", sagt Ikonen und trommelt auf den Beistelltisch. "Deshalb fühle ich mich zur Musik des Mittleren Ostens, des Balkans, Nordafrikas, eigentlich ganz Afrikas und Südamerikas auch so stark hingezogen." Kommt er bei dieser Vielzahl an musikalischen Zutaten nicht durcheinander? "Nein", sagt er mit einem Lächeln, das sich so deuten ließe, als habe er auf diese Frage nur gewartet.

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"Die verschiedenen Einflüsse durchlaufen ja meinen persönlichen Filter, führen zu meinem persönlichen Ausdruck, zu meiner Musik", erklärt Kari Ikonen, der sich neben Klängen aus vielen Regionen der Erde auch von der Natur, von Malerei und Architektur, der Literatur, von Visual Arts inspirieren lässt - und der in seinen instrumentalen Stücken, die er für Solo-Auftritte wie den in der Unterfahrt, aber auch für Ensembles aller erdenklichen Personalstärken schreibt, oft die Probleme unserer Zeit thematisiert. "Musik ist immer eine kurze Flucht.", er schluckt. "Ich habe immer noch Hoffnung und versuche optimistisch zu bleiben. Andererseits können wir unsere Augen nicht vor dem verschließen, was derzeit passiert und davor, dass unser Planet gerade konsequent zerstört wird."


Kari Ikonen: "Impressions, Improvisations and Compositions" (Ozella Music). Live: 13. Mai, 20.30 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42, Telefon 448 27 94

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