Kritik

Kammermusik in der Tonhalle

Entdeckungen mit Leif Ove Andsnes und Musikern des BR-Symphonieorchesters im Werksviertel
Robert Braunmüller
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Leif Ove Andsnes und das Streichquartett des BR-Symphonieorchesters in der Tonhalle.
Astrid Ackermann/BR 3 Leif Ove Andsnes und das Streichquartett des BR-Symphonieorchesters in der Tonhalle.
Leif Ove Andsnes und das Streichquartett des BR-Symphonieorchesters in der Tonhalle.
Astrid Ackermann/BR 3 Leif Ove Andsnes und das Streichquartett des BR-Symphonieorchesters in der Tonhalle.
Leif Ove Andsnes.
Astrid Ackermann/BR 3 Leif Ove Andsnes.

Am Tag nach dem Beschluss des Kabinetts, das seit einer gefühlten Ewigkeit diskutierte Konzerthaus zu einem Konzertsaal zu "redimensionieren", herrscht beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks beileibe kein Katzenjammer. Im Container des Orchesters im Werksviertel traf sich die Geigerin und Podcasterin Anne Schoenholz mit ihrem Kollegen Werner Mittelbach und dem Architekten Johannes Ernst, der als Partner des Büros Steidle entscheidend an der städtebaulichen Weiterentwicklung des Geländes hinter dem Ostbahnhof mitarbeitet.

Das Gespräch verzichtete darauf, alte Wunden zu lecken. Der Blick ging nach vorn: Johannes Ernst und Werner Mittelbach betonten die Chancen ständiger Veränderung. Der 2017 beim Architekturwettbewerb siegreiche Entwurf habe womöglich das Umfeld zu wenig berücksichtigt. Ernst und Mittelbach waren sich darin einig, dass die Neuplanung des Konzerthauses die Perspektive in sich berge, sich stärker auf das pulsierende Werksviertel mit seiner Mischnutzung aus Wohnungen, Büros und Veranstaltungsräumen einzulassen.

Leif Ove Andsnes und das Streichquartett des BR-Symphonieorchesters in der Tonhalle.
Leif Ove Andsnes und das Streichquartett des BR-Symphonieorchesters in der Tonhalle. © Astrid Ackermann/BR

Auf Augenhöhe mit spezialisierten Ensembles

Wie das schon jetzt im Kleinformat funktioniert, bewies anschließend ein Kammerkonzert in der Tonhalle. Wo sonst eher Rock und Pop erklingen, spielten Key-Thomas Märkl, Lorenz Chen, Emiko Yuasa und Uta Zenke-Vogelmann das dritte Streichquartett des ziemlich unbekannten Schweizers Paul Juon: ein formal zwar konventionelles, aber trotzdem sehr ansprechendes Werk zwischen Spätromantik und Moderne aus dem Jahr 1916. Darauf folgte Ernst von Dohnányis gleichzeitig entstandenes Klavierquartett Nr. 2 mit dem norwegischen Pianisten Leif Ove Andsnes, der diese Woche mit dem Orchester Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 aufführt.

Leif Ove Andsnes.
Leif Ove Andsnes. © Astrid Ackermann/BR

Die Musikerinnen und Musiker des BR-Symphonieorchesters agierten auf Augenhöhe mit lange eingespielten Kammermusikformationen, der Solist nahm sich als Kollege zurück, ohne die Virtuosität seines Parts zu unterschlagen. Die rund um die Interpreten aufgestellten Stühle sorgen für eine größere Nähe. Der Nachhall in der Tonhalle ist gerade lang genug, um die Musik größer erscheinen zu lassen, ohne dass der Klang verschwimmt.

Räume für Musik

Der Industriecharme der Tonhalle gegenüber dem Bauplatz des Konzerthauses könnte einen auf die Idee bringen, dass die Streichung eines Kammermusiksaals im Zug der Redimensionierung keinen allzugroßen Verlust bedeutet, weil es im Werksviertel andere geeignete Räume gibt, deren Vorzüge bisher nur noch nicht entdeckt wurden. Und hochkulturelle Schwellenängste löst die ehemalige Kartoffellagerhalle auch nicht aus.

Dass ein Kammermusikabend mit interessantem Programm nur eine Stunde dauert, muss ebenfalls kein Verlust sein. Es könnte allerdings durchaus erlaubt werden, ein Getränk an den Platz mitzunehmen, was bis zur Öffnung der Bar nach dem Ende des Konzerts bisher verwehrt bleibt.

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Die Tonhalle hat allerdings einen Nachteil: Man kann sie nicht heizen, weshalb das BR-Symphonieorchester seine dortigen "Watch This Space"-Konzerte auf warme Jahreszeiten beschränken muss. Aber dieses Problem dürfte mit der halben Milliarde für das Konzerthaus durchaus lösbar sein. Und großzügige Sponsoren soll es hin und wieder auch geben.

Am 24. Juni um 19 Uhr spielen Mitglieder des BR-Symphonieorchesters Werke von Amy Beach in der Tonhalle

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