Kritik

Symphonieorchester des BR: Simon Rattle dirigiert tschechische Musik

Das Symphonieorchester des BR mit Werken von Dvořák, Martinu und Janáček
Robert Braunmüller
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Simon Rattle bei einer Probe.
Astrid Ackermann/BR 3 Simon Rattle bei einer Probe.
Simon Rattle und der Bratschist Timothy Ridout bei einer Probe.
Astrid Ackermann/BR 3 Simon Rattle und der Bratschist Timothy Ridout bei einer Probe.
Der Bratschist Timothy Ridout.
Astrid Ackermann/BR 3 Der Bratschist Timothy Ridout.

Er hat eine tschechische Frau und ist neuerdings Erster Gastdirigient der Tschechischen Philharmonie. Aber erwidert die Musik aus Böhmen und Mähren die Liebe wirklich, die ihr Simon Rattle neuerdings entgegenbringt?

Im Herkulessaal blieben nach dem tschechischen Programm des BR-Symphonieorchesters ein paar Restzweifel. Rattle hat viele Qualitäten, aber ein böhmischer Musikant ist er sicher zu allerletzt. Die zweite Folge der "Slawischen Tänze" von Antonín Dvořák erklang ziemlich brav, ohne das Feuer und den Schwung, den so unterschiedliche Dirigenten wie Rafael Kubelík oder Nikolaus Harnoncourt bei dieser Musik entfacht haben. Und eine reflektierte Interpretation natürlich erscheinen zu lassen, war dem Chef an diesem Abend auch nicht gegeben.

Ein Beigeschmack von Kurkonzert

Die Tempo-Rückungen in der letzten Nummer wirkten gewollt, der Sehnsuchtston blieb reine Folklore, dem Tänzerischen fehlte der Zug ins Dionysische. Wenn es nicht gelingt, aus jedem Tanz eine besondere Preziose zu machen, bleibt ein Beigeschmack von Edel-Kurkonzert zurück, der sich hier unweigerlich einstellte, weil Rattle das Orchester einfach nur spielen ließ.

Simon Rattle und der Bratschist Timothy Ridout bei einer Probe.
Simon Rattle und der Bratschist Timothy Ridout bei einer Probe. © Astrid Ackermann/BR

Die Sinfonietta von Leoš Janáček liegt dem Dirigenten mehr. Die Dynamik wirkte sorgfältig abgestuft, die Farben süffig, das Burleske nicht übertrieben. Allerdings gelang es Rattle nicht, die zusätzlichen Trompeten im ersten und letzten Satz wirklich singen zu lassen. Und der Herkulessaal ist für helle und laute Musik bekanntlich denkbar ungeeignet.

Der Bratschist Timothy Ridout.
Der Bratschist Timothy Ridout. © Astrid Ackermann/BR

Ein überragender Bratschist

Die meiste Freude bereitete das Kontrastprogramm zu den etwas derben Stücken am Anfang und Ende: das noble "Rhapsody-Concerto" von Bohuslav Martinu - auch dank des Bratschisten Timothy Ridout, der auf seinem normalerweise etwas kratzbürstigen Instrument wirklich zu singen versteht.

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Als Zugabe spielte der junge Brite noch das Finale aus Paul Hindemiths Bratschensonate op. 25 mit der berühmten Spielanweisung "Rasendes Zeitmaß. Wild. Tonschönheit ist Nebensache". Ridout bewies, dass man das auch ohne jede vordergründige Kratzerei und übertriebene Geräuschentwicklung als Musik spielen kann: mit Liebe eben, die von Hindemiths sehr schwer zu liebender Musik ausnahmsweise mit vollem Herzen erwidert wurde.

Als Video-Stream am 7. Juni live ab 20 Uhr, danach in der Mediathek auf der Website des Orchesters

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