Kritik

Ed Sheeran in München: "Perfect" trotz kleiner Konzert-Panne

Gleich drei Konzerte spielt Ed Sheeran in München. Vor Tausenden Zuschauern gibt sich der Superstar bodenständig – und liefert mit seinen Hits ab. Die AZ-Konzertkritik.
Moses Wolff |
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Ed Sheeran performte beim Konzert meist alleine auf der Bühne.
Ed Sheeran performte beim Konzert meist alleine auf der Bühne. © Jens Niering

Wie bei den drei Riesenkonzerten von Andreas Gabalier, Helene Fischer und Robbie Williams spielt das Thema Regen erneut eine große Rolle bei den Gesprächen der Zuschauer. Einige sind sehr gut vorbereitet, haben Ponchos und Kopfbedeckungen mitgebracht, dafür gibt es am Eingang Verzögerungen wegen mancher Handtasche, die (ähnlich wie beim Oktoberfest) nicht größer als ein Din-A4-Blatt sein darf.

Das alles macht den sehr vorfreudigen und quasi geschlossen glühenden Münchner Ed Sheeran-Fans nichts aus: die Laune ist bestens, das Stadion gesteckt voll.

Die ungewöhnliche Bühne in der Mitte des Olympiastadions.
Die ungewöhnliche Bühne in der Mitte des Olympiastadions. © Jens Niering

Es gibt zwei nette, relativ ähnlich klingende weibliche britische Vorbands, die junge britische Popsängerin Cat Burns und die Singer-Songwriterin Griff, die begeistert ist, an einem so großen Veranstaltungsort spielen zu dürfen und betont, dass der, wegen dem alle hier sind, fantastisch vorbereitet sei und sich das Publikum auf eine sensationelle Show freuen kann.

Sie hat nicht zu viel versprochen. Der Abend wurde geradezu zauberhaft. Kurz danach wird wie bei einem Raketenstart ein Countdown eingeblendet und pünktlich zur Prime Time um 20.15 Uhr beginnt das Konzert des heißbegehrten Superstars im "Munich"-T-Shirt: charismatisch, authentisch, bodenständig und herzerwärmend.

Raffiniert aufgebaute Bühne im Olympiastadion

Meist steht er ohne Band alleine mitten in der Arena des Stadions auf einer riesigen Bühne, die wie eine riesige Schallplatte aufgebaut und mit zahlreichen technischen Raffinessen ausgestattet ist und sich, ähnlich wie das Restaurant auf dem Olympiaturm mit dem performenden Ed dreht. Um ihn herum stehen hohe Säulen mit wiederum sich drehenden runden Scheiben, die etwas wie Maibäume aussehen, außerdem gibt es Leinwände in der Form von einem Plektrum.

Ed Sheeran in der Mitte, Tausende Zuschauer außenrum.
Ed Sheeran in der Mitte, Tausende Zuschauer außenrum. © Jens Niering

Ausgestattet mit Gitarre, Mikrofon und Loop-Station, mit der er dann Elemente der Songs einspielt, die dann den jeweiligen Song in Endlosschleife begleiten, um danach wieder gelöscht zu werden. Somit ist jedes der performten Werke ein Unikum – morgen wird es andere Loops geben. Doch gerade dieses reduzierte Konzept zieht das Auditorium in seinen Bann. Er feuert einen Hit nach dem anderen raus, selbst als es anfängt zu regnen, fängt er seine groovenden, mitsingenden und tanzenden Fans auf, die stimmungsvoll eingesetzte Lightshow samt Pyrotechnik wärmt ja auch ein bisserl.

Sheeran bittet uns, ihn nicht auszulachen, sollte er auf der nassen Bühne ausrutschen, geschweige denn Videos davon auf Social-Media-Kanälen zu posten. "Be kind to me!" Glücklicherweise schmeißt es ihn nicht.

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Ed Sheeran in München: Auch die Queen ist Thema

Freilich spricht er über Elisabeth II., bei deren 50-jährigem Kronjubiläum war er elf Jahre alt und verfolgte die Zeremonien im Kreise der Familie vor dem Fernseher. Dort spielte Eric Clapton und Ed ging ein Licht auf: er wollte selbst musizieren, lernte Gitarre und singen, worauf er bereits zehn Jahre später selbst vor ihr auftrat und zwanzig Jahre später – im vergangenen Frühjahr – zum siebzigjährigen Jubiläum sein Lied "Perfect" darbieten durfte. Die Queen war quite amused, und die Münchner im Olympiastadion kommen ebenfalls in den Genuss dieses wunderschönen Songs.

Auch etwas Pyro war geboten.
Auch etwas Pyro war geboten. © Jens Niering

Zwischendurch erzählte er den 70.000 Besucherinnen und Besuchern hübsche Anekdoten von seinen frühen Jahren in Pubs vor einer Handvoll Leute. Wie Stevie Wonder antwortet er übrigens stets auf die Frage, welches denn sein persönliches eigenes Lieblingsstück sei: Das habe ich noch nicht geschrieben. Einmal war er sehr betrunken und schrieb "Love Yourself", mit dem dann Justin Bieber durch die Decke ging. Ed Sheeran bedauert scherzhaft, er hätte es doch lieber selbst behalten sollen.

Kurz vor Schluss streikt die Technik

Am Ende des Konzerts erscheint Ed mit einem Deutschland-T-Shirt und performt noch drei tolle Nummern. Die Techniker scheinen jeden Stil an optischen Effekten ausprobieren zu wollen, alles sehr bunt, je nach Song knallig oder sentimental, Grafiken von Schmetterlingen, Nervenbahnen, tanzenden Paaren und Luftballons mit Smileys drauf.

Ed Sheeran bei seinem Konzert in München.
Ed Sheeran bei seinem Konzert in München. © Jens Niering

Bei der letzten Zugabe "You need me, I don't need you" zieht er nochmal sämtliche Register, rappte sehr temporeich, fast wie RUN DMC oder Eminem. Doch auf einmal fällt kurz vor dem Finale die Technik aus, was eine kleine Pause verursacht. Doch ein pfiffiger Techniker löst das Problem, die Show findet einen würdevollen und erhabenen Abschluss nach über zwei Stunden bester Unterhaltung.

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