"Der Teufel, der Blues, das Mädchen und ich": Mississippi und Isar

Stephan Zinner mit seinem neuen Programm "Der Teufel, der Blues, das Mädchen und ich" im Lustspielhaus.
Mathias Hejny |
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Stephan Zinner (mit Gitarre) und sein Musik-Partner Peter Pichler.
Stephan Zinner (mit Gitarre) und sein Musik-Partner Peter Pichler. © Alessandra Schellnegger

Auf der Bühne sieht es aus, als erwarte man eine größere Rock-Combo. Aber dann tritt nur ein Duo auf, das keine Wünsche offen lässt. Links herrscht Peter Pichler über eine breite Auswahl von Instrumenten für Melodie und Rhythmus. Nur das Trautonium, für das er als einer der ganz wenigen Musiker berühmt ist, hat er dieses Mal nicht mitgebracht. Er spielt auch Banjo, denn der Multiinstrumentalist ist nicht nur der musikalische Partner, sondern auch der tönende und ansonsten mürrisch schweigende Sidekick von Stephan Zinner.

Der Mann aus Trostberg hat sich, wenn er nicht gerade den Metzger Simmerl in den Eberhofer-Krimis spielt oder einen Fernsehauftritt hat, dem Blues verschrieben, gibt aber offen zu, kein Banjo spielen zu können. Dafür ist seine Gitarrensammlung, zu der auch eine Ölkanister-Gitarre gehört, beeindruckend. Damit zupft und slidet er, als hätte er noch nie etwas anderes gemacht als in den Südstaaten Baumwolle zu pflücken. Aber er ist ein Chiemgauer, der die steile These vertritt, die Wurzeln des Blues seien in Oberbayern zu finden.

Zinners Versprechen: Kein Schlager und Pop

Zur Premiere des neuen Zinner-Abends gibt es keinen Grund, daran zu zweifeln. Mit dem rätselhaften Titel "Der Teufel, der Blues, das Mädchen und ich" umreißt er die Energiezentren des Blues-Kosmos. Was es nicht zu hören gibt, sind Schlager und Pop, verspricht er gleich zu Beginn, auch wenn Helene Fischer ein paar mehr Leute zusammen bringt. "Aber was sind 130.000 in Riem", fragt Zinner rein rhetorisch, "gegen 200 im Lustspielhaus?"

Wo der Teufel steckt, ist auch Gott nicht weit, und die Show nimmt neben vielen eigenen Songs und von Veteranen wie John Lee Hooker auch Kurs auf die Roots, zu denen der Gospel gehört. In einer fulminanten Nummer macht er sich mit spiritueller Inbrunst lustig über die Gottwerdung des Internets, denn der Zinner-Stephan ist nicht nur ein großartiger Musiker, sondern auch ein ziemlich witziger Kabarettist.

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Zum kernigen Sound aus dem Mississippi-Delta plaudert er sich durch die Leidensgeschichten mittelständischer und mittelalter Männer von Traun bis Isar, die sich zwischen der Ehefrau und den halbwüchsigen Kindern, Tiktok und Tattoos, Fitnesstrainern und Avocadoaufstrich behaupten müssen. Da ist die voralpenländische Musik ganz dicht am existenziellen Schmerz, den der Blues schon immer besungen hat.


Wieder am 15. Oktober im Schlachthof, 20 Uhr, Telefon 72018264

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