"Damit meine ich alle AfD-Sympathisanten": Danger Dan in München mit klaren Worten
München – Vom Gangster-Rapper zum Piano-Mann mit deutschem Chanson. Eine solche Doppel-Karriere können wohl nur die wenigsten Musiker in Deutschland vorweisen. Danger Dan zeigte seinen musikalischen Wandel im ausverkauften Tollwood-Zelt.
Weniger Kraftausdrücke und mehr melancholische Gesellschaftskritik gab es auf der Bühne. An Kraft in den Ausdrücken fehlte es dem Aachener in den zwei Stunden Konzert dennoch zu keiner Zeit. Immer wieder unterbrach er seine Songs, um minutenlang politische Anekdoten zu den Songs einzustreuen. Kommt sein Erfolg nur von der neuen Darbietungsform als kommentiertes Kabarett-Konzert an schwarz-weißen Tasten oder steckt mehr dahinter? Die AZ hat den Klängen im Zelt gelauscht.
Hör hin statt hau drauf – die Wandlung von Danger Dan in München
Mit der "Antilopen Gang" begann die Reise auf den großen Bühnen der Republik für Daniel Pongratz. Hau-Drauf-Texte und coole Beats standen oft im Vordergrund. Inzwischen sind seine Botschaften deutlich einfacher codiert. Da wurde vom "Topf und Deckel", von einer "Mingvase" oder der "Ölsardinenindustrie" gesungen. Hör hin statt hau drauf, war die neue Devise.
In roter Bomberjacke und schwarzen Doc Martens betrat Pongratz die Bühne, auf der sonst nichts an die wilde Zweit-Karriere als Rap-Künstler erinnerte. Nur ein elektronisches Klavier wurde von den Scheinwerfern in Szene gesetzt. Die Strahler beleuchteten nicht nur den Pianisten, sondern auch seine Texte ganz genau. Es waren die leisen und manchmal brachial lauten Zwischentöne, die den Abend formten.
Hätte er als Rapper den Text vergessen, wie an diesem Abend bei "Meine Freiheit, Deine Freiheit" und "Trotzdem" hätte ihn die Masse wohl von der Bühne gepfiffen. Als Piano-Mann rettete er sich unter großem Gejohle und peinlich berührt in die nächste Strophe – ein so entspanntes Publikum muss man sich auch erst erarbeiten.
Statt Stehplätzen und Gedränge gibt es beim Danger Dan Konzert jetzt Sitzplätze
"Wir sitzen am liebsten links von der Bühne", war der politisch gemeinte Running-Gag bei den Besuchern. Es herrschte freie Platzwahl im voll bestuhlten Zelt. Stehplätze und Gedränge gehörten ebenfalls der Vergangenheit an. Die meisten Fans wussten, in welche Richtung der musikalische Wind von der Bühne wehen würde. Pongratz setzte schon nach seinem ersten Song "Lauf davon" die Spielregeln für den weiteren Verlauf fest. "Ich habe keine Lust auf Sexisten, Rassisten und Faschisten aller Couleur. Und damit meine ich auch alle AfD-Sympathisanten", stellte er unter tosendem Beifall klar.
Gute Noten – schlechte Noten: Danger Dan spielt Konzert in München am Klavier
Rausschmiss-Ansagen auch bei "Ingloria Victoria". Ein musikalischer Mittelfinger gegen seine alte Schule in Aachen, von der er vor über 20 Jahren als Störenfried verwiesen wurde. Doch Danger Dan nahm den Song nicht nur als persönlichen Rachefeldzug gegen schlechte Noten. Er drückte gleichzeitig seine Kritik am deutschen Schulsystem aus.
Mit Noten hat er bis heute ein Problem, er kann keine lesen. Hört sich auf den ersten Blick schwierig an für jemanden, der ein Konzert nur hinter dem Piano veranstaltet. Die Ironie der Show: am Merchandising-Stand vor dem Zelt gab es das Notenheft mit allen Songs zum Nachspielen für 15 Euro. Pongratz brauchte die Blättchen nicht, holte sich nach sechs Liedern aber Jonathan Heck und sein Streichquartett als Unterstützung auf die Bühne.
Danger Dan bringt klare politische Botschaften auf die Tollwood-Bühne
Musikalische Gesellschaftskritik mit aussagekräftigen politischen Stellungnahmen, die man gerade in diesen Zeiten nicht laut genug mitsingen kann. "Faschisten hören niemals auf, Faschisten zu sein. Man diskutiert mit ihnen nicht, hat die Geschichte gezeigt", formulierte er fast tagesaktuell. Vielleicht ein kleiner Gruß an neu gewählte Bürgermeister und Landräte, die mit ihrer Partei schon lange neutrale und entpolitisierte Kunst fordern.
Es war ein Genuss zu sehen, wie sich Danger Dan gegen diese Forderung stellt und sich überhaupt nicht neutral verhält. Der Song "Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt" brachte ihm durch den widerspenstigen Inhalt den Durchbruch in den Charts. Er musste nicht schreien, um zu warnen oder zu mahnen. Er fragte nicht, auf welcher Seite die Besucher am Ende vor seiner Bühne den Platz wählten. Er machte es stilvoller: mit guten Noten und geflügelten Worten.
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