BR-Symphonieorchester: Friedfertige Gewaltsamkeit und schöner Gesang
Die nicht mehr ganz so Jungen unter uns kennen die "Fanfare for the Common Man" von Aaron Copland womöglich in erster Linie durch die britische Supergroup Emerson, Lake & Palmer.
In seiner Symphonie Nr. 3 ist dieser ziemlich bombastische Krach das Hauptthema des Finales. Ein neueres Handbuch zur modernen Symphonik von "friedfertiger Gewaltsamkeit": Besser kann man die innere Widersprüchlichkeit dieser Musik kaum beschreiben.
Amerikanische Orchestermusik hat es hierzulande eher schwer. Daher ist es zu begrüßen, wenn ein Dirigent von Michael Tilson Thomas als Gast beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks dieses 1946 uraufgeführte Werk vorstellt.
Beethovens Violinkonzert folgt auf amerikanische Orchestermusik
Es macht Effekt, die Musiker können ihre Stärken ausspielen, und nach einem etwas stumpfen Beginn hatte der Dirigent den Klang im für kraftstrotzende Orchesterbrillanz weniger geeigneten Herkulessaal bestens im Griff. Interessanter wie die tausend Löcher im Spätwerk von Jean Sibelius ist diese Symphonie Coplands allemal.
Davor ging es bei Beethovens Violinkonzert erheblich abendländischer zu. Wie 99 Prozent ihrer Kolleginnen und Kollegen entschied sich auch Julia Fischer für die romantische Version mit einem eher zähen "Allegro ma non troppo" im Kopfsatz und den Beschleunigungen an den üblichen Stellen. Dabei würde der sehr klare Geigenklang der Solistin viel besser zu einer raschen Version passen. Ein wenig irritierte auch die vollgriffig-virtuose Kadenz, die so gar nicht zu Beethovens nobler Schlichtheit passen.
Lebhafter Schwung im Finale
Über den ersten Satz in Julia Fischers Deutung kann man streiten, über den Rest nicht. Den Gesang des Larghettos interpretiert sie wie eine im Belcanto-Stil ausgebildete Sängerin mit geschmackvollem An- und Abschwellen der Melodie.
Und im Finale ereignet sich dann endlich auch ein lebhafter Schwung, von dem eine Portion mehr auch dem Kopfsatz gut anstünde.