Aurora Orchestra in München: Wenn der Sturm den Staub wegbläst

Jan Lisiecki und das Aurora Orchestra mit Beethoven in der Isarphilharmonie.
Robert Braunmüller
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Nicholas Collon und das Aurora Orchestra.
Nicholas Collon und das Aurora Orchestra. © Nick Rutter

MünchenBeethovens Fünfte ("Ta-ta-ta-taaa") wird – weil sie so berühmt ist – ziemlich selten gespielt. Und den meisten Interpreten ist das revolutionäre Stürmen des letzten Satzes peinlich, weshalb es vorzugsweise vorgeführt, aber selten durchlebt wird.

Das Publikum ist sprichwörtlich hautnah dabei

Das britische Aurora Orchestra unter Nicholas Collon machte da eine löbliche Ausnahme. Beethoven brauste dahin, mit Schwung und Pathos. Und als Zugabe wiederholten die Musiker dann im Saal verteilt noch einmal den Schluss, um – wie der Dirigent sagte – das Publikum einmal erleben zu lassen, wie man sich mittendrin im Orchester fühlt.

Die Briten interpretierten das Stück so weit als möglich im Stehen. Manche Originalklangorchester tun das auch: aus Gründen der Authentizität und weil das Spiel damit körperlicher und direkter wird. Das Aurora Orchestra spielte außerdem auch noch auswendig, was das Zusammenspiel, die Risikofreude und das Aufeinanderhören unter den Musikern steigert. Das ist sicher nicht als Patentrezept zu empfehlen. Hier sorgte es aber für eine erstaunliche Frische, die einem so bekannten Werk im Allgemeinen und Beethoven im Besonderen guttut.

Eine gelungene Ergänzung aus Piano und Orchester

Vor der Pause gab es das Klavierkonzert Nr. 4 mit Jan Lisiecki. Die sehr direkte und kraftvolle Spielweise des Kanadiers passt perfekt zum Aurora Orchestra. Im Unterschied zum pianistischen Mainstream versteht Lisiecki das Konzert nicht als lyrische Ausnahme im Werk Beethovens. Für ihn ist es eher eine Vorstufe zum Konzert Nr. 5 – was angesichts der ähnlichen dramatischen Konfrontation zwischen Solo und Orchester am Beginn der Reprise absolut einleuchtet. Den oft extrem zelebrierten Mittelsatz nahm Lisiecki nüchtern.

Das Entscheidende steckt für ihn in der dramatischen Trillern-Explosion am Ende des kurzen Andantes. Und im Finale gelang dem Pianisten dann noch das Kunststück, die nervöse Dramatik des Kopfsatzes in einen Triumphmarsch umschlagen zu lassen, was eine sinnvolle Beziehung zum Finale der Fünften herstellte.

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Es war eine kluge Idee, zwischen zwei Beethoven-Hauptwerken nicht noch einen Beethoven zu spielen. Das Missing Link bildete "for mira", ein extra für die Spielweise des Orchesters geschriebenes Werk der Komponistin Héloïse Werner. Es begann minimalistisch und mündete unter dem Murmeln der Musiker in eine klagende, vom Fagott dominierte Melodie. Nichts Weltbewegendes, gewiss. Wer aber Beethoven so aufregend zum Zeitgenossen macht wie dieses Orchester, tut gut daran, auch Aktuelles in den Konzertabend einzubeziehen.

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