Max Wagner wirft beim Gasteig hin – aus Frust über die Stadtpolitik?
"Max Wagner und der Gasteig werden voraussichtlich ab Herbst dieses Jahres getrennte Wege gehen", heißt es in einer Mitteilung des städtischen Kulturzentrums. "Der Kulturmanager, seit 2016 mit der Geschäftsführung des Gasteig betraut, hat den Aufsichtsrat der städtischen Tochtergesellschaft um eine vorzeitige Auflösung seines Vertrages als Geschäftsführer gebeten."
Das kommt plötzlich, und diese Entscheidung wirft Fragen auf. Kommt Max Wagner einem Rauswurf zuvor? Das schließen alle Stimmen innerhalb und außerhalb der Rathaus-Koalition aus. Die Kultursprecher Florian Roth (Grüne), Julia Schönfeld-Knor (SPD) und Beatrix Burkhardt (CSU) verbindet parteiübergreifend Überraschung und ehrliches Bedauern. Nichts sei vorgefallen, es sei eine persönliche Entscheidung von Max Wagner, den Gasteig zu verlassen, heißt es.
Verlor Wagner wegen der Gasteig-Sanierung die Geduld?
Von der Zweiten Bürgermeisterin Katrin Habenschaden, zugleich Aufsichtsratsvorsitzende des Gasteig, kommen nur lobende Worte. "Max Wagner hat den Gasteig sehr erfolgreich durch sieben aufregende Jahre geführt. In seine Zeit fallen etwa der internationale Architekturwettbewerb zur Umgestaltung des Gasteig und die fortgeschrittenen Planungen zur Umsetzung der Sanierung, ebenso wie der Bau und der erfolgreiche Start des Ausweichstandortes Gasteig HP8, um den uns weltweit viele Städte beneiden", heißt es in einer Mitteilung.

Hat der Geschäftsführer die Nase voll von der ewigen Verzögerung der pannenreichen Sanierung? Das will niemand bestätigen, aber auch nicht ausschließen. Alle Vertreter des Stadtrats versichern aber glaubhaft, dass Max Wagners Ausscheiden kein Aus für die inhaltliche Neukonzeption des Gebäudes bedeute, die unter seiner Leitung erarbeitet wurde. Über deren Ausmaß gehen die Vorstellungen auseinander: Grüne und CSU bevorzugen die "große Lösung", die auch ein Update des Bibliothekstrakts samt einer "Kulturbühne" zur Philharmonie vorsieht, aus der SPD wurden immer wieder Stimmen laut, es angesichts der Kosten bei einer Sanierung der Haustechnik und einer Optimierung der Philharmonie zu belassen.
Im Herbst entscheidet der Stadtrat über das weitere Gasteig-Vorgehen
Es mag Max Wagner frustriert haben, dass er 2020 die Planung ans Baureferat übergeben musste und – erwartungsgemäß – kein Investor gefunden wurde. Im Herbst beschließt der Stadtrat das weitere Vorgehen. Die Befürchtung liegt nahe, die Generalsanierung werde nur eine Grundsanierung. Dafür gebe es derzeit keine Signale, versichern Vertreter aller Parteien. Der Verdacht, dass Max Wagner etwas anderes weiß und aus Frust über die Zerstörung seiner Planungsarbeit hingeworfen habe, wird zurückgewiesen.
Bleibt eine dritte Variante: Max Wagner hat ein attraktives Angebot, das er nicht ausschlagen möchte. Unübersehbar war, dass dem Gasteig-Geschäftsführer eine künstlerische Intendanz mehr liegen könnte als das strapaziöse Management einer nicht enden wollenden Sanierung.
Wagner soll zur Beisheim-Stiftung wechseln
Tatsächlich gibt es ein solches Angebot: Wagner verhandelt mit der finanzkräftigen Beisheim-Stiftung des 2013 verstorbenen Metro-Gründers. Er möchte dort Co-Geschäftsführer werden. Ist das wirklich ein Aufstieg für den Geschäftsführer des – nach eigener Darstellung – größten Kulturzentrums Europas?
Finanziell vielleicht ja. Aber sonst? Eher nein. Also wird ein beträchtlicher Frust über die Stadtpolitik und die Verwaltung mitspielen. Den Grad mag sich jeder selbst ausrechnen. Ein besonders ermutigendes Zeichen für die Gasteig-Sanierung ist dieser Abgang jedenfalls nicht.