Ein Tempel bestimmt das ganze Stadtviertel

20 Jahre Pinakothek der Moderne - eine Ausstellung wirft mit Fotos, Filmen und Dokumenten einen Blick zurück.
Roberta De Righi |
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Die Pinakothek der Moderne kurz vor dem Richtfest.
Die Pinakothek der Moderne kurz vor dem Richtfest. © picture-alliance / dpa

Ein Jubiläum ist immer auch eine Zeitreise. Und bietet den Blick auf eine vergangene Möglichkeitsform. Was wäre, wenn 1992 im Wettbewerb um den Neubau der Pinakothek der Moderne der japanische Pritzker-Preisträger Arata Isozaki, Herzog & de Meuron oder der 2019 verstorbene Münchner Architekt Andreas Meck gewonnen hätte? Das Kunstareal sähe völlig anders aus.

Die Optionen von einst kann man jetzt in der Jubiläumsschau "Zwanzig und jetzt?" in der Pinakothek der Moderne besichtigen. Dort sind Modelle und Pläne von immerhin 19 der insgesamt 167 Wettbewerbsbeiträge zu sehen. Die Schau, die Ella Neumaier vom TU-Architekturmuseum erarbeitet hat, ist Auftakt einer Reihe von Geburtstags-Aktionen im Laufe dieses Jahres.

Siegerentwurf von Stephan Braunfels

Andreas Meck hätte den kantigen Museums-Baukörper buchstäblich abgehoben und der Alten Pinakothek einen avantgardistischen Solitär mit tiefergelegtem Eingangsforum gegenübergestellt. Herzog & de Meuron schlugen einen leicht und schwebend wirkenden Bau mit verglaster Hülle und Isozaki ein sehr monumental geratenes Halbrund vor, das innen einen Riegel und Höfe verbirgt.

Der Siegerentwurf von Stephan Braunfels ist ein moderner Tempel aus Sichtbeton mit zentraler Rotunde und beherrschender Diagonale. Als am 16. September 2002 die "Dritte Pinakothek" eröffnet wurde, war das der Höhepunkt einer nicht durchwegs ruhmreichen Baugeschichte.

Kunstminister Hans Zehetmair war es, der 1990 durchsetzte, dass das Gelände in der Maxvorstadt an der Ecke Gabelsberger-/Barer Straße, auf dem jahrelang der Circus Roncalli gastierte, doch nicht der Erweiterung der Unis, sondern allein der Kultur dienen sollte. Der Freistaat zeigte zunächst wenig Interesse daran, die hehre Vision seines Kunstministers zu finanzieren. Mit der Auflage, dass zehn Prozent der damals auf 200 Millionen Mark geschätzten Bausumme als private Spenden gesammelt werden sollten, schob man die Entscheidung erst einmal auf. Doch als die neu gegründete Stiftung Pinakothek der Moderne das Geld in Rekordzeit zusammenbrachte, konnte Edmund Stoiber ohne Gesichtsverlust nur grünes Licht geben. 1996 fand der erste Spatenstich, 1998 Richtfest statt. Bei der Einweihung glänzte der Ministerpräsident dann doch als Freund der Künste.

Dauerstreit um Ausstattung und Honorare

Braunfels' Konzept wurde gefeiert, aber die auf 200 Millionen gedeckelten Baukosten waren nicht realistisch. Die bereits zum Millennium geplante Eröffnung verzögerte sich, es folgten ein Dauerstreit um Ausstattung und Honorare. Am Ende lagen die Kosten bei 121 Millionen Euro. Mit der Konsequenz, dass der von Braunfels bereits im Siegerentwurf angelegte 2. Bauabschnitt erst auf die lange Bank geschoben und dann auf den Sankt Nimmerleinstag verlegt wurde.

Was vor allem für die Graphische Sammlung und die Kunstvermittler trotz Neubau die permanente Beschränkung bedeutet. Doch 2019 haben die Stiftung Pinakothek der Moderne und der PIN-Verein Braunfels die Rechte an seinem Entwurf abgekauft. Für die Staatsgemäldesammlungen ein Etappensieg. Zumindest theoretisch ist damit der Weg frei für einen neuen Wettbewerb der Bebauung der schmalen Fläche an der Gabelsbergerstraße, die seit 2002 als Münchens geräumigster Parkplatz genutzt wird.

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"Welche musealen Konzepte wurden verwirklicht, welche aktuellen Ideen finden darin Platz? Wie kann der fragmentarisch ausgeführte Bau gedanklich weiterentwickelt werden? Wie kann das gesellschaftliche Engagement Antrieb für die Zukunft sein?", fragt die Schau. "Zwanzig und jetzt?" ist partizipativ gedacht und lädt ein zum "Mitdenken, Mitreden und Mitfeiern."

Als Besonderheit des Hauses wurde stets hervorgehoben, dass hier vier staatliche Institutionen unter einem Dach zusammenfinden: Sammlung Moderner Kunst, Graphische Sammlung, das Design-Museum Die Neue Sammlung und das Architekturmuseum der TU. Wovon man sich jede Menge Synergieeffekte erhoffte. Heute, nach 20 Jahren mit über 400 Präsentationen, muss man allerdings feststellen, dass Projekte, die in Kooperation entwickelt wurden, überschaubar blieben. In Zukunft mehr Miteinander, das wär' doch was!

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