Kritik

Caspar David Friedrichs Leben als Graphic Novel

Zum 250. Geburtstag: Die Graphic Novel "Caspar David Friedrich mit Caroline in Greifswald" zeichnet ein sympathisch privates Bild des großen Malers
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Christa Sigg
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In aller Herrgottsfrühe haben Caspar David Friedrich und Caroline Bommer in der Dresdner Kreuzkirche geheiratet. Er musste schließlich schnell wieder ins Atelier.
Illustrationen: Maiken Albert/ Sandstein Verlag 4 In aller Herrgottsfrühe haben Caspar David Friedrich und Caroline Bommer in der Dresdner Kreuzkirche geheiratet. Er musste schließlich schnell wieder ins Atelier.
Caspar David Friedrich nimmt sich auf der Hochzeitsreise nach Greifswald viel Zeit für die Familie und die Vorstellung seiner jungen Frau Caroline. Er zeigt ihr Rügen und skizziert unterwegs entscheidende Details, die er später in seinen berühmten Gemälden verarbeitet
Illustrationen: Maiken Albert/ Sandstein Verlag 4 Caspar David Friedrich nimmt sich auf der Hochzeitsreise nach Greifswald viel Zeit für die Familie und die Vorstellung seiner jungen Frau Caroline. Er zeigt ihr Rügen und skizziert unterwegs entscheidende Details, die er später in seinen berühmten Gemälden verarbeitet
Caspar David Friedrich nimmt sich auf der Hochzeitsreise nach Greifswald viel Zeit für die Familie und die Vorstellung seiner jungen Frau Caroline. Er zeigt ihr Rügen und skizziert unterwegs entscheidende Details, die er später in seinen berühmten Gemälden verarbeitet. Auf den "Kreidefelsen" zum Beispiel. Oder verschiedenen Ansichten vom Meer.  Illustrationen: Maiken Albert in "Caspar David Friedrich mit Caroline in Greifswald", Sandstein Verlag
4 Caspar David Friedrich nimmt sich auf der Hochzeitsreise nach Greifswald viel Zeit für die Familie und die Vorstellung seiner jungen Frau Caroline. Er zeigt ihr Rügen und skizziert unterwegs entscheidende Details, die er später in seinen berühmten Gemälden verarbeitet. Auf den "Kreidefelsen" zum Beispiel. Oder verschiedenen Ansichten vom Meer. Illustrationen: Maiken Albert in "Caspar David Friedrich mit Caroline in Greifswald", Sandstein Verlag
Caspar David Friedrich skizziert verschiedene Ansichten vom Meer
Illustrationen: Maiken Albert/ Sandstein Verlag 4 Caspar David Friedrich skizziert verschiedene Ansichten vom Meer

Caroline ist ein Geschenk des Himmels. Denn so tief sich Caspar David Friedrich mit seinen Landschaften in die Gemüter des Publikums gemalt hat, so sehr blieb er auf der anderen Seite ein verschlossener, schwieriger Kandidat. Kauz trifft es vielleicht besser. Aus der Sicht einer jungen Frau mit Mitte 20 muss dieser still und stetig vor sich hinwerkelnde Mann ein Monument gewesen sein. Nicht im Sinne eines Aufblickens zum großen Meister, das brauchte man den Mädchen im frühen 19. Jahrhundert gar nicht erst einzutrichtern, sondern eher in einer gewissen Unbeweglichkeit.

Friedrich hatte sich in seinem Leben eingerichtet, daran konnte und wollte Caroline Bommer auch nach der Heirat am 21. Januar 1818 nicht viel ändern. In der Dresdner Kreuzkirche übrigens, morgens um sechs nach der Frühmesse, um gleich wieder ins Atelier zu eilen. Damit beginnt eine sympathische Graphic Novel über die Hochzeitsreise der Eheleute in die pommersche Heimat Friedrichs nach Greifswald. Sympathisch auch deshalb, weil die Hansestadt im Jubiläumshype ein bisschen zu kurz kommt.

Caspar David Friedrich nimmt sich auf der Hochzeitsreise nach Greifswald viel Zeit für die Familie und die Vorstellung seiner jungen Frau Caroline. Er zeigt ihr Rügen und skizziert unterwegs entscheidende Details, die er später in seinen berühmten Gemälden verarbeitet
Caspar David Friedrich nimmt sich auf der Hochzeitsreise nach Greifswald viel Zeit für die Familie und die Vorstellung seiner jungen Frau Caroline. Er zeigt ihr Rügen und skizziert unterwegs entscheidende Details, die er später in seinen berühmten Gemälden verarbeitet © Illustrationen: Maiken Albert/ Sandstein Verlag

Wenn das Geld ausgeht, schicken die Brüder Heringe

Seit vor einem Jahr die Caspar-David-Friedrich-Festspiele zum 250. Geburtstag am 5. September 2024 eröffnet wurden, pendelt eine wachsende Fangemeinde zwischen Hamburg, Berlin und Dresden. Im Februar kommt New York dazu. Dabei ist der Maler so herrlich norddeutsch und (ost)seeaffin, dass er selbst der täglich aufgetischten Heringe nicht überdrüssig wird. Ganze Bottiche voll schicken ihm die Brüder nach Sachsen, denn oft genug reicht der Verdienst nicht aus, um die Familie zu ernähren.

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Man hält bei den Friedrichs aber zusammen, auch das zeigt die von Maiken Albert so fantasievoll aquarellierte Reise im Bilderbuch-Duktus. Die Illustratorin, die passenderweise am Greifswalder Caspar-David-Friedrich-Institut studiert hat, bezieht sich ausdrücklich auf die Zeichnungen des Künstlers, doch sie widersteht jeder Annäherung an seinen Stil samt der typischen Präzision. Gerade auch in den ausgiebig geschilderten Szenen mit Brüdern und Schwägerinnen, Nichten und Neffen oder bei der Vorstellung des Kerzenzieher- und Seifensieder-Metiers, mit dem schon die Vorfahren Friedrichs ihren Unterhalt verdient haben.

Friedrich führt Caroline über Neubrandenburg und Wolgast nach Greifswald und schließlich nach Rügen. Das ist sein Terrain, dort entstehen Studien zu den berühmten "Kreidefelsen", aber auch zum nicht minder populären "Wanderer über dem Nebelmeer" und zum Gemälde "Auf dem Segler" mit einem innig beieinandersitzenden Paar. Das blickt in die Ferne. In Rückenansicht, wie sollte es anders sein.

Caspar David Friedrich skizziert verschiedene Ansichten vom Meer
Caspar David Friedrich skizziert verschiedene Ansichten vom Meer © Illustrationen: Maiken Albert/ Sandstein Verlag

Man kann sich diesen Sehnsuchtsbildern nicht entziehen, Sehnsucht hatte Friedrich auch ein Leben lang nach seiner Heimat und nach dem Meer. Insofern deutet die Graphic Novel auf eine schöne Verbindung, und tatsächlich sollte der Aufenthalt mit Caroline der letzte des damals knapp 44-Jährigen in Greifswald sein. Er hatte ja nun sein eigenes, behagliches Heim.

Lebenslange Sehnsucht nach dem Norden

Das 36-Seiten-Buch im ungewöhnlichen Querformat wurde vom Pommerschen Landesmuseum herausgegeben, der Input kam auch vom Haus, und dennoch gibt es neben der Kunst genug Raum für Alltäglichkeiten. Kurios sind zum Beispiel die Seiten aus dem "Greifswalder Anzeiger" mit einem Sammelsurium an schrägen Annoncen: vom dänischen Hof-Zahnarzt, der schon mal seine Dienste ankündigt, über den Verkauf von grauer Leinwand "zu billigen Preisen beim Herrn Friedrich am Großen Markt 10" bis zum Wachsfiguren-Cabinet der Madame Zezzi mit Prominenten wie der Preußenkönigin Louise, Feldmarschall Fürst Blücher oder dem Revolutionär Robespierre. Die Lotteriezahlen nicht zu vergessen.

Die Hochzeitsreise lenkt ab vom ewigen Jugenddrama um die früh verstorbene Mutter und den Bruder, der mit einiger Wahrscheinlichkeit bei der Rettung des kleinen Caspar David aus dem Eis den Tod fand. Sicher saßen die Verluste tief im Gemüt des Malers, zugleich war Greifswald für ihn aber so viel mehr. Und das ist in diesem Edel-Comic ganz wunderbar eingefangen.

"1818. Caspar David Friedrich mit Caroline in Greifswald", hrsg. Pommersches Landesmuseum Greifswald, Illustriert von Maiken Albert (Sandstein Verlag, 36 Seiten, 20 Euro)

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