Ausstellung im Kallmann-Museum: Faszination der Genügsamkeit

Chris Bierls Ausstellung "Mutual Adaption" im Kallmann-Museum in Ismaning.
Roberta De Righi |
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Dieses Motiv fand Chris Bierl auf Island.
Dieses Motiv fand Chris Bierl auf Island. © Chris Bierl

Ismaning - Die Gottesanbeterin ist eine Beauty-Queen: anmutig, cool und immer im passenden Outfit. Jetzt kann man einige recht unterschiedlich gewandete lebende Exemplare im Ismaninger Kallmann-Museum bestaunen - und zwar zum Anfassen nah, ohne Terrarium.

Chris Bierl mit Kallmann-Preis 2021 ausgezeichnet

Der 1980 in Cham geborene, in Berlin lebende Künstler Chris Bierl hat den Kallmann-Preis 2021 bekommen. Das Haus präsentiert seine Arbeiten unter dem Titel "Mutual Adaption" zusammen mit expressiven Tier-Darstellungen des Museumsgründers Hans Jürgen Kallmann.

Bierl brachte die Insekten mit seiner Serie "Anime" hierher: Sechs monochrome Großformate mit rauen Oberflächen, auf die er Erde, Sand oder Vulkanasche auftrug, die von Reisen durch Japan stammen. Diese Bilder gleißen in Hellgrau, Ocker und Schwarz - und sind vorübergehender Lebensraum verschiedener asiatischer Fangschrecken-Arten.

Bierl-Ausstellung: Gottesanbeterinnen in der Hauptrolle

Landschaften, Tierdarstellungen - oder exotische Idyllen? Die Gottesanbeterinnen sind zugleich Protagonistinnen und Mit-Gestalterinnen des Bildes. Lange Zeit reglos bis auf ihre winzigen Facettenaugen, die den Betrachter beobachten. Die Kunst schaut auf uns zurück.

Bei Bierl steht nicht die Tatsache im Vordergrund, dass Mantiden-Weibchen ihre Partner nach dem Geschlechtsakt aufessen. Ihn faszinieren vielmehr Genügsamkeit und Anpassungsfähigkeit der Gattung - vor allem erstere fehlt dem Menschen. Und die perfekte Tarnung der Tiere, die man auch im Museum zunächst für Blätter hält.

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In "Mutual Adaption" sind die Gottesanbeterinnen darüber hinaus Teil der Raum-Installation "Organic Matter Biosphere": Dafür fügte der Künstler Rohöl, Schwefelpulver, Ölsand und Wasser aus dem Schwarzen Meer sowie zwei tote Vögel zusammen zu einem hochaktuellen Memento mori: Energiegewinnung und Naturzerstörung - die beiden drängendsten Probleme der Zeit.

Chris Bierl zeigt eine von Menschen brutal veränderte Landschaft

An den Wänden hängen großformatige Fotografien aus dem russischen Karabasch. Die Kleinstadt südöstlich des Ural ist einer der schmutzigsten Orte der Welt. Die dort ansässige Kupferhütte sorgte dafür, dass der Wald auf dem namensgebenden "schwarzen Berg" durch sauren Regen vollständig zerstört wurde.

Eine von Menschen brutal veränderte Landschaft: Zwischen Abraumbergen und spärlichen Birkenwäldchen liegen verstreute Siedlungen. Ein starker Gegensatz dazu sind die menschenleeren, unberührt wirkenden Landschaften, die Chris Bierl in Island und Norwegen fotografiert hat. Wer lange genug die von Moosen und Flechten überwucherten Felsbrocken auf sich wirken lässt, beginnt an Trolle zu glauben.

Für drei Millionen Euro: Kallmann-Museum wird ab Februar 2023 saniert

Seit seinem Antritt als Museumsleiter 2013 schreibt Rasmus Kleine das Werk von Hans Jürgen Kallmann mit Ausstellungen zeitgenössischer Künstler in die Gegenwart fort. Die Attraktivität des 1992 eröffneten Hauses dürfte durch die geplante Renovierung ab Februar 2023 deutlich zunehmen: Zum einen, weil alle Räume licht-technisch optimiert werden, und im Atrium ein zentraler neuer Raum für Veranstaltungen entsteht. Die Sanierung ist der Gemeinde Ismaning drei Millionen Euro wert.

Energetisch verbessert wird die nach Süden gerichtete, geneigte Fensterfront des einer Orangerie nachempfundenen Gebäudes. Bisher muss das Sonnenlicht im Foyer mithilfe von Verschattungselementen abgehalten werden. Durch Isolierglas wird in Zukunft der Blick nach draußen in den idyllischen Schlosspark möglich. Der Vorplatz wiederum wird durch einen neuen Außenbereich des Museumscafés belebt. Ab Ende 2023 wird der Ismaninger Schlosspark also nicht nur wegen der Kunst ein lohnendes Ausflugsziel im Umland sein.


Bis 1. Mai, Kallmann-Museum Ismaning (Schlossstraße 3 b), Di - Sa 14.30 bis 17, So 13 bis 17 Uhr

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