"Toni Erdmann" for Oscar - Im Heute angekommen

"Toni Erdmann" geht für Deutschland ins Oscar-Rennen: Der Kulturredakteur Adrian Prechtel über den Hintergrund der deutschen Oscar-Vorentscheidung.
von  Adrian Prechtel
Man darf im Kino noch Besonderes erwarten, oder? - AZ-Kulturredakteru über "Toni Erdmann" als Oscar-Kandidat.
Man darf im Kino noch Besonderes erwarten, oder? - AZ-Kulturredakteru über "Toni Erdmann" als Oscar-Kandidat. © NFP/AZ

Es ist – auch wenn es etwas pathetisch klingt – ein Neubeginn! Denn jahrelang hat man beim Versuch, einen „Auslands“-Oscar zu ergattern, auf die deutsche Vergangenheit gesetzt, meist im Themenfeld Hitler und seine Machenschaften. Selbst der gewonnene Oscar 2007 für „Das Leben der anderen“ war mit DDR-Geschichte rückwärsgewandt.

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Mit Maren Ades „Toni Erdmann“ geht man jetzt endlich neue Wege, den deutschen Film im Ausland zu präsenteiren: Der Film hat eine eigenwillige künstlerische Handschrift, ist aktuell, modern, orginell und intelligent. Und man lacht sehr deutsch über unserern eigenen Humor, was ja nicht gerade als „typisch deutsch“ gilt. Auch in den USA wird der Film ziehen, weil Themen wie „immer performen“ müssen, Selbstoptimierung und wirtschaftsliberale Verwüstungen dort sogar noch härter auftreten als bei uns.

Und dass der Film ein bisschen sperrig ist? Genau das hebt ihn ja aus der Glätte vieler Kinofilme heraus. Und wenn das bisher eine halbe Million Zuschauer bei uns nicht gestört, sondern begeistert hat, wird das auch bei den Academy-Mitgliedern funktionieren – bei Leuten, die sich vom Kino hoffentlich noch ein besonderes Erlebnis erwarten.

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