"The Man Who Killed Don Quixote": Wahn und Wahnsinn

Jeder vernünftige Mensch hätte schon vor Jahren aufgegeben, aber manchmal gewinnen am Ende die störrischen Träumer", resümiert Terry Gilliam den dornenreichen Weg seines Wunschprojektes bis zur Leinwand.
Auch wenn er bis zur Fertigstellung fast 30 Jahre an seinem Werk laborierte. Die Geschichte ist so richtig krachend spleenig: Werbefilmer Tony hat seine einstigen Ideale vergessen. Für den Zyniker zählt nur noch Geld. Als ihm bei der Arbeit an einem Werbespot eine DVD seines Studentenfilms in die Hände fällt, kehrt er noch einmal in das Dorf zurück, wo er einst mit wenig Mitteln und viel Herzblut sein Erstlingswerk stemmte.
Spannender als der Film ist die Entstehungsgeschichte Don Quijote de la Mancha
Entsetzt muss er feststellen, welches Unheil er angerichtet hat. Das junge Mädchen, dem er damals eine große Zukunft voraussagte, ist in der Großstadt gescheitert, die Dorfgemeinschaft auseinandergebrochen, der Schuster, der Don Quixote spielte, hält sich wirklich für den "Ritter von der traurigen Gestalt": und Tony bald für seinen Knappen Sancho Panza. Gemeinsam mit dem alten, verwirrten Mann begibt er sich auf eine absonderliche Reise, trifft auf Burgfräuleins und Frauen mit Bärten, Goldmünzen in einem Eselkadaver, Riesen und Fantasiegestalten und entdeckt bei sich doch noch so etwas wie ein Gewissen.
Spannender als der Film ist die Entstehungsgeschichte des Fantasy-Abenteuers frei nach Miguel de Cervantes‘ Roman "Don Quijote de la Mancha" aus dem 17. Jahrhundert. Gilliam, einziges amerikanisches Mitglied der legendären Monty Python-Truppe, entwickelte die erste Idee schon 1989, die ersten Dreharbeiten 2000 standen unter keinem guten Stern: Wetter- und Lärmprobleme und der Bandscheibenvorfall des damals schon nicht mehr ganz knackigen Hauptdarstellers Jean Rochefort sorgten für das Ende: nach sechs Tagen! Beginn eines Kampfes gegen Windmühlen, besser gesagt gegen Produzenten und Versicherungen. Acht Jahre Pause, dann ständig neue Drehbuchversionen, neue Finanzierungsschwierigkeiten, neue Hauptdarsteller.
Im Film wirkt alles etwas zu konfus und zu angestaubt im 70er-Stil
Statt des 2017 gestorbenen Rochefort reitet jetzt Jonathan Price als Titelfigur durch die Pampa, für Johnny Depp sprang Adam Driver ein. Die ganzen Querelen gingen nicht spurlos an Gilliam und der Realisierung vorbei, Herzinfarkt inklusive.
Trotz großem Schauwert gerät alles etwas zu ausgewalzt, zu konfus und zu angestaubt im 70er-Stil, ohne wirkliches Interesse an den Figuren. Der 77-jährige Gilliam hat sich hier leider verhoben. Aber zu bewundern ist sein Durchhaltevermögen natürlich dennoch.
Kino: Atelier, Münchner Freiheit, Arena (auch OmU), Cinema und Museum (OV) B&R: Terry Gilliam (134 Min.)