Kritik

"The Magic Flute - Das Vermächtnis der Zauberflöte": Mozart mit Harry Potter

Florian Sigls Musikfilm "The Magic Flute - Das Vermächtnis der Zauberflöte".
Robert Braunmüller
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Jack Wolfe als Prinz, Asha Banks als Pamina und Morris Robinson als Sarastro im Finale von Florian Sigls Mozart-Film.
Jack Wolfe als Prinz, Asha Banks als Pamina und Morris Robinson als Sarastro im Finale von Florian Sigls Mozart-Film. © Tobis

Es ist auch im Theater kein reiner Spaß, die "Zauberflöte" zu inszenieren: Jeder Zuschauer verbindet mit dieser Oper eigene Erinnerungen, Wünsche und Erfahrungen. Noch schwerer ist es, Mozarts Oper zu verfilmen, weil Ingmar Bergman das 1975 bereits perfekt gelungen ist - in einer zauberhaft naiv-klugen Art und Weise, die bis heute erstaunlich frisch geblieben ist.

Von der klassischen Oper ist nicht allzu viel übrig geblieben

Florian Sigl hat es trotzdem probiert. "The Magic Flute - Das Vermächtnis der Zauberflöte" verfolgt einen an sich klugen Ansatz. Sigl spiegelt die Handlung in der Gegenwart eines österreichischen Musikinternats. Eine alte Uhr neben dem Regal mit den Partituren bildet die Verbindung beider Welten, in denen es um Reifung und das Erwachsenwerden geht. Dabei musste Mozart aber einige Federn lassen: Die zentralen Arien werden höchstens angespielt. Dazwischen macht sich die übliche routiniert-seifige Filmmusik breit. Die Drei Knaben fehlen ganz, die Damen singen mit einer Pop-Technik.

Merkwürdiger ist allerdings das Bild, das der Film von klassischer Musik entwirft: Es ist eine leistungsorientierte Welt der Zwänge, die von beinhart konservativen und sterbenden Vätern dominiert wird, die jungen Leuten mit ihrem letzten Willen aufnötigen wollen. Das hat viel mit der Handlung der "Zauberflöte" zu tun, obwohl der Film diese Parallelen nicht herausstellt.

Viele Rollen sind mit bekannten Gesichtern besetzt

In der Liebesszene greift das reale Paar (Jack Wolfe und Niamh McCormack) am Klavier nicht zu Mozart, sondern zu einem Popsong. Das ist zwar verständlich, weil beide Figuren vom Internat genervt sind. Aber in einem Film, der Mozart in die Gegenwart holen will, wirkt es unpassend. Die frauenfeindlichen Sentenzen der Oper hat Sigl einfach gestrichen.

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Und ihrem Rassismus gibt er mit Farbigen in zentralen Rollen geschickt Kontra. Die Besetzung prunkt mit Ivan Rheon ("Game of Thrones") als Papageno, Rolando Villazón spielt sich selbst, F. Murray Abraham, der Salieri aus Miloš Formans legendärem "Amadeus", gibt den gestrengen Internatschef.

Mit dem unvermeidlichen Internat und computergenerierten Fantasy-Szenen will der von Roland Emmerich mitproduzierte Film ein jüngeres Publikum bei "Harry Potter" abholen. Ob das funktioniert? Der hier Schreibende hat die Erfahrung gemacht, dass Bergmans Theaterluft atmender Film bei Kindern immer noch gut ankommt, während Sigls High-Tech bei jüngeren Zuschauern ziemlich verpufft.

Kino: Museum Lichtspiele (OV), R: Florian Sigl (D/A, 125 Min.)

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