"T2 - Trainspotting": Die Zukunft ist vorbei

Über 20 Jahre nach "Trainspotting" lässt Danny Bolye seine schottischen Helden wieder auftreten.
von  Margret Köhler

Schon lange kursierten Gerüchte über eine Fortsetzung von "Trainspotting – Neue Helden", dem ultimativen Kultfilm von 1996 mit dem schlimmsten Klo Schottlands. Danny Boyle katapultierte damals sein kompromissloser Blick auf Sucht und Drogenkonsum nach ganz oben.

Zwanzig Jahre später lässt der Oscar-Preisträger ("Slumdog Millionär"), locker nach Irvine Welshs 2002 erschienenen Folgeroman "Porno", die Jungs noch einmal von der Leine. Nicht mehr so knackig wie einst, weniger Drogenexzesse, aber immer noch Außenseiter und Verlierer.

Wer die Vier allerdings nicht kennt, wird sich schwertun mit diesem neuen Trip ins Chaos. Mark Renton, der mit dem Geld aus einem Deal, was er mit seinen Kumpeln teilen sollte, nach Amsterdam verschwunden war, kehrt jetzt ins gentrifizierte Edinburgh zurück.

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Älter aber nicht zwingend klüger

Sofort sucht er Simon "Sick Boy" auf, der eine schäbige Kneipe betreibt und nebenher Sexkunden seiner Freundin filmt und erpresst. "Spud" hängt immer noch am Heroin, und Psycho Begbie hat sich gerade mit einem Trick selbst aus dem Knast entlassen. Das Quartett ist zwar älter, aber nicht zwingend klüger geworden, Selbstzerstörung gehört weiter zu ihrem Programm. Und Marks Verrat ist nicht vergessen, auch wenn er das Geld zurückzahlen will. Begbie sinnt auf tödliche Rache, Simon schlägt ihn erst einmal windelweich, bevor es ans Geschäftliche geht, die Eröffnung eines Bordells. Was natürlich nicht klappt. Es geht nicht nur um das Weiterspinnen einer Geschichte, sondern auch um Nostalgie mit vielen Rückblenden, Eintauchen in die Vergangenheit, Schwelgen in der glorreichen Erinnerung.

Nur manchmal blitzt die frühere grimmige Anarchie auf, der Ton ist weniger rebellisch, manchmal sogar etwas rührselig, dafür triumphiert rabenschwarzer Humor. Das Leben, nicht mehr als eine bittere Pille, hat Spuren hinterlassen, und wenn Simon Mark vorwirft, ein "Tourist in der eigenen Jugend" zu sein, ist sie da, diese Melancholie und Trauer über verpasste Chancen, die berstende Wut auf das Hier und Jetzt, die große Ernüchterung.

Ewan McGregor, Johnny Lee Miller, Ewen Bremner und Robert Carlyle sind wieder die kaputten Helden, an denen die Zeit genagt hat, die nie alt werden wollten und plötzlich merken, sie sind schon lange nicht mehr jung. Sound und Style, der Beat der Straße, der hochtourige Pulsschlag beim Taumeln am Abgrund reißen mit. Aber vom einstigen Feuer ist nur noch Glut übrig. Überleben kann nämlich verdammt weh tun, wenn man weiß, die Zukunft ist vorbei.


Kino: Cinemaxx, City, Leopold, Mathäser, Monopol, Royal sowie Gabriel (OmU) und Cinema (OV) Regie: Danny Boyle (GB, 118 Min.)


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Wenige Filme prägten die Neunziger wie "Trainspotting", Danny Boyles wilde, anarchische Geschichte einer Junkie-Clique in Edinburgh. Jetzt, zwanzig Jahre, später lässt der Oscar-Preisträger die wilden Typen nochmal von der Leine.

Renton (Ewan McGregor) kehrt zurück in die schottische Heimat. Am Ende des ersten Teils hatte er seine Kumpels Sick Boy, Spud und Begbie um viel Geld betrogen – jetzt gibt’s erst mal Hiebe. Und dann jede Menge Nostalgie, Schwelgen in Erinnerung – aber auch den rabenschwarzen Witz von einst.

Wir verlosen drei Pakete mit jeweils zwei Kinotickets und einem Soundtrack. Schicken Sie bitte eine E-Mail an kultur@az-muenchen.de, Betreff: "T2 Trainspotting", und geben Sie Adresse und Telefonnummer an!

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