"Parchim International": Investorenträume
Im Nirgendwo Mecklenburgs trifft sich bald die weite Welt. Zumindest wenn es nach Herrn Pang geht. Der chinesische Großinvestor will irgendwo zwischen Hamburg und Berlin einen riesigen Frachtflughafen errichten, ein internationales Drehkreuz mit angegliederter Industrie und lebenswerter Stadt.
In ihrer herrlich lakonischen Doku „Parchim International“ begleiten Stefan Eberlein und Manuel Fenn den Lebenstraum des umtriebigen Geschäftsmannes – und porträtieren zugleich die Menschen, die Weite und die Psychologie einer abgehängten Gegend. In Parchim hoffte man lang auf den Aufschwung, auf Arbeitsplätze, auf etwas anderes als das Außenseiter-Dasein seit der Wende.
Momente voller Komik
Wundervoll spielt der Film visuell mit den offensichtlichen Widersprüchen, mit den Verständigungsschwierigkeiten, mit dem Auseinanderklaffen von Investoren-Traum und Realität. Der improvisierte Tower besteht aus einem Container, die Hasen hoppeln über die kaputte Landebahn, keiner der wenigen Angestellten ist des Englischen mächtig.
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Herr Pang lässt sich davon nicht beeindrucken: Er trifft sich mit russischen Investoren, mit Bundestagsabgeordneten („Frau Merkel ist sehr interessiert!“) und mit mecklenburgischen Fischern, die davon unterrichtet werden, dass sie ihren Mini-Krabbenfang in Zukunft auf 50 Tonnen erhöhen können.
Trotz jener Momente voller Komik werden die Protagonisten überaus ernst genommen. Die (bislang enttäuschte) Hoffnung der Ortsansässigen auf tausende Arbeitsplätze beschreibt die wohlbekannte Post-DDR-Tragik in der Provinz. Selbst Herr Pang, der eigentlich recht sympathische Träumer, wird am Ende in sein Heimatdorf begleitet, wo er in den Armen seiner Großmutter um seinen vor Jahren verstorbenen Vater weint. Damals, erzählt er, sei er auf Geschäftsreise in Nigeria gewesen und habe die Trauer zugunsten des Business einfach runtergeschluckt.
R: Stefan Eberlein & Manuel Fenn (D, 89 Min.) Kinos: Monopol, Neues Arena
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