Kritik

Oscar für "Coda": Der beste Film, den niemand kennt

Der Oscargewinner "Coda" ist nie im Kino gelaufen und wird dort auch nicht zu sehen sein.
Florian Koch |
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Eugenio Derbez (links), Sian Heder, Marlee Matlin, Troy Kotsur, Emilia Jones, Daniel Durant und Amy Forsyth, Gewinner des Preises für den besten Film für "Coda", zeigen im Presseraum der 94. Verleihung der Academy Awards in Hollywood ihre Oscars und das Gebärdenzeichen für "I Love You".
Eugenio Derbez (links), Sian Heder, Marlee Matlin, Troy Kotsur, Emilia Jones, Daniel Durant und Amy Forsyth, Gewinner des Preises für den besten Film für "Coda", zeigen im Presseraum der 94. Verleihung der Academy Awards in Hollywood ihre Oscars und das Gebärdenzeichen für "I Love You". © Foto: Jordan Strauss/dpa/Invision/AP

Eine 18-Jährige, die Musikerin werden will, sich aber auch mit dem Unverständnis ihrer Eltern konfrontiert sieht. Nicht aus Bosheit, sondern einfach aufgrund der Tatsache, dass beide, Mutter wie Vater, gehörlos sind. Vor 25 Jahren hätte es dafür fast einen Auslands-Oscar gegeben. Die Regisseurin von "Jenseits der Stille" war eine junge HFF-Absolventin: Caroline Link.

Nun geht der Oscar mit "Coda" tatsächlich an eine Produktion, in der Gehörlose keine Randfiguren mehr sind. Ein Anspruch, der sich bereits im Titel manifestiert. Denn "Coda", ein Remake des französischen Films "Verstehen Sie die Béliers?", steht für "Children Of Deaf Adults", sprich Kinder von tauben Erwachsenen. Und die werden mit Marlee Matlin (Mutter), Troy Kotsur (Vater) und Daniel Durant (Bruder) im Gegensatz zum schwächeren komödiantischen Vorbild auch von Gehörlosen gespielt.

"Coda": Geschichte konventionell, Figuren herausragend gespielt

Die Geschichte, eine durchaus konventionelle "Du kannst es schaffen, wenn du nur an dich glaubst"-Variante erinnert dabei verblüffend an Caroline Links wunderbaren Filmerfolg. Auch in "Coda" steht mit der Hobby-Sängerin Ruby (Emilia Jones) eine musikalisch Hochbegabte im Zentrum, die sich in einem emotional schwer zu knackenden Pflicht-Neigung-Konflikt befindet.

Zum einen der Stellenwert für ihre gehörlose Fischer-Familie, für die Ruby der einzige Kontakt zur Außenwelt darstellt. Und zum anderen der Gesang, die Möglichkeit beim Bostoner Berklee College of Music ein Stipendium zu ergattern. Siân Heder, die Regisseurin, spielt die akustischen Gegenwelten nie gegeneinander aus, bleibt nah dran an den Nöten und Sehnsüchten ihrer herausragend gespielten Figuren.

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"Coda" leider nur auf Apple TV+

Und es gelingen ihr bei allem Sentiment auch wahrhaft anrührende Szenen, wie wenn bei Rubys großem Schulauftritt der Ton abgedreht wird, um die Zuschauer auch mal mitzunehmen in die Welt der gehörlosen Eltern. Man kann diese dramatischen Momente manipulativ finden, dennoch wirken sie im Kontext des Films schlüssig, ungekünstelt und dürften auch die Oscar-Jury überzeugt haben.

Schade nur, dass "Coda" bisher lediglich Apple TV-Kunden vorbehalten war. Denn das Unternehmen weigert sich im Gegensatz zum Streaming-Konkurrenten Netflix bis heute standhaft, seine Werke auch ins (deutsche) Kino zu bringen.


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