Kritik

"Ambulance" neu im Kino: Jagd nach Adrenalin

Comeback-Versuch von Michael Bay: "Ambulance" gefällt sich als knallige Dauer-Verfolgungsjagd durch Los Angeles, bleibt dabei aber erschreckend substanzlos.
Florian Koch |
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Action und Thrill - mehr ist nicht geboten.
Action und Thrill - mehr ist nicht geboten. © Universal Studios/ UPI

Die Operation am offenen Herzen, oder auch am Brustkorb. Sie dürfte Western-Fans bekannt sein.  Auch im Action-Thriller "Ambulance" sind es medizinisch wenig geschulte Filmfiguren, die eine Kugel entfernen und den gefährlichen Blutverlust verhindern müssen. Nur ist hier die Herausforderung noch einmal eine ganz andere. Denn der lebensrettende Eingriff soll während einer Verfolgungsjagd erfolgen, während Ärzte vom Golfplatz per Video zugeschaltet werden. Klingt absurd, passt aber zur Denkweise Michael Bays.

Keine inszenatorische Zurückhaltung beim Comeback von Michael Bay

Der Regisseur hat seine Wurzeln in der Werbebranche und reihte in den 90er Jahren einen haarsträubenden Blockbuster nach dem anderen ("Bad Boys", "The Rock", "Armageddon") aneinander. Seine Markenzeichen: eine wild kreiselnde Kamera, schnelle Schnitte, dumme Macho-Sprüche und eine fast perverse Lust an Explosionen. Mittlerweile geht Bay auf die 60 zu und ist nach einigen Film-Gurken nicht mehr so gefragt. Wer nun bei seinem Comeback-Versuch aber eine gewisse Altersmilde, sprich eine inszenatorische Zurückhaltung erwartet, sieht sich getäuscht.

Wenn der todsichere Bankraub wie erwartet spektakulär schiefgeht

Bays Remake eines dänischen Thrillers wartet mit einer simplen Prämisse auf. Ex-Marine Will (Yahya Abdul-Mateen II) benötigt für die Operation seiner krebskranken Frau 230.000 Dollar. Geld, das er nicht besitzt. In seiner Verzweiflung wendet er sich an seinen Adoptivbruder Danny (Jake Gyllenhaal), einen smarten, aber verschlagenen Bankräuber.

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Wie es das Klischee will, ist Will beim nächsten angeblich todsicheren Bankraub mit an Bord, der wie erwartet spektakulär schiefgeht. Das Ende vom Lied: Will und Danny kapern auf der Flucht einen Krankenwagen, in dem der schwer verwunderte Polizist Zach (Jackson White) von der taffen Sanitäterin Cam (Eiza González) betreut wird.

High-Tech-Drohnen liefern rasende Kamerafahrten hinab von Wolkenkratzern

80 Minuten hat das dänische Original für diesen an einem Tag spielenden Thriller benötigt. Bays Film dauert eine Stunde länger, ohne mehr zu erzählen. Die obszöne Lauflänge erklärt sich aus seiner Filmbiografie. Denn während der Krankenwagen durch die Straßen von Los Angeles heizt, ereignet sich neben besagter OP eine Karambolage nach der anderen. Unterbrochen nur vom martialischen Auftreten der hochgerüsteten Polizei bis hin zum Einsatz von Latino-Gangster-Abziehbildern, die Danny am Telefon rekrutiert.

Um von der fehlenden Substanz seiner Geschichte abzulenken, setzt Adrenalinjunkie Bay einmal mehr auf Oberflächenreize. High-Tech-Drohnen liefern rasende Kamerafahrten hinab von Wolkenkratzern. Eine anfangs prickelnde Spielerei, die sich schnell abnutzt. Immerhin, eines hat der Regisseur gelernt: dass Frauen wie Cam endlich mehr sein dürfen als fetischisierte Sexobjekte.


Kino: Cadillac, CinemaxX, Mathäser, Royal sowie Cinema, Museum Lichtspiele (OV), R: Michael Bay (USA, 136 Min.)

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