Neu im Kino:"Die beste aller Welten“ in der AZ-Filmkritik

In seinem Spielfilmdebüt "Die beste aller Welten“ verarbeitet der österreichische Regisseur Adrian Goiginger seine Kindheit.
Margret Köhler |
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Verena Altenberger als Mutter, die den Wahnsinn hinter sich lassen will. Und Jeremy Miliker als ihr Sohn.
Filmperlen Verena Altenberger als Mutter, die den Wahnsinn hinter sich lassen will. Und Jeremy Miliker als ihr Sohn.

Eine Kindheit zwischen Fürsorglichkeit und Drogenrausch, Unordnung und Not, aber auch voller Liebe, Lust am Abenteuer und Fantasie. Das passt im emotional wuchtigen und nie spekulativen Spielfilmdebüt "Die beste aller Welten“ des Salzburgers Adrian Goiginger zusammen. Er erzählt aus der Perspektive eines Buben von seinem eigenen Leben, vom Aufwachsen im Außenseitermilieu am Stadtrand der sonst doch ach so schönen, herzigen Mozartstadt.

Als Siebenjähriger beobachtet er den verzweifelten Kampf der Mutter gegen ihre Heroinabhängigkeit, die Streitereien mit ihrem Freund, die Junkies, Dealer und Kleinkriminellen, die in der mit Decken abgedunkelte Wohnung koksen und pennen, nicht selten direkt über den Balkon einsteigen. Nur wenn ein Mitarbeiter "vom Amt“ kommt, wird schnell aufgeräumt und eine heile Welt vorgespielt. Entzug hält die Mischpoke für sinnlos. Der Ex-Junkie, der im Christentum Halt findet, erntet nur Spott und Hohn.

Heldenträume als Fluchtpunkt

Ein anderes Kind wäre vielleicht an den Gegensätzen zerbrochen, Adrian nimmt das alles als Normalität hin, kennt er es doch nicht anders, auch wenn er sich schon mal wehren muss, weil ihm einer der Kumpels "aus Spaß“ Wodka einflößen will.

In der Schule gilt er als cooler Typ, nicht zuletzt durch seine Raucherkünste und sein Wissen um die gefährliche Erwachsenenwelt: "Sucht is, wenn man was hot und des donn unbedingt wieder haben muss“.

Sein Fluchtpunkt sind Heldenträume, der Sieg über finstere Dämonen. Dem jungen Jeremy Miliker, der sich im Casting gegen 200 Konkurrenten durchsetzte, folgt man fast atemlos. Wenn er lacht oder die Tränen zurückdrängt, weil Zugedröhnte seine Geburtstagsparty vermiesen, dann fühlt man mit ihm. Und Verena Altenberger ist unschlagbar in ihrem vergeblichen Bemühen, sich gegen das Schicksal aufzubäumen. Ein phänomenales Duo.

Eine Hommage, welche unter die Haut geht

Die Hommage des Regisseurs an seine mit nur 39 Jahren verstorbene Mutter geht unter die Haut. Ihre Versuche, clean zu werden und ihren Sohn trotz aller Misere vor der rauen Realität zu schützen, sind anrührend, wie seine Versuche, ihr hilfreich zur Seite zu stehen. Dem erst 26-Jährigen gelingt eine intensive, aber keineswegs larmoyante oder voyeuristische Betrachtung der inneren Zerrissenheit einer starken und zugleich schwachen Frau. Da lässt ein romantisches Lagerfeuer unterm Sternenhimmel an der Salzach in einem zärtlichen Moment Armut und Alltag vergessen, schafft die Liebe zueinander "die beste aller Welten“.

Trotz schonungsloser Härte keimt zwischen märchenhaften Szenen und Trostlosigkeit ein Hoffnungsschimmer. 


Kino: Atelier, Neues Maxim
Buch & Regie: Adrian Goiginger (Ö, D, 103 Min.)

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